Es gibt Dinge, von denen man meint, es würde sie nicht geben. Das trifft auch auf manch Unfug zu, mit dem Medien unter Vorspiegelung hehrster Motive auch die Sensationsgier zu befriedigen versuchen. Dazu gehört seit längerer Zeit ja schon das Dinner-Boxen im 5-oder 5-Stern-Hotel am Heumarkt, bei dem ebenfalls unter Vorspiegelung boxerischer Delikatessen notabene im Verein mit dem ORF meist an Samstagabenden nichts anderes als Ramsch im Ring aufgetischt wird, oft verbrämt mit „Intercontinental“- Pseudotiteln von Pseudoverbänden.
Um dem aber im wahrsten Sinn des Wortes die Krone aufzusetzen, hat sich das auflagenstärkste Medium mit einem Austro-italienischen Gastronomen mit dem schönen Namen Roberto d´Arti mit dem schönen Vorsatz auf ein „Packl“ g´haut, um „fernab jeglicher Kampfsportregeln“ ein Fight-Event auf einen 3x3m kleinen, mit Draht eingezäunten Ring zu stellen, um sowohl aufmerksam zu machen als auch Geld zu sammeln für den Kinderschutz. Gretchenfrage: Großzügige Geste oder absurde Idee, um abartigen Typen den Kampf anzusagen?
Ja, und wo sollen sich die mit Ausnahme des – PR as much PR you can have – allerdings umstrittenen Milliardär-Sohnes Theo Tojner ausnahmslos fremdländischen Fighter (Palästina, Tschetschenien, Moldawien, England etc.) um ein vergleichsweise bescheidenes Preisgeld von 10.000 Euro dann prügeln? Nein, nein, selbst ein 5-Star-Hoel wäre den Veranstaltern da nicht genug fein, also mietet man sich dort ein, wo ansonsten Noblesse oblige gefragt ist, in der adeligen Beletage des honorigen Palais Palffy am Josefsplatz, wo der ehemalige Reformkaiser von seinem Denkmal runterblicken und sich wohl sagen würde: Sind´s mir net bös, gell, wenn ich mir in aller Bescheidenheit zu behaupten erlaub: Das is ja wie die berühmte Faust aufs Aug!
Abgesehen davon, dass da mit extra harten Handschuhen ohne Gewichtsklassen gekämpft und – angeblich nur in den Pausen – auch Speis und Trank aus dem d´Atri-Haus serviert wird, darf auch die die (Pop)Kultur dort in die Tasten greifen, wo einst Wolfgang Amadeus Mozart mit Schwesternherz auftrat. Ja, da haben wir ihn, den schönen Bogen, der so gern gespannt wird, wenn es gilt, welche Kultur auch immer mit etwas, was das Brutalste an Brutal-Sport ist, nicht nur zu verbinden, sondern zu propagieren.
Zum Beispiel mit einem Rapper, der zum Kinderschutz eine Single unter „Stille Wut“ verfasst oder komponiert hat. Auch da möchte ich mir erlauben zu sagen: Net bös´ sein, aber angesichts solcher Events, bei denen bestenfalls ein paar lumpige Tausender zusammenkommen, packt sie auch mich, die stille Wut auf einen medialen Missbrauch. Es wird ja wohl möglich sein, auf anderem Wege und mit viel, viel mehr Inkasso ganz ohne Brutalität, Blut und Bewusstlosigkeit dem Kinderschutz sowohl finanziell als auch ideell unter die Arme zu greifen. Das möchte ich hiermit deponieren auch auf die Gefahr, mir unter alten Kollegen neue „Feinde“ zu verschaffen.