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Neuer Anlauf mit Ex-RTL-Boss für die schubladisierte Super-Liga im Fußball

Wer geglaubt hatte, mit dem Rückzug vor gut einem Jahr wären die Pläne einer Europa-Super-Liga im Fußball endgültig vom Tisch gewesen, saß einem Trugschluss auf. Aber Irren ist bekanntlich menschlich und unterm Tisch gab´s ja immerhin noch eine Schublade, in der man das Projekt (ver)stecken konnte. Die Betreiber dieses an die US-Profiligen-Vorbilder erinnernden Millionen-Spiels waren natürlich nicht untätig in der Zwischenzeit, sondern haben sich erstens neuformiert und zweitens auch, zumindest sagen sie es, neu orientiert. Solange still und leise, bis sie die Latze aus dem Sack, pardon: der Schublade, lassen konnten. Mit Schalmeien-Tönen ohne Miau…

Wer weiß, vielleicht auch, um sich mit ungenannten, aber einflussreichen Fürsprechern ein offenes Ohr beim Europäischen Gerichtshof zu sichern, der demnächst ein Urteil fällen wird, ob es sich bei FIFA und UEFA mit ihren Wettbewerben um ein Kartell handelt, also so etwas wie ein Insider-Trading, von dem andere ausgeschlossen sind. Diese Klage war seinerzeit noch von der European Super League Company eingereicht worden, von der ich nicht weiß, ob ein sogenanntes „A22-Management“ ein Rechtsnachfolger ist.

Der Boss dieses neuen Konstrukts kommt übrigens nicht aus dem Fußballgeschäft, sondern hat zuletzt drei Jahre lang die RTL-Gruppe in Deutschland geführt. Dieser Bernd Reichart beteuert als Agentur-Chef, dass das Pilotprojekt so überarbeitet oder neu aufgesetzt wurde, „dass wir niemanden zurücklassen, es auch Abstieg von der und Aufstieg in die Super-Liga“ geben würde. Man wolle und werde nicht diktatorisch sozusagen über alles Traditionelle drüberfahren, sondern Gespräche mit allen Beteiligten und Handelnden führen, um die unterschiedlichen Interessen unter einen Hut zu bringen und ein Modell mit Zukunftsperspektiven zu schaffen.

Wie das aber alles gehen soll, ohne Kompromisse zu schließen, die meist faul sind, möchte ich einmal in Zweifel zu ziehen oder zur Diskussion stellen. Wie ich die Giganten der Szene mit ihren oft fu0ballfremden, aber profitorientierten Besitzern einzuschätzen erlaube, von Real-Madrid über Barcelona, die Manchester-Klubs, Liverpool, Arsenal, Chelsea, Paris-St. Germain, Milan, Juventus bis zu dem – am wenigstens noch so funktionierenden – FC Bayern-München, so kann  ich mir kaum vorstellen, dass sie in eine Art Samariter-Rolle für die etwas Bedürftigen schlüpfen wollen und werden.

Irgendwie find´ ich es ja witzig bis ironisch, dass just jene, die Sturm gegen ein Kartell der Verbände laufen, im Grunde erst recht eine Liga gründen wollen mit Klubs nach einer selbst bestimmten Wahl und damit aus einem fast geschlossenen Kreis. Eines bin ich mir sicher: Ob und bevor es einen Anpfiff zu einer wie immer umstrittenen Superliga geben sollte, reiben sich ganz sicher die Anwälte die Hände. Ob so oder so, da oder dort – sie können beim Rückgriff in die Schublade nur verdienen. Und den Superreichen wird´s kaum weh tun …

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