Bevor die nächsten Medaillenkämpfe bei der Nordischen Weltmeisterschaft in Trondheim anstehen, möchte ich mich noch kurz mit dem Fußball und da mit der Premiere League beschäftigen. Jenem Mannschaftssport, der zumindest in Europa mittlerweile das ganz große Millionenspiel geworden ist durch die unermesslichen Summen an Petrodollars, das die arabischen Scheichs und Feudalherren in den Fußball pumpen, solange das Öl reicht.
Wie in Manchester, wo Trainer-Ikone Pep Guardiola, der seit 2016 mit den Citizens alles gewonnen hat, was er gewinnen konnte, sechs Meisterschaften und einmal die Champions League nach Lust und Laune aus dem Vollen schöpfen konnte. Solange, bis er sich ein ums andere Mal fast verzweifelt den kahlen Kopf kratzte, weil die Abwärtsspirale nicht aufzuhalten scheint – nach dem Aus in der Millionenliga gegen Real Madrid auch in der Premier League, in der es im Gipfeltreffen mit Spitzenreiter Liverpool im Heimspiel ein 0:2 gab, was andersrum bedeutet, dass die Citizens inzwischen 20 Punkte (!) hinter den überlegen vor Arsenal führenden Reds liegen.
Ob was dran ist an den Gerüchten, die auf der Insel kursieren, dass der frustrierte Guardiola selbst trotz der kürzlichen Vertragsverlängerung bis 2027 selbst das Handtuch lieber heute als morgen werfen möchte oder die Citizens aus der Niederlagenserie die Konsequenzen ziehen wollen, entzieht sich aus weiter Ferne natürlich meines Wissens. Es wäre aber kaum verwunderlich, würden die verlängerten englischen Arme der Scheichs zur Erkenntnis kommen, dass sich wenigstens bisher keine echte Trendwende abzeichnet.
Und da möchte ich einhaken, was der frühere US-Tormann des vor der Guardiola-Ära weit erfolgreicheren Lokalrivalen United kürzlich ziemlich provokant gesagt hat. Tim Howard, auch US-Goalie, ließ mit seiner These aufhorchen, dass das auf technische Perfektion aufgebaute, immer noch Tiki-Taka-Spiel der Citizens „den Tod für den Fußball“ bedeuten würde. Insofern, dass man´s ja nicht Eins zu Eins übernehmen könne, weil die Mehrzahl der Klubs in aller Welt nicht über Spieler an Klasse verfügen würden, die diesen Fußball aus dem Effeff beherrschen.
Dass weniger die Experten als viele Fans diese Aussage, noch dazu eines Torhüters, für einen Frevel halten angesichts der großen Pep-Erfolge, die aus ihm eine Trainer-Kultfigur gemacht haben, ist verständlich. Dennoch steckt in der Howard-Kritik ein ganzes Korn an Wahrheit, weil Guardiola des Abschwungs zum Trotz weiter auf sein System baut, ohne einen Plan B aus der Lade zu ziehen. Und das, obschon ihm etwa mit dem Welt-Fußballer des Vorjahres, dem verletzten Mittelfeldmotor Rodri, und dem durch viele Blessuren längst nicht mehr so effizienten Belgier de Bruyne just jenes Duo fehlt, mit dem das City-Werkel so lief, dass es im Zusammenspiel mit kongenialen Edeltechnikern auch Torjäger Haaland fütterte.
Ohne die Schlüsselspieler jedenfalls scheint, nein: ist der Weg zu alter Stärke wie Erfolgen versperrt. Auch deshalb, weil die Gegner das erkannt haben – und ausnützen. Mitunter auch mit aller, nicht nur erlaubter Härte. Auf der Insel spielen mehrheitlich keine Kinder von Traurigkeit, aber auch keine Messis und Iniestas, mit deren Extraklasse sich Guardiola zum Trainer-Messias stilisieren konnte.
Ehe ihn die Scheichs nach Manchester holten, war Pep mit Bayern nicht über Viertel- und Semifinale der Champions League hinausgekommen, weil er auch dort nicht jenes Spielermaterial hatte, um Gegner schwindlig zu spielen. Immer noch bestimmt die Qualität der Kicker, wie gut ein System funktioniert. Und Millionen oder gar Milliarden an Moneten hin oder her – Ausnahmekönner findet man nicht wie Sand am Meer. Je kleiner der Kreis, desto schneller schließt er sich. Auch für einen Guardiola…