Es muss nicht immer ein Kuss sein, wenn´s zu einer Duplizität der mehr oder weniger skandalisierten Fälle kommt. Sie erinnern sich ja gewiss noch des spanischen Fußballpräsidenten Rubiales, der – Mann oh Mann! – in einem wahren Ausbund an WM-Titel-Euphorie den Mund von Frau Hermoso angeblich gegen deren Willen zu heftig geküsst haben soll. Das war zwar nirgendwo zu erkennen, aber wenn ein neuer weltweiter Mainstream der Minderheit das befiehlt, dann kann auch die Uefa nicht gegen den Strom schwimmen. Dnn war klar, dass die Quintessenz nur lauten darf: Hinweg mit ihm, diesem Schandfleck, der davor niemanden gestört hatte, eher geachtet gewesen war.
Das nur als kurzer Rückblick, um zur Gegenwarts-Parallele mit anderer Begründung und ziemlich gleichem Ausgang zu kommen. Kaum haben es die spanischen Kicker geschafft, im Walzer der Toreros den vierten Rekord-EM-Titel zu erringen, wurde der 81jährige Rubiales-Nachfolger Pedro Rocha vom spanischen Sportgericht für zwei Jahre gesperrt, sprich: entsorgt. Nicht etwa deshalb, weil die Europameister nach dem Sieg gegen England in der Kabine auch die Rückeroberung Gibraltars vom United Kingdom im Beisein des Senor Rocha lauthals gefordert haben sollen.
Und offiziell auch nicht, weil er dem Verband als Rubiales-Vertrauter ein Dorn im Aug gewesen wäre, das wäre ja Sippenhaftung, nicht wahr. Noch nicht, aber sicher bald rechtskräftig bekam er hochoffiziell den Fußtritt samt geringer Geldstrafe nämlich darum, weil er irgendwann im Laufe des letzten Jahres unberechtigt einen Verbands-Funktionär entlassen haben soll. Wer´s glaubt, der wird seiner Gutgläubigkeit wegen nicht selig-, sondern gleich heiliggesprochen…
Wie von mir schon mehrmals angesprochen, hat es sich seit zwei, drei Jahrzehnten eingebürgert, den Sport als Vehikel für eher (sport) politische Entscheidungen zu missbrauchen – vor allem dann und dort, wo es um Personen und Entwicklungen geht, die einem von einer selbstgerechten Minderheit deklarierten (medial unterstützten) Mainstream nicht (mehr) genehm sind. In diesem Zusammenhang möchte ich auf meinen Freund Beckenbauer verweisen, der von eben dieser genannten Sorte auf niederträchtigste Weise von der kaiserlicher Lichtgestalt in einen Millionendieb verwandelt wurde, dem dies dann alles im wahrsten Sinn des Wortes allzu sehr zu Herzen ging.
Und dann hatten diese Pharisäer, die immer und überall ihre Hände in Unschuld waschen, aber ihre ausgemachten Feindbilder mit skandalgeilen, schlagzeilensüchtigen Medien bis zum Geht-nicht-mehr anpatzen oder vorverurteilen, die heuchlerische Dreistigkeit, die Beckenbauer-Witwe zu überreden (oder mehr), quasi als Vorbote eines zweiten Sommermärchens den EM-Pokal im Eröffnungsspiel in die Münchner Allianz-Arena zu tragen – in Memoriam eines ins Exil und letztlich in den Tod gedrängten Fußballkaisers. Auch das sind Fakten über fabrizierte, geschickt gesteuerte Fake News, in den meistens und höchstens ein Körnchen Wahrheit steckt, zurück aber ein Korn als Dorn im Aug bleibt, der jeden Tritt in den Hintern rechtfertigt. Vom Kuss auf den falschen Mund ganz zu schweigen.