Weil ich mich gerade in einem anderen Blog damit beschäftigt habe, dass Nebensächlichkeiten immer öfter als Wunderdinge verkauft werden, so ist´s höchste Eisenbahn, dass es in einem ganz speziellen Falle umgekehrt stattfindet, Es ist zwar schon Jahrzehnte her, dass der ehemalige „Wötmasta“ als Spieler, nämlich Ernst Happel, sich als ebenso skurriler Kauz wie erfolgreicher Trainer zu einem Meistermacher stilisierte, der es sogar in einer Doppelfunktion als belgischer Vereinstrainer (Brügge) und holländischer Teamchef tatsächlich fast geschafft hätte, Weltmeister zu werden, ganz zu schweigen von 17 Titeln, die er gewonnen hat.
Jetzt folgt einer der Unterschätztesten der Branche, als Spieler bis zu seiner Schädel-Hirn-Trauma-Verletzung eher unbeachtet, den Spuren dieser unvergleichlichen, flämisch angehauchten, legendören, unverbesslichen Wiener Kultfigur mit Mutter-, aber aucbnn Aberwitz. Die Rede ist, wie inzwischen ja unschwer zu erraten, vom Oberösterreicher Oliver Glasner, der nach Anfängen (auch bi den Salzburg-Bullen) aus der Heimat auszog, um aus der engen rotweißroten Haut zu schlüpfen, was ihm – meine Wenigkeit der Ehrlichkeit halber inklusive – nur die wenigsten Kenner der Fußball-Szene wohl zugetraut hätten.
Ja, wer hätte jemals gedacht, dass der Leisetreter mit Tiefenwirkung es schaffen könnte, mit allen Vereinen über deren aktuellen Schatten zu springen, um sich – oft nach längerer Zeit wieder – für Europacupbewerbe zu qualifizieren wie mit Wolfsburg, ehe er (nach den Originalen Bela Guttmann und Happel) als dritter Trainer aus dem alten wie neuen Österreich mit dem zweiten deutschen Klub Eintracht Frankfurt die Europa League (Finales Elferschießen gegen Rangers Glasgow) zu gewinnen, wobei er auf dem Weg zum Triumph Nicht nur Seriensieger Sevilla, sondern vor allem den großen FC Barcelona im Camp Nou unter dem Jubel von 30.000 mitgereisten Fans mit 3:0 deklassierte. 30. 000, die Oliver folgrten, als wäre er in aller Eintracht zum Rattenfönger geworden. Als es zu „atmosphärischen“ Störungen mit Klubbossen kam, zog Glasner wie schon in Wolfsburg die Reißleine. Er ist kein Maulheld, sondern trotz Traumata ein Innviertler Dickschädel voller Prinzipien, der sich nicht dreinreden und schon gar nicht gängeln lässt. Motto: Besser (aus)spucken statt schlucken …
Als Oliver, der allzu lange für einen Olli gehalten worden war, als zweiter Ösi-Trainer nach Ralph Hasenhüttl mit dem Abstiegskandidaten Crystal Palace einen Premiere-League-Traditionsverein aus Südlondon übernahm, hielten das viele für ein Himmelfahrtskommando mit höchster Abstiegsgefahr. Das Gegenteil traf aber dann ein, weil die Kristall-Ballesterer vom 15. auf den 10. Platz sprangen, die Vereinsbosse im euen Spieljahr auf Glasner trotz eines (verletzungs- und verkaufsbedingten) Fehlstarts setzten und für den Vertrauensbeweis mit den größten Erfolgen des Klubgeschichte belohnt wurden. Nach einer Serie aufsehenerregender Erfolge holte Crystal Palace mit einem 1:0 gegen das Guardiola-Starensemble von Manchester City den FA-Cup n 2025 und gestern, was wegen unserer Bundesliga die wenigsten live verfolgt haben, das Duell mit dem Meister Liverpool nach zwei Rückständen, einem 2:2 nach 120 Minuten und einem 3:2 im Elferschießen auch den Community-Shield. Ein sensationelle Serie, gegen die selbst der Meistertitel vom inzwischen abgestiegenen, einstigen Fuchs-Klub Leicester City nur noch ein Lercherl ist…
Ja, wie macht da nur der Glasner, der etwa im Gegensatz zum Strategie-Guru erkärten bis erhobenen Ralph Rangnick kaum bis kein Aufsehen um sich macht, keine Lobby besitzt, weder hierzulande noch auf der Insel. Dafür aber offensichtlich über die Gabe besitzt, dass ihm auch mit einfachen, leicht verständlichen, keineswegs überkandidelten deutschen wie englischen Worten die Spieler derart aus der Hand fressen, dass sie für ihn und den Verein durch dick und dünn gehen.
Wer ganz große Millionenstars bei der Londoner Kristallwelt sucht, wird keinen finden. Glasner hat in die Praxis umgesetzt, was der frühere deutsche Weltmeister-Verteidiger und Trainer-Europameister Berti Vogts als Erfolgsrezept verstanden und verkündet hat: Der Star ist die Mannschaft nach der Devise: Einer für alle, alle für einen. Drei Titel binnen drei Jahren sprechen eine klare Sprache für Glasner, den Olli, der sich ein Ole, Ole verdient hat. Weit mehr als andere, die fast vergöttert werden, obschon sie nicht einmal noch im gut wie offenen WM-Himmel angekangt sind…