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Potz Blitz! Oliver und Andersen sei gedankt, dass deutsches Sommermärchen weitergeht

Potz Blitz. Donnergrollen. Regenbäche. Wasserfälle. Hagelkörner. Wetterwahnsinn. Kabinenflucht. Vorhang zu, Vorhang auf. Wie soll man das Drama nennen, das uns in Dortmund serviert wurde. Posse? Komödie? Tragödie? Elektronische I-Tüpfelreiterei? Aus der Dänen-Perspektive ein Hauch von Shakespeares Hamlet mit einem bösen Onkel! Aus deutscher Sicht hingegen der nächste Akt der herbeigesehnten Neuauflage eines Sommermärchens, das zwar nicht vom dänischen Märchenonkel Hans Christian Andersen geschrieben wurde, dafür aber von einem Briten mit einem Dänen namens Andersen als Hauptfigur in der Rolle eines Unglücksraben und Pechvogel in einem …

Der gute oder aber weniger gute Mann, wie immer man es dreht, hieß Oliver, aber nicht Jamie wie der TV-Küchenchef, sondern Michael, und als Kochbuch benützte er das Regelbuch sozusagen bis zum letzten Buchstaben, Pardon: Zentimeter einer Schuhnummer oder Zehenspitze, um die Dänensuppe zu versalzen. Und sich mit der typischen Rechteck-Bewegung als Verweis aufs Fernseh-Kastl unter dem Jubel der doch noch mehrheitlich schwarzrotgoldenen Fans seine Hände in Unschuld zu waschen: In dubio pro tedesco. In Zweifel für das Sommermärchen. Deutschland! Deutschland! Deutschland! Mehr sag ich dazu nicht…

Der Rest ist Schweigen frei nach Hamlet. Oder Grau, teurer Freund, ist alle Theorie frei nach Goethe. Zurück bleibt nur die unbeantwortete Frage, was gewesen wäre, hätte das 1:0 für Dänemark gegolten, womit es wohl gar nicht zum 1:0 für Deutschland im buchstäblichen Handumdrehen Andersens gekommen wäre. Nicht die Deutschen mit ihren Klassespielern hätten kontern können, sondern die Dänen, denen das noch mehr im Skandinavier-Blut liegt. Alles Hypothesen, Spekulationen, Verschwörungstheorien…

Womit ich im Blick zurück auf das mittelmäßige Spiel der Deutschen gegen Ungarn komme, als ein Foulspiel an den Magyaren-Kapitän Orban (das auch noch!) nicht gepfiffen wurde, wonach und woraus in der Folge das wohl schon spielentscheidende 1:0 für den Euro-Veranstalter fiel. Und ich erlaube mir trotz des spektakulären, von uns abgeschauten Überfallkommandos der Deutschen in den ersten 20 Minuten gegen die Dänen auf die Pausensätze des norwegischen Ex-Rapidlers und Ex-Frankfurters Fjörtoft hinzuweisen im Servus-TV: „Den Deutschen muss was einfallen, sonst werden sie verlieren!“

Und ich hab auch noch die Worte des schon immer in Deutschland domizilierten Ösi-Teamspielers Martin Harnik im Ohr, der nach der Annullierung des vermeintlich frühen DFB-Tores (Foul von Kimmich) schon vor der Pause auf die ausgleichende Ungerechtigkeit des Briten im Zweifel gegen die Dänen verwiesen und nach einem dieser falschen Freistöße gemeint hatte. „Der muss froh sein, dass daraus nichts entstanden ist…“

Ich finde, dass es die von Schwarzrotgold auf den Rängen  unterstützte Masse an Klasse der DFB-Auswahl es eigentlich gar nicht nötig haben  sollte, dass es überhaupt zu solch womöglich falschen Eindrücken und/oder Rückschlüssen kommt, würde sie immer so gut spielen wie in den ersten 20 Minuten. Eben diese erinnerten in der Tat an so was wie ein Sommermärchen, in dem Schwarzrotgold dominiert und regiert in einem Anfall und Ausmaß an Patriotismus, bei dem ich mich so nebenbei wundere, dass ihn sonst so  kritisch-warnende Geister nicht verdammen, sondern sogar mit Spieler- und Trainerworten begrüßen:  „Wir haben was bewegt.“ Potz  Blitz! Wie immer man Wir auch interpretiert…

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