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NOTIZEN AUS DER WELT DES OLYMPISCHEN SPORTS

 

 

OLYMPIA. Nachtrag. Der goldene Kite-Surfer Valentin Bontus, der meines Wissens nach für den Yacht-Club Podersdorf startet, hat bei mir Assoziationen zu einem ehemaligen Olympiasportler geweckt, der ein ganz anderer Typ war und in einem ganz anderen Sport, wo es auch um Speed ging und geht, vor 48 Jahren in Montreal schon eine Medaille ins Visier genommen hatte, ehe er sie um Haaresbreite verpasste. Die Rede ist von Franz Schitzhofer, der damals am Eisenstädter Gymnasium, wo sein Herr Papa als Direktor auch der Herr aller Schüler war, sowohl am Klavier als auch mit der Flöte in höchsten Tönen gelobt wurde. So nebenbei übte er seine Präzision und Reaktion als Tontaubenschütze in der Disziplin Skeet, in der er es nicht nur in Montreal und vier Jahre später  in Moskau mit den Weltbesten aufnahm. Ich erinnere m ich deshalb so genau, weil die Herren Kuhn und Zimmer, damals ein hoch respektierter Chef, täglich zum Schießstand außerhalb der frankokanadischen Metropole gepilgert waren, um – nicht anders als bei vielen Bewerben  heutzutage – ohne Gold- oder Medaillentraum im Kasten ins Pressezentrum zu kommen.

Schitzhofer war mir noch in Moskau begegnet, damals ohne Kuhn und Zimmer, dann aber hatte ich ihn aus den Augen verloren, bis ich meinen Augen nicht raute, als er mir in einem ganz anderen Metier als im musikalischen oder Schussbereich zu begegnen. Kaum zu glauben, aber wahr – Franz Schitzhofer, verhinderter musikalischer Virtuose und dazu noch verhinderter Medaillenschütze als Olympiafünfter mit 17 hatte seine Liebe fürs Wellenreiten entdeckt, genauer gesagt: aus ihm schlüpfte ein Kite-Board-Designer von Format, der für die – inzwischen nicht mehr existente Bestboarding-Firma sozusagen in die Tasten griff. Und dessen Sohnemann Michael als mehrfacher Staatsmeisterauch  den jetzigen Olympiasieger Valentin Bontus in der klassischen, nicht-olympischen Freestyle-Version davongebrettert war. Ob er ihn damals auch mit seinem Board ausgeholfen hatte, weiß der inzwischen offiziell pensionierte Franz Schitzhofer nicht mehr, kann sich aber erinnern, anno 2020 das letzte Mal mit dem durch einen Kreuzbandriss zum olympischen Kitesurfen quasi gezwungenen Valentin telefonisch kontaktiert zu haben. Jetzt zollt ihm der 66jährige, der ehedem mit 17 erst in der letzten Serie den Schuss um Medaillen verpasst hatte, dem Olympiasieger alle Anerkennung, wie er aus dem Nichts vor wenigen Jahren den größten Volltreffer hat landen können, den es in dieser Branche neuerdings gibt. Interessant, wie verschlungen manch Wege im Sport sein können. Zum Schießen, wie sich schmerzhaftes Verletzungspech im goldenes Glück verwandeln kann. Vielleicht kann Schitzhofer darauf mit Fanfarenklängen antworten…

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