Die Zeiten ändern sich. Und jeder muss mit der Zeit gehen, um nicht im Abseits zu landen. Und wo die Tauben zu hoch am Dach, da muss man sich halt mit dem berühmten Spatzen in der Hand begnügen. Da Sie nicht wissen, worauf ich hinauswill, gehen wir gleich in medias res, auf gut Deutsch ans Eingemachte. Im gegenständlichen Fall, ehe uns die WM-Dramatik packt, um neue, ganz schon aufgemascherlte, wenn nicht aufgemotzte Transfers. So etwa hat uns Rapid jetzt mit einer Sensationsmeldung nach der anderen verwöhnt. Zunächst wurde uns Patrick Greil, Mittelfelfspieler bei den Klagenfurtern, wo sich der letzte Rapid-Meistermacher Peter Pacult ja Woche für Woche über Rot grün und blau ärgert, als Neuverpflichtung untergejubelt. Aber jetzt kam´s noch besser, weil mit Roman Kerschbaum ein absoluter Wunschkandidat von der Admira (und dem Ex-Rapidler Herzog) losgeeist und nach Hütteldorf geholt werden konnte.
Zwei Wunschkandidaten sind schon künftige Rapidler: Nr 1: Roman Kerschbaum (Admira, l.), Nr 2 Patrick Greil (Klagenfurt).
Nichts gegen Greil und schon gar nicht gegen Kerschbaum, die sich bei ihren aktuellen Klubs als Stammspieler und Leistungsträger einen Namen gemacht haben. Aber haben die Hochgejubelten auch das Potenzial, tragende Rollen bei einem Rekordmeister zu spielen, der endlich wieder im Kampf um den Titel mitmischen will, also unter ganz anderen Voraussetzungen und anderen Herausforderungen zeigen müssen, was in ihnen steckt. Internationale Sporen, die sich beide in ÖFB-Teams verdient haben, sind jedenfalls Mangelware, etwa ein Ruf für Kerschbaum ins U21-Team, ein paar in jüngere Auswahlmannschaften. Bei Greil findet sich keine einzige Berufung, was entweder gegen die ÖFB-Betreuer spricht, die seine Klasse übersehen oder ignoriert haben – oder für die These, dass es sich bei ihm um einen sogenannten guten Ergänzungsspieler handelt, nicht mehr, nicht weniger.
Das war einmal, das kommt wohl nie wieder: Antonin Panenka, EM-Hero der Tschechen, und Carsten Jancker, DFB-Star.
Aber von Transfers, die einen den Atem rauben, sind die Greils und Kerschbaums so weit entfernt wie Rapid von einem Europacupfinale a la 1985 und 1996. Zwei Jahreszahlen, die unsereins deshalb gewählt hat, weil es damals auch der Vor-Bosman- und Politwendezeiten wegen noch möglich war, aus dem ehemaligen Ostblock ganz große Namen zu holen wie einen Panenka oder Kranjcar, Brucic oder Halilovic, später noch einen Iwanow, Savicevic oder Jancker, die echte Stars waren und keine Null-acht-15-Starlets, die sicher ihr Bestes geben, deren Bestes aber höchstwahrscheinlich nicht gut genug ist, um aus Rapid wieder jenes Rapid zu machen, das eine in ganz Europa anerkannte Qualitätsmarke war. Aber wer weiß, vielleicht bietet sich ja noch ein toller Kicker aus der Ukraine an, falls ihn nicht der schnöde Mammon von noch liquiden Oligarchen oder im Öl schwimmenden Scheichs vor der Nase wegschnappt. Denn in Zeiten wie diesen, das ist ja nichts Neues, regiert Geld die Fußballwelt wie noch nie. Und da gehören wir Österreicher aus einem der angeblich reichsten Länder zu den armen Schluckern im Fußball. Auch seltsam, oder?