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Prinz Hubertus: 62 und noch immer nicht zu müde für eine 19. Ski-WM

mexiko nok

Der Mann ist unglaublich. Nicht nur Perpetuum mobile als umtriebiger Tausendsassa, Lebenskünstler, Kunstphotograph und immer wieder als Skirennfahrer ohne Ablaufdatum – fürs Geburtsland, in dem des Meeres und der Liebe Wellen, Vulkanausbrüche, Aztekentempel und Fußball-Walhallen gefragt sind, nicht aber Ski und Schnee. Nichtsdestotrotz feiert Ski-Prinz Hubertus von Hohenlohe am heutigen 2. Februar 2021 mitten im Countdown zu seiner 19 WM-Teilnahme, die notabene in seiner zweiten Wahlheimat Cortina d Ampezzo in Szene gehen soll (ab 8. Februar) seinen 62. Geburtstag. Jawohl, der hochadelige Hubertus, Prinz von und zu Hohenlohe-Langenburg, Sohn von Fürst Alfonso, der einst die damals blutjunge Ira von Fürstenberg in einer weltweit zu Herzen gehenden Traumhochzeit rund um den Canale Grande von Venedig geheiratet hat, wäre längst pensionsreif, wäre er beim ORF oder auch bei heimischen Printmedien.
Aber Prinz ist eben immer noch Hubsi, der Habschi, der mittlerweile in keiner womöglich adeligen  Rente, dafür mit 60 im Hafen der Ehe gelandet ist – mit und bei Simona Gandolfi, der Cousine eines Skikollegen, der einerseits unadelig, andererseits aber als Legende seiner selbst untadelig zum weltbekannten Sportadel gehört. Tomba a Bomba, Olympiasieger, Weltmeister, Weltcupsieger mit 50 Rennsiegen, hat schon vor mehr als zwei Jahrzehnten die Ski in die Ecke gestellt – der Prinz aber packt sein Head-Material und wechselndes, atemberaubendes Skigewand alle Jahre wieder aus, um es bei anstehenden WM- oder sonstigen Qualifikationen mit Läufern aufzunehmen, die seine Enkel sein könnten, hätte er schon welche.
Wenn jetzt die erste WM seit den Sailer-Spielen (Olympia galt damals auch als WM!!!) in Cortina ansteht, dann will der Ski-Prinz den Heimvorteil natürlich nützen und auskosten. Seit es auch in der Region Venetien wieder richtigen Winter gibt und damit Schnee in Hülle und Fülle von Frau Holle, ist er der Quarantäne im warmen Marbella an der Costa del Sol entkommen und in die kalten Dolomiten zu Füßen der Tofana und der Drei Zinnen gezogen, um sich auf diese vielleicht oder doch nicht letzten Titelkämpfe einzustimmen, Pardon: einzuschwingen. „Vormittags wird trainiert“, sagt er, „nachmittags organisiert für die vier Ausstellungen, die ich in Düsseldorf, München, Sylt und Marbella bis Sommer hab!“
Da die WM-Pisten selbst für Adelsmänner geschont und gesperrt werden müssen, weicht Hubertus zum Spezialtraining unter Alberto, allerdings nicht Tomba, sondern Belfi, nach Toblach aus, wo er sich auf einem Hang den Feinschliff für den Ernstfall holt, der den Namen des berühmten Touristikers Luis Trenker aus Südtirol trägt, aber eigentlich Gustav-Mahlers Namen tragen sollte, weil der dort viel komponiert hat in der Bergwelt. Ob Ski, ob Musik, jedenfalls nach Hubsis Geschmack. In Cortina wieder würd´ auf einem Hang gefahren, der nach dem Erstbesteiger des K2 am Himalaya benannt ist, des Italieners Lacatelli. Es geht also hoch hinaus(f)…
Aber halt, ein Gipfelstürmer wird aus Hubertus (von) Hohenlohe keiner mehr, da hat der sportlich vielseitig talentierte die Überfuhr schon vor mehr als 40 Jahren verpasst in Zeiten, in denen der ebenso vielseitig gebildete Mr. Omnipräsenz in der Musik-, Society-, Model-, Foto-, Künstler- und Busy-Going-Nowhere-Szene erst dann mit dem Skitraining richtig begonnen hatte, als die befreundeten Topstars wie Franz Klammer, Marc Girardelli und ähnlich klangvoll-klingende Namen längst kraftvoll in den Rennstartlöchern scharrten. Ähnlich, aber doch anders als ein anderer talentierter Schlaumeier namens Gerhard Schönbacher (Beau Riviere), allerdings hoch zu Stahlross, sprich: Rad, so fasste unser realitätsbewusster Ski-Prinz keine Siege, Titel oder Podestplätze ins Auge, sondern lieferte sich Rennen mit Pseudo- oder echten Ski-Exoten gegen die Rote Laterne, also gegen den letzten Platz.
Dafür musste er sich oft Spott und Hohn gefallen lassen – auch von Leuten, die sich nie im Leben trauen würden, mehr als ein Dutzend Mal die berüchtigte Streif von ganz oben bis ganz unten in jenem Tempo und jener Zeit zu Tal zu rasen, mit der es der unerschrockene, tollkühne Adelsspross in Kitzbühel geschafft hat – 1984 etwa keine neun Sekunden langsamer als der Sieger, ein gewisser Kaiser Franz, der damals zum vierten Mal den Klassiker gewonnen hatte. Neun Sekunden bei damals etwa zwei Minuten, das mag nach Ewigkeit klingen, soll aber erst einmal einer probieren, damit er merkt, was das heißt. Da brauchst du heißes Herz und kaltes im blauen Blut, sonst schnappt nach wenigen Sekunden schon die Mausefalle zu…
Zurück zu ihm als Skiprinzen, der gegenüber Skikaisern und Skikönigen als Rennfahrer immer ein bürgerlicher, aber hemdärmeliger, launiger Bettler blieb. Aber dieser Hubert aus bestem Stall ist ohne Medaillen, dafür mit mexikanischen Wurzeln, Titeln und Dressen vielleicht da oder dort ein süffisant belächeltes Ski-Exemplar, jedoch ein echtes Vorbild für viel jüngere Generationen, wie man sich fast (berufs-)jugendlich und fit hält dank Brettln im g´führigen Schnee, dank des (wenn auch kurzen) Trainings mit anderen Sportlern. Andere mögen ihn als Society-Spinner hinstellen, der die Zeichen der Zeit übersehen hat – als alter Hubertus-Kenner seit Dezember 1981, als sein „Kaiser“-Freund Franz nach 1381 Tagen in einer Val d´Isere-Konditorei aufs Ende seiner Sieglosigkeit das Glas gehoben hatte, kann  ich vor diesem Multi- und Lebenskünstler nur den Hut ziehen.
62 und so Ski-fit, so stilecht, so elegant und so quirlig, dass einen der Neid fressen könnte. Aber als geborener (in Marbella anerkannter) Hochadeliger und nicht nur Prince vom Künstlernamen („I´m the real prince!“) zum einen, als muss er sich um Neidgenossen nicht sorgen. Noch dazu, da er sich ja auch längst ins Guinness-Rekordbuch als Nr. 1. der ältesten WM-Läufer eingetragen hat.
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