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Neues Fußball-ABC: Gegen den Ball, in die Box, vertikal in Schnittstelle – und köpfen!

Weil mich Freunde daran erinnert haben, dass ich eine neue Terminologie vergessen habe, werde ich den Blog übers neue Fußball-ABC jetzt wie gebeten um einen Zusatz erweitern. Wie er lautet, das kommt dann, wenn´s ums Eingemachte geht, das in der neuen Diktion übrigens auch schon uhter die Räder kam und Vergessenjeit geraten ist.

Also lassen Sie mich nochmals von vorn beginnen. Dazu muss man sich nur mehr oder weniger alte Fernseh-Aufzeichnungen anschauen, um festzustellen, wie schnell sich der internationale Fußball im wahrsten Sinn des Wortes weiterentwickelt hat. Tempo, Tempo, Tempo und in der Eile der Zeit auch keine oder nur ganz kleine Räume, es sei denn, man will am Tag offener Türen ins Verderben rennen. Aber so sehr sich der Fußball verändert hat, so wenig kann der über Jahrzehnte geltende und gültige Fachjargon von ehedem mit der mutierten Sprachversion von heute anfangen, die vor allem (deutsch-sprachige) Fernseh- oder Radio-Kommentatoren in den Mund nehmen.

Ja, wo bitte schön, ist der gute alte Strafraum hingekommen, der ja deshalb so hieß, weil Foul- oder (absichtliches) Handspiel mit der Höchststrafe, dem Elfer, zu tun hatte. Nein, nein, der Strafraum, ob großer (16m) oder kleiner (5) ist – vielleicht auch, weil man das Wort Strafe vermeiden will – inzwischen out und durch das unverfängliche Wörtchen Box ersetzt worden, das weltweit verstanden wird, wobei für kleinliche Menschen wie mich noch zu klären wäre, wo die große Box anfängt und die kleine aufhört.

Aber das werden uns die zukunfts-orientierten Oberlehrer der Fußball-Semantik hoffentlich bald mitteilen, es sei denn, sie haben´s schon getan und meine Wenigkeit hat es überhört. Eine andere Floskel, die mit der immer moderneren Spielweise auch immer öfter verwendet wird, hat mit dem wie wir einst gesagt hätten runden Leder zu tun. Ja, einst im Mai, da hat man mit ihm gespielt, was natürlich längst überholt ist, weil kreative Geister inzwischen eine neue verbale Formel für das Erfolgsrezept gefunden und ins Vokabular eingebracht haben: Spiel gegen den Ball, ganz so, als wäre der Ball der Feind, was natürlich nur stimmt, solange er beim Gegner ist.

Wer also ganz heftig und kräftig das Spiel gegen den Ball bestreitet, der muss, so nennen es Taktik-Apostel von heute, möglichst hochstehen, obschon Fußballspiele in der Regel nicht auf schiefer Ebene ausgetragen werden. Und wer früher, als Catenaccio oft der Weisheit letzter Schluss war, vom hinten reinstellen, mauern oder gar Beton mischen geredet hat, der hat das gefälligst durch möglichst tief stehen zu ersetzen. Und wem der fortschrittliche Diagonalpass nicht genügen sollte, der den alten Kreuzpass ersetzte, der kann sich auch an einer der ganz neuen, hochmodernen und offenbar blitzgescheiten Wort-Kreationen ergötzen, die da heißt: Vertikal in die Schnittstelle. Frage: Fließt da auch Blut…?

Gute Frage, meine Blog-Leser. Erst recht, seit wir vom deutschen Nachbarn derart ins „Bild“ gesetzt wurden,  dass köpfeln, Köpfel-Match zu Zweit oder der Ausdruck per Kopf einfach zu simpel oder mehr als nur eine Spaltenbreite zu lang sind zum „titeln. Ja, seither haben wir gedanken- und tatsächlich kopflos beim neuen „terminus technicus“ für Kopfballspiel, also Köpfeln, das „l“ entfernt und darum nur noch kurz und schmerzvoll gesagt: geköpft. Ja, jetzt werden Tore neuerdings nur noch geköpft, was mir zumindest insofern interessant scheint, dass die Spieler dabei den Scharfrichter spielen, trotz köpfen der Ball im Normalfall runder Ball und das Tor samt Netz weiter stehen bleibt. Unter die Guillotine ist dabei offenbar nur der Sprachverstand gekommen. Möchte mich entschuldigen, dass ich darauf in meiner Ursprungsfassung vergessen hab. Aber jetzt bin ich hoffentlich quitt.    

SO TORGEIL SIND NUR DIE BAYERN

Müller köpft fast ins falsche Tor

Ja, Fußball ist nicht nur höhere Mathematik, was Taktik betrifft, wovon man sich stets bei den ORF-Freunden Mählich und Payer überzeugen kann, sondern auch höhere Semantik, die uns die neue, vom deutschen Medien-Nachbarn stark beeinflusste Journalistengarde eintrichtert. Bin schon neugierig, was die Büchse, Pardon: Box der Fußball-Pandora uns noch alles eröffnet, damit wir endlich begreifen, wohin der Ball tatsächlich rollt, sofern wir mit ihm und nicht gegen ihn spielen. Ja, da soll sich noch einer auskennen, wie und was da wirklich rennt im neuen Fußball-Jargon-ABC …

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