Morgen ist zwar in Bosnien noch nicht aller Tage Abend, aber doch wieder eines jener Schicksalsspiele, an die wir ältere Semester in schlechter Erinnerung – ich sage nur Gelsenkirchen gegen Schweden (WM 74) und Wien gegen Portugal (EM 80, 1:2 in letzter Minute) – behalten haben. Nach dem allen Berichten nach schrecklich anzuschauenden 1:0-Sieg gegen Zypern, immerhin die Nr. 128 der Welt, sind sowohl der Teamchef als auch die von ihm ausgewählten Spieler so gefragt, als ginge es schon um die Weltmeisterschafts-Qualifikation. Man könnte auch sagen: Verlieren verboten, denn dann läge Österreich bei einem Spiel weniger schon sechs Punkte hinter Bosnien-Herzegowina.
Wenn wir davon schreiben und reden, dass auch der anfangs fast schon für einen Messias gehaltene Ralf Rangnick gefragt ist, dann kann mit Fug und Recht auch behauptet werden, dass der anfängliche Glanz seit dem glücklosen 2:3 bei der Euro gegen die Türken ziemlich schnell verblasst ist. Und mit Fug und Recht kann man da auch behaupten, dass der Teamchef mit Schuld hat an der Abwrtsspirale – erstens durch die ständige Verbreitung der Nachrichten, wer aller bei ihm anklopft, um ihn zu engagieren, zweitens aber an das fast sturfe Festhaltren an den in die Jahre gekommenen Granden von Gestern, die schin lange nicht mehr sind, was sie waren wie Freund Arnie, der bei R. R. selbst dann, wenn er schon Schwielen am Hinterteil hat, weil er Weltmeister im Bankerldrücken ist, einen Stammplatz hat und den Vorzug vor jüngeren Stürmern erhält, die zumindest ständig bei ihren Klubs spielen.
So hehr und schön auch im Sport die Nibelungentreue althochdeutschen Vorbilds sein mag – im Fußball kann sie nur dann gelten, wenn sie auf noch ältere, aber um Eckhäuser bessere und effizientere Superstars wie einen Ronaldo zutrefffen, dem selbst die Saudi-Liga nichts von seinem Speed, seinem Torinstinkt und seiner Treffsicherheit rauben konnte. Der Doch-nicht-Rapidler und bisher doch nicht strahlende rote Stern, sondern eher streitbare Serbo-Österreicher Arnautovic („Ich spiele dort, wo mein Herz schlägt!“) mag zwar ein Liebkind des Teamchefs und mancher Medienmenschen ebenso wie des Best-Buddy Alaba sein – trotz seiner österreichischen Rekorde kann er dem echten Portugiesen, der immer und überall seine Klasse bewies, nicht einmal den kleinen Finger oder besser gesagt Zehenspitze reichen. Alles andere ist nichts als Mumpitz, der leider Gottes auch ein bisserl mit Gutmenschen-Politik zu tun hat,, die ja dem Teamchef auch nicht gerade fremd ist.
Ob Neo-Dänenlegionär Gregoritsch, zuletzt weit effizienter als Arnie, ob der in Belgien treffsichere Florucz, der sich für den ÖFB entschieden hat, und andere mehr müssen sich ja übervorteilt fühlen, auch wenn sie sich angesichts gewisser heimischer Netzwerke hüten, ihrem Unmut freien Lauf zu lassen. Jetzt bleibt nur die Hoffnung, dass auch der Teamchef die richtigen Konsequnzen aus dem übereinstimmenden Berichten und Kommentaren auch in sozialen Medien nach peinlichen Linz-Auftritt zieht, damit wir das WM-Schicksal selbst in die Hand nehmen statt auf andere angewiesen sind. Frisches Blut, so sagt man, tut meistens gut…