Im Schatten von Champions-League-Finale, Rangnick-Teamchef-Premiere, von French Open in Paris, vom täglichen Thiem-Bulletin und Formel 1 in Monte Carlo, dazu noch Rapid-Play-off-Sieg und nicht zu vergessen die Ankündigung vom unglaublich spektakulären Wettsägen mit Altstars (!), gingen andere Ereignisse, ob weltweit große wie die Eishockey-WM oder ein Giro d´Italia so unter wie kleinere in Leichtathletik, Schwimmen oder Turnen. Na ja, wenn der erste (Kurzbahn)-Weltmeister seit 13 Jahren und Rogan vor der Langbahn-Schwimm-WM ab 18. Juni in Budapest aus dem Brutalo-Training heraus die WM-Probe in Barcelona gewinnt wie Felix Auböck – kaum der Erwähnung wert! Wenn ein EM- und Universiade-Silberturner wie Ringe-Spezialist Vinzenz Höck im Weltcup nach drei Siegen an einem Ort einmal nur guter Vierter mit geringem Rückstand wird – kaum der Rede wert samt Unterton: A nimma des, was a scho war, gell? Früher hätten wir uns alle Finger abgeschleckt bei solchen Resultaten!
Zumindest ein bisserl mehr wird die Trommel gerührt, wenn Lukas Weißhaidinger regelmäßig Weltklasseweiten wirft oder – für unsere Verhältnisse sensationell – der 100m-Sprinter Markus Fuchs in 10,17 Sekunden (WR Bolt 9,58!) seiner Bestzeit davonrennt und sich fast den Uralt-Rekord des später Doping-gesperrten, aber klassen Burschen Andi Berger (10,15/Wind 10,08) schnappt! Nicht zu vergessen auch den für sein Potenzial tüchtigen Langstreckler Andreas Vojta, der für seine und unsere Begriffe über 10.000m seine eigene Bestzeit zwar um Eckhäuser nach unten schraubte, sich nichtsdestotrotz aber nur auf Platz 13 seines Rennens wiederfand. Das zeigt bei allem Respekt vor persönlichen Fortschritten im wahrsten Sinn des Wortes, wie weit wir trotz Steigerungen da und dort in den meisten Bewerben und Sportarten nachhinken. Hauptsache, wir spendieren viel für Genderwahnsinn und sonstige Diversity-Bürokratie!
Was mich ganz ohne Kritikasterei verwundert hat, mit Konrad Lerch (82) aber den Gründer des größten, besten, traditionsreichsten Mehrkampfmeetings der Welt ganz sicher aber ärgert und betrübt, war die traurige Tatsache, dass von den heimischen Zehn- und Siebenkampf-Granden niemand in Götzis am Start war. Gut und schön, da heuer ja noch WM (Juli, Eugene) und EM (August, München) anstehen, muss man Vorsicht walten lassen und Risiken vermeiden, wenn es dann und wann zwickt oder zwackt. Aber dass weder Ivona Dadic noch Verena Mayr-Preiner noch der seit zwei, drei Jahren stagnierende Junioren-Star Sarah Lagger oder auch der ständig verletzungsanfällige Dominik Distelberger halbwegs fit genug waren, um das wichtigste Heim-Meeting als Generalprobe zu bestreiten, ist – wie gesagt – verwunderlich bis ärgerlich.
Eine Hochsprungtalentprobe zwischen Zehnkampfstars Warner und Ehammer: Chiara-Belinda Schuler.
Vor allem deshalb, weil ganz vorn die Besten der Welt waren, die sich im Mösle-Stadion mit tollen Leistungen auch viel Selbstvertrauen für die noch größeren Herausforderungen geholt haben – wie Olympiasieger Damian Warner (8797 Punkte) im Zehnkampf, wie die in Tokio versilberte Anouk Vetter, aber auch neue Mehrkampf-Komet wie etwa der Schweizer nicht Ne-, sondern Ehammer (3.8377), der mit dem Zehnkampf-Weitsprungweltrekord von 8,45m vor einem Jahr in Tokio sogar Olympiagold in der Spezialdisziplin gewonnen hätte.
Wenn Wettsägen von Unbekannten schon mehr wiegt als sportliche Klasseleistungen im klassischen Sport.
Und Rotweißrot? Ein tapferes, 20jähriges weibliches Schneiderlein aus Vorarlberg mit dem schönen Namen Chiara-Belinda Schuler landete mit persönlicher Bestmarke (5847) auf Platz 16 – etwa 850 Punkte hinter Vetter (6693) , die aber ihrerseits weit, weit hinter dem Weltrekord (Joyner-Kersee/7291) blieb. Jetzt kann sich jeder, der sich ein bisserl auskennt oder interessiert, darauf einen Reim machen. Wir machen halt da und dort kleinere oder größere Fortschritte, während die Weltelite in vielen, aber vor allem in den Sommersportarten die Siebenmeilen-Stiefeln angezogen hat.
Eben und gerade deshalb sollten wir den wenigen Ausnahmekönnern, die diesen Spuren folgen (wollen), auch dementsprechend große Aufmerksamkeit widmen mit plakativem Platz in den Medien, damit eine breitere Öffentlichkeit erfährt, was und wen wir außer einigen Ski- und Fußballhelden noch im Talon haben. Österreicher unter den Weltbesten verdienen es nicht, ein Schattendasein zu führen.