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Nicht nur das Beispiel Sturm Graz zeigt, dass übertriebene Hochrechnungen leicht in die Hose gehen

Ich hätte allzu gern geschrieben: Sturm Graz vorgestern, Sturm Graz heuer und heute, kein Vergleich! Leider ist´s beim Konjunktiv geblieben, weil die Uhren in Wirklichkeit halt anders gehen als erhofft oder allerseits sogar geglaubt. Die vermeintliche Revanche für das Europa-League-Aus 2021/22 mit 0:2 bei Eindhoven, dem Verein des ziemlich potenten Philips-Konzerns, schaute sozusagen durch die Röhre. Statt eines Achtungserfolges mit zumidest guter Ausgangsposition fürs Rückspiel (15. 8.) gab es mit 1:4 ein noch schlechteres Resultat, mit dem nur ein mittleres Wunder den Aufstieg ins Champions-League-Play-off erzwingen könnte.

Es ist halt doch ein großer Unterschied, ob es im eigenen Land gelingt, den durch ständige Rotationen geschwächten roten Bullen aus Salzburg zwar nicht als Serienmeister zu entthronen, dafür aber den Pokal wegzuschnappen – oder ob man gegen einen Oranje-Spitzenklub beweisen muss, was man draufhat. Und dabei hat sich bestätigt, was Sturm-Kapitän (mit Bullen-Vergangenheit) Stefan Hierländer auch eingestand, „dass auf diesem Niveau halt jeder kleine Fehler gleich bestraft wird!“ Oder sowohl schlimme als auch schnelle Folgen haben kann wie gestern, als Eindhoven schon führte, kaum dass das Match begonnen hatte. Womit das Unheil mit dem Blitz-Defizit seinen Lauf nahm …

Positiv denken und bleiben hin oder her, die neuerliche Pleite sollte auch insofern eine Warnung sein, mit übertriebenen Hochrechnungen und voreiligen Spekulationen keine falschen oder zumindest unrealistische Hoffnungen zu wecken. Diese auch durch Schlagzeilensucht und Sensationslust ausgelöste (nicht nur) österreichische Krankheit beschränkt sich allerdings nicht nur auf den heimischen Fußball, ob Klubs oder Nationalteam, sondern trifft auf fast alle Sportarten in Österreich zu.

Allzu oft geht man hierzulande mit wenigen Ausnahmen von Parametern aus, die nicht dem Regelfall und der individuellen Leistungsnorm entsprechen, sondern von einmaligen Rekorden weg hochgerechnet werden. Oder man schließt von sogar goldenen und anderen Junioren-Medaillen auf mögliche WM- oder Olympiaerfolge bei den Großen, was sehr  selten vorkommt.

Wäre dem wirklich so, dann hätten wir kleine ÖsterreicherInnen schon jede Menge an Topstars und nicht mehr oder bessere MitläuferInnen, ob etwa im Fechten oder Rudern, ob im Schwimmen (2xYOG-Bronze Kahler, Junioren-WM-Silber Grabowski), ob in der Leichtathletik, wo wir einst mit Sarah Lagger eine Junioren-Vizeweltmeisterin im Siebenkampf bejubelten, die vor einigen Jahren allerdings schon weit mehr Punkte gesammelt hat denn jetzt als 23-Jährige, die mangels Nennungen zur Budapest-WM eingeladen wurde….

Jetzt bin ich schon gespannt, wie sich unser neuer U20-Europameister Enzo Diessl aus Graz (nur Namensvetter des Olympia-Zehnkämpfers 1968) entwickelt, der über 110m (niederere) Hürden in stolzen 13,12 Sekunden die erst vierte Nachwuchs-Goldene für Rotweißrot gewonnen hat. Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass bei allem Jubel trotzdem Vorsicht geboten scheint. Zwischen Gestern und Morgen, wie gesagt, fließt im Normal- und nicht nur im Unwetterfall viel Wasser die Donau runter …

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