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Obschon Kombi zum WM-Wurmfortsatz degradiert wurde, muss man Bronze auch erst gewinnen

Ja, wer hätte das gedacht! Nullnummer für Mikaela Shiffrin, aber gleich zum Auftakt der Ski-WM 2023 in Courchevel-Meribel die erste Medaille für die seit Wochen krisengebeutelten ÖSV-Damen, die sich sogar in geballter Ladung zurückmeldeten! Ja, und wer hätte gedacht, dass ausgerechnet die bisher meist unerfüllte, unvollendete Hoffnung von Maurach am Achsensee, Ricarda „Rikki“ Haaser (Nr.30), jene Bronzemedaille in der Kombination gewinnen würde, die man nach dem tollen Super G von der einst geächteten Franziska Gritsch erwartet hätte – oder auch von der Großevent-Kombi-Spezialistin Siebenhofer! Ja, so kann man sich täuschen.

Da aber irren im Klein- oder aber im gegenständlichen Falle menschlich ist, sollte man sich trotzdem andererseits nicht täuschen lassen von und durch dieses absolut erfreuliche Ergebnis, das Balsam auf viele offene Wunden bedeutet. Natürlich ist´s mehr als legitim, zu den Plätzen drei bis fünf zu gratulieren, was sich ja so darstellt, als hätte ein ramponiertes Imperium zurückgeschlagen. Natürlich ist dieses Topresultat zum WM-Start auch ein Motivationsschub, mit dem die vordem verunsicherte Damen-Truppe inklusive der Slalomspezialistin dieses Namens auch mit mehr Selbstbewusstsein die kommenden Rennen gehen kann.

Der einen Freud, der anderen Leid: Ricarda Haaser profitierte bei Bronze auch vom Ausfall der auf Goldspur fahrenden Mikaela Shiffrin.

Bei allem Jubel über die erste Medaille muss dem Skiverband, seinem Trainerteam und allen Leuten, die vom Fach sind, aber auch bewusst sein, dass diese zwar immer noch olympische, aber vom WM-Aus bedrohte und aus dem Weltcup-Alltag schon gestrichene Kombination aus Speed und Slalom mit stillschweigender Zustimmung seitens des Weltverbandes nur noch ein Wurmfortsatz statt ein Kern im Renngeschehen ist. Die FIS hat diese Disziplin, die das universelle Können fördert, mehr oder weniger der Lächerlichkeit preisgegeben, wenn sie erlaubt, dass wie jetzt zehn Ski-Damen den Super G nur zu einer besseren  Inspektionsfahrt nützen, um von vornherein auf den Slalom zu verzichten. Und wenn dann am Ende eines WM-Rennens in zwei Akten auf schönen, aber nicht zu selektiven Pisten nicht mehr als 18 Läuferinnen inklusive jenen aus Israel, Andorra, Bosnien-Herzegowina und Australien ins Klassement kommen, dann ist´s zumindest aus meiner Sicht ein Schlag in die WM-Würde.

Dessen ungeachtet ist nicht nur Haaser die Bronzene zu gönnen, sondern auch jener Federica Brignone, Tochter der viermaligen Weltcupsiegerin Maria Rosa Quario, zu gratulieren, die die Gunst der Doch.-nicht-Shiffrin-Stunde nützte, um sich 12 Jahre nach RTL-Silber und zwei Jahre nach der Pleite-Heim-WM in Cortina erstmals vergoldete. Und auch bei ihr könnte man post festum sagen: Wer hätte gedacht, dass Brignone gewinnt? Da Weltmeisterschaft nicht immer, aber immer wieder eigene Gesetze haben, darf auch Rotweißrot hoffen, dass erstes Bronze womöglich eine Kettenreaktion auslöst. Man darf eben tatsächlich niemals nie sagen,, weil´s erstens anders kommt, zweitens als man denkt…

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