Werte Blog-Leser: Innen, ich bin darauf gefasst, dass ich mir dabei herbe Kritik, schlechte Nachrede oder den üblichen Vorwurf einhandeln kann, ein Nestbeschmutzer und Negativist zu sein. Trotzdem müssen wir gewisse Erfolge in gewissen Bewerben in gewissen Sportarten relativieren, damit man sich nicht in übertriebener Begeisterung in den Sack lügt. Wenn Sie nicht wissen sollten, worauf ich anspiele, dann werde oder muss ich jetzt als ein Beispiel den sensationellen Einzug des mittlerweile gut 30jährigen Tristan Samuel Weissborn ins Doppelfinale des Monte-Carlo-Sandplatzklassikers nennen. Natürlich vergönne ich Weissborn diesen Husarenstreich, der ihm da mit vereinten Kräften, sprich: dem monegassischen Lokalmatador Arneodo, im Fürstentum gelungen ist, wobei ja nicht gesagt ist, dass im Endspiel schon aller Tage Abend ist.
Schließlich hat sich ja nach einer ziemlich breiten Durchmischung der Paare gezeigt, dass es schon lange keine Doppel mehr gibt wie viel früher Hewitt-McMillan oder McEnroe-Fleming, später die Bryan-Brothers, die Inder Bopanna und Paes, auch Melzer-Knowle oder Melzer-Petzschner und Marach-Kubot, um zu unterstreichen, dass es eine gute Dekade gab, in der die einstige rotweißrote Doppelschwäche durch Grand-Slam-Siege, Masters-Triumphe oder Turniersiege in ein Powerhouse verwandelt wurden. Rotweißrote Fahnen,. Die jetzt die dreimaligen Turniersieger Miedler-Erler hochhalten, ein e unerfüllte Einzelhoffnung mit einem Lulatsch aus Kufstein, die zufällig zueinander gefunden und in Kitzbühel und Wien triumphiert haben.
Natürlich will ich dem jahrelang für die breite Masse unbekannten Tristan Samuel Weissborn den größten Höhenflug, den er je hatte, nicht mies machen, aber es handelt sich auch um einen Himmelsturm, der international im Gegensatz zum Einzel kaum der Rede wert ist. Wie eingangs erwähnt, so wissen die wenigsten Normalverbraucher unter den Sportfans mit den Namen der Doppelspezialisten etwas anzufangen, ob sie jetzt Glasspool, Heliovaara, Salisbury, Ram, Dodig oder Krajicek heißen, ein Name, der in den 90er-Jahren als holländischer Wimbledonsieger tschechischer Herkunft seine Einzelspuren hinterlassen hat.
Das Doppel ist leider im Laufe der Jahre immer m ehr zu einem Randereignis geschrumpft, da muss man sich nur abseits seiner immer äkltereb, wenn nichgt gealterten Szene umhören. Wie beim emeritierten Turnierdirektor von Monte Carlo, Zjelko Franulovic, ehemaliger French-Open-Sieger, der das einst dank Topstars populäre Doppel als teuren Rucksack nolens volens mitorganisieren musste. Oder beim 2,11m-Riesen Reilly Opelka, der vor kurzem in einem US-Interview noch viel drastischer gefordert hatte: Schafft das Doppel ab!
Darum müssen wir auch hierzulande eher vorsichtig damit umgehen, dass die aktuell größte Tennishoffnung, der in der Südstadt (von Sportdirektor Melzer betreute) stationierte, 17jährige Joel Schwärzler für Doppelsiege mit Auslandspartnern in Juniorenturnieren hochgejubelt wird. Er selbst hat ja nach den zwei schönen Doppel-Titeln die Euphorie insofern gebremst, weil er unmissverständlich betont, „dass der Fokus natürlich auf dem Einzel liegt!“ Und da waren ihm zuletzt Siege in einem Endspiel wie in einem Semifinale verwehrt.
Hätte er nicht im Doppel, sondern im Einzel triumphiert, würde er nicht an die Top 30 der Juniorenwelt erst anklopfen, sondern wäre schon an der Schwelle zu den Top 20. Man kanns es drehen und wenden wie man will, es kommt nicht nur im Tennis, sondern generell im Sport auf singuläre Erfolge an, die auf der großen, vollen Bühne für Schlagzeilen sorgen.