Es ist ein eigenes, sozusagen persönliches Gschichtl, mit dem heute Geschichte geschrieben wurde. Just am Polarkreis im finnischen Lappland tanzte ein müttlerlicherseits brasilianischer Norweger namens Lucas Pinheiro Braathen einen triumphalen Samba im Levi-Slalom, womit der fünffache Fußballweltmeister Brasilien mit der ewigen Ikone Pele erstmals als alpiner Skisieger in die Annalen einging. Es ist die Story eines nicht nur Ski-verrückten Einzelgängers, der das sichere Nest der Ski-Elche verließ, um sich mit einem eigenem Team und auch der bulligen Unterstützung unter neuer, brasilianischer Flagge selbst zu verwirklichen. Ein mutiger, von vielen Seiten nicht gern gesehener Schritt, den Lucas trotz einjähriger Rennpause wagte, ihn aber nach der Devise: Wer nichts wagt, der wird nichts gewinnen jetzt ans Ziel seiner Skiträume führte.

Ein Triumph, der den Pass-Brasilianer emotional so berührte und fast überwältigte, dass er im TV-Interview außer Dank ans Team und Selbstbestätigung seines Alleinganges kaum ein Wort hervorbrachte. Jetzt stellt sich nicht nur mir die Frage, ob auch ein achtfacher Weltcup-Gesamtsieger Marcel Hirscher als mehr als zehn Jahre älterer Neo-Holländer bei dem inzwischen auf Jänner verschobenen zweiten Comeback die zweite berg- und so gut wie schneelose, nur mit Dünen und Skihalle gesegnete Oranje-Wahlheimat auf die Siegerliste setzen kann – so wie einst Marc Girardelli das Großherzogtum Luxemburg mit 3 WM-Titeln, einigen Olympiamedaillen, 5 großen Weltcup-Kristallkugeln und 46 Rennsiegen. Im Gegensatz zu Hirscher nur im Solo zu zweit mit dem streitbaren Herrn Papa. Nur Frage der Zeit, bis auch Colturi für Albanien einmal siegt.
Lucas Pinheiro-Braathen war nicht die einzige Story, die ans Herz ging. Die zweite lieferte der finnische Jung-Twen Eduard Hallberg, RTL-Vize-Juniorenweltmeister 2023 in St. Anton, der als Halbzeitfünfter mit hoher Nummer trotz zwei schwerer Fehler hinter Vorjahrs- und Olympiasieger Clement Noel (F) als Dritter aufs Podest kurvte, bejubelt von den Suomi-Fans, die ihn nach den Fehlern dazu beflügelt hatten, noch mehr zu riskieren, um im eigenen Lande im ersten Saisonslalom erstmals auf dem Weltcup-Podest zu landen. Als erster Finne seit Kalle Palander, dem Slalomweltmeister von Vail 99, vor bereits 18 Jahren…
Wie vordem schon gesagt – den Mutigen gehört die Skiwelt, was auch für die Briten galt, die mit Laurie Taylor und dem alten, historischen Kitz-Sieger David Ryding als Vierte und Siebente noch klar vor dem ÖSV-Trio Michael Matt (9., 32 Jahre), Fabio Gstrein 10./28), Manuel Feller (11./33, Durchschnittsalter 31) landeten, und noch einm Stück weiter vor dem im Sölden-RTL noch so starken, diesmal schwächelnden Marco Schwarz (19./30) und Doppelolympiasieger Johannes Strolz (24./33). Die nicht mehr taufrische Hoffnung Rueland verpasste wie früher fast immer das 30er-Finale – ebenso wie das Pitztaler Talent Joshua Sturm. Jetzt kann man nur hoffen, dass es in einer Woche im heimatlichen Gurgl besser läuft als am Polarkreis, wo die ÖSV- Stars und erst recht die fast schon ewigen unerfüllten Starlets bei eisiger Kälte nicht auftauten.