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OLYMPIA-NOTIZEN MIT BACKGROUND-INFO  

SKI ALPIN. Der Wind, der Wind, alles andere denn ein himmlisches Kind, sondern mitunter diabolischer Spielverderber. Wie beim letzten Abfahrtstraining der Herren, das nach Doppel-Olympiasieger Mayer, dem schnellsten Topfavoriten Kilde und dem Südtiroler Innerhofer (11 Sekunden zurück) abgebrochen – und zum Zankapfel vor allem unter jenen Läufern wurde, die damit um ihre Qualifikationschance gekommen waren. Wie der Kärntner Striedinger, der des verlorenen Startplatzes (an Max Franz) wegen gegen den Abbruch ebenso wetterte wie Doppelweltmeister Kriechmayr, der gerne noch die optimale Linie gesucht hätte. Die Abbruch-Kritiker nahmen Jury und FIS-Rennchef Waldner aufs Korn, teils auch mit Argumenten, die ganz einfach falsch waren. Während etwa der Schweizer Ski-Komet Odermatt von einem „Wind-Loch“ um die Orts-Mittagszeit sprach, betonte Waldner, „dass von den Meteorologen ein solches nicht angekündigt wurde. Die Böen wären einfach viel zu gefährlich bei den Sprüngen gewesen. Und wir sind in erster Linie auch für die Sicherheit der Rennläufer verantwortlich!“ Dem ist nichts hinzuzufügen …

BIATHLON.  Mixed-Bewerb: Die Kitzbüheler Weltmeisterin und Mixed-Vizeweltmeisterin Lisa Theresa Hauser gab sich nach einem verpatzten Liegendschießen mit einer Strafrunde und Platz 10 für das Österreich-Quartett (mit Julia Schwaiger, Simon Eder, Felix Leitner) selbstkritisch: „Trotz der windigen Bedingungen. Das war einfach schlecht – nicht das, was ich vom ersten Bewerb mitnehmen hab´ wollen!“ Der Kampf um die Medaillen spitzte sich am Ende dramatisch zu: Norwegen gewann vor Frankreich und Russland, das bis zum letzten Schießen noch knapp geführt hatte. Die anfangs führende Italien-Staffel fiel auf Platz 9 zurück.

SKI NORDISCH. Skispringen der Damen, Normalschanze: Nach dem (Corona-)Ausfall derb Topfavoritin Sara Marita Kramer und der durch eine Verletzung gehandikapten Daniela Iraschklo-Stolz gab´s ein mittleres Desaster für Rotweißrot. Beim knappen Sieg der Slowenin Ursa Bogataj vor der Deutschen Althaus landete nur mit Lisa Eder eines der Teamküken als Achte unter den Top 10. Iraschko-Stolz wurde 12., die frühere Podest-Kandidatin Eva Pinkelnig (20.) blieb weit unter der Norm. In der Qualifikation der Herren dominierten die Norweger und der Japaner K-. Kobayashi. Nur Stefan Kraft (5.) und Manuel Fettner (6.) scheinen auf der windanfälligen, nicht leicht zu springenden Schanze das Potenzial zu einer Überraschungsmedaille zu haben. Daniel Huber (23.) und Jan Hörl (38.) sind zwar für das Springen qualifiziert, aber offenbar nicht (mehr) oder noch nicht in Form.

RODELN. Als einziger Österreicher befindet sich Europameister Wolfgang Kindl im Herren-Einsitzer nach zwei von vier Läufen auf Medaillenkurs. Den Tiroler trennen nach Laufbestzeit im zweiten Durchgang vor den beiden Finalläufen nur 39 Tausendstel vom mehrfachen Weltcup-Saisonsieger Johannes Ludwig (D). Der mehrfache Olympiasieger Felix Loch liegt hinter dem Südtiroler Dominik Fischnaller als Vierter noch auf der Lauer. So gut wie aus dem Rennen sind die Gleirscher-Brüder. „Titelverteidiger“ David Gleirscher fiel nach einigen Fehlern auf Platz 8 zurück und ist mit mehr als einer Sekunde Rückstand keine Medaillenchance mehr. Noch schlechter erging´s dem jüngeren Bruder Nico, der nach einem total verhauten ersten Lauf (mehr als 2 Sekunden zurück) gar nur auf Platz 21 rangiert.

Eine Medaille wäre für Wolfgang Kindl die schönste Vergangenheitsbewältigung, die er sich wünschen könnte. Der Exweltmeister hatte sich einige Winter lang mit den Nachwirkungen (im Nacken) von einer Sturzverletzung herumschlagen und immer wieder Rückschläge in Kauf nehmen müssen, ehe ihm frei von Schmerzen ein tolles Comeback gelang. Schon vor den Winterspielen hatte er es mit dem EM-Titel in St. Moritz gekrönt, sich davor schon Duelle mit den deutschen Assen Langenhan (zeitgleicher Weltcupsieg in Altenberg), Ludwig und Loch geliefert. Jetzt kündigt sich im Kampf um Gold eine Neuauflage eines Duells mit Ludwig an. Als Rodelzwerg (1,66m) unter Riesen (die Deutschen sind zwischen 1, 87 und 1,91m) wäre der Medaillengewinner aber einer der Größten in seiner Branche 

Im Einsitzer-Training der Damen dominierten die Deutschen mit Mehrfach-Olympionikin Nathali Geisenberger, Julia Taubitz und Anna Berreiter, während die zuletzt im Weltcup überragende Madeleine Egle (noch) nicht so richtig in Fahrt gekommen ist. Nur einmal war sie in ihrer Trainingsgruppe ls Dritte im Vorderfeld zu finden. Hannah Prock, Tochter der Rodel-Legende Markus Prock, dem Präsidenten des Verbandes, kokettiert nach einigen Spitzenzeiten (mehrmals 4.) mit einer Überraschung. Die Damen-Rennen folgen am Montag und Dienstag.

Oranje-Star Schouten siegte vor Lollobrigida-Großnichte Francesca (Mitte). Pechstein lief hinten nach in die Annalen.

EISSCHNELLLAUF. Die Chance, den internen deutschen Gegnerinnen samt Qualifikations-Normen zu enteilen, hatte Evergreen Claudia Pechstein aus Ostberlin noch genützt. Beim Versuch, kurz vor ihrem 50. Geburtstag am 22. Februar auch das Rad der Zeit zurückzudrehen, ist die nimmermüde, skandalumwitterte, gesperrte und letztlich freigesprochene offenbar Doch-nicht-Dopingsünderin gescheitert. 30 Jahre nach ihrer ersten olympischen Bronzemedaille und 48 Jahre nach dem ersten von fünf Olympiasiegen (zuletzt 2010, Vancouver, Team mit Erzfeindin Anni Friesinger) landete Pechstein bei ihren achten Winterspielen (Rekord des Japaners Kasai eingestellt) im 3000m-Rennen nur an 20. und damit auch letzter Stelle des limitierten Feldes. In 4:17:16 blieb Pechstein um mehr als 20 Sekunden hinter der Siegerzeit der Holländerin Schouten und knapp 20 Sekunden hinter ihrer eigenen, gut 15 Jahre alten Bestzeit.

Die Silbermedaille holte sich eine Italienerin mit einem für die älteren Semester unter Kinofreunden höchst klingenden Namen: Francesca Lollobrigida. Bei der mehrfachen Europameisterin und vielfachen Inlineskating-Weltmeisterin aus Rom handelt es sich um die Großnichte der italienischen Filmdiva Gina Lollobrigida, die in den 50er- und 60er-Jahren mit Sophia Loren als Europas Antwort auf Marilyn Monroe zu Weltruhm gekommen war. Jetzt ist Francesca ihrer Großtante (Tante ihres Vaters) auf den Fersen. Sie hat übrigens einige Zeit auch mit den Österreichern unter Hannes Wolf trainiert …

 

 

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