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Ralf Rangnick und sein Konzept: Welche Namen müssen welche Rollen spielen?

Ich kenne Ralf Rangnick nur aus dem TV und aus vielen Berichten wie Meldungen, nicht aber persönlich und ich war auch nicht im Lande, als er sich den heimischen Medien erstmals präsentierte. Abgesehen davon, dass der Fußballstratege wie fast alle deutschen Sportlerinnen rhetorisch bestens geschult ist, hat er bei seinem Erstauftritt gleich einmal einigen Kritikern den Wind aus den Segeln genommen. Der neue Teamchef hat sich nämlich von Manchester United und der Doppelrolle bereits verabschiedet, um sich voll und ganz auf das Nationalteam und den österreichischen Fußball zu konzentrieren.

Das war sozusagen der erste Trumpf, den der von manchen Seiten eher argwöhnisch empfangene bis betrachtete R. R. da aus dem Ärmel zauberte, ehe er auch in der seit Jahren schwelenden Causa Alaba klare Stellung bezog, was dessen Rolle im Team angeht! Er sehe seinen ehemaligen Fast-Schützling bei Hoffenheim nur in Ausnahmefällen links, aber ansonsten in der zentralen Position, also eben dort, wo er jetzt fast immer beim Champions-League-Sieger Real Madrid von Carlo Ancelotti am effizientesten eingesetzt wird. Und wenn Alaba nominell im Mittelfeld aufgestellt würde, dann in einer defensiven Funktion und nicht, was David ja am liebsten wäre, als eine Art Spielmacher. Und was den linken Außenverteidigerposten betrifft, so hat der bis zuletzt so verlässliche Andreas Ulmer als 36jähriger beim neuen Teamchef  trotz alter Salzburg-Vertrautheit keinen Platz mehr bei den Zukunftsplänen, die auf neue taktische Varianten und auch neues Spielermaterial aufbauen.

Der Countdown läuft, die Uhr tickt, schon Freitag schlägt R. R. und dem Team im Duell mit Vizeweltmeister und WM-Teilnehmer 22 die erste Stunde, bei der man aber – ob es so oder so endet – natürlich noch nicht von einer der Wahrheit sprechen kann und darf. Selbst dann, wenn da und dort schon die Messer gewetzt werden, sollte das eine oder andere Experiment schiefgehen. Auch einen Maßanzug muss man ja probieren, bis er so sitzt, dass alles passt. Und wo neue Rollen verteilt werden, dort wird und muss sich erst zeigen, wer in diese schlüpfen kann. Schließlich gibt´s weder ein System, in das jeder Spieler passt noch gibt´s Spieler, die bei jeder Taktik ihr Maximum geben können.

Genau das aber herauszufinden, wird die erste, große Herausforderung für den taktischen Tüftler und strategischen Denker namens Ralf Rangnick werden. Wie schwer das ist, hat R. R. schon bei Manchester United erlebt. Dass es aber möglich ist, hat Rangnick von Ulm über Hoffenheim bis Salzburg und Leipzig unter Beweis gestellt. Es aber gegen Kaliber wie Frankreich, Kroatien und Dänemark zu bestätigen, das kommt einer echten Mammutaufgabe gleich. Mehr wert aber als jedes Pünktchen, das er und Team mitnehmen, wäre dabei aber ein neuer aggressiver, offensiver Fußballstil, der jeden begeistert und alle mitreißt. Und damit Schwung in eine Zukunft bringt, die sich endgültig von der Vergangenheit lösen muss. Auch mit mehr oder weniger großen Namen!

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