Angesichts manch aktueller Aktionen wie Reaktionen und Prognosen bei Rapid möchte ich mich wieder einmal mit dem Rekordmeister auseinandersetzen. Nicht dass man mich falsch versteht, weil ich von vornherein und nicht erst im Final Countdown gegen eine vom autoritären Scheichtum, vom Termin, vom Klima und dem pausenlosen Stress für die Spieler untragbare Katar-WM gewesen bin. Aber dass sich just die mitunter noch viel unerträglicheren Rapid-Fans, vor allem die Ultras, nicht gescheut haben, als Bannerträger eines WM-Boykotts in Katar für mediale Aufmerksamkeit zu sorgen, entbehrt nicht einer gewissen Ironie.
Ja, es gibt heutzutage eben nichts, was es nicht gibt, wenn und wo Dinge auf den Kopf gestellt, Worte im Munde umgedreht oder auch, wie es im Falle des inkriminierten Interviews mit dem WM-Botschafter offensichtlich der Fall war (haram heißt lt. Langenscheidt im religiös-gesellschaftlichen Sinn auf Deutsch nicht geistiger Schaden, sondern im Islam verboten oder verdorben), Worte authentisch (?) übersetzt und interpretiert werden, um einen Skandal zu provozieren und produzieren. Aber das ist wieder eine andere Geschichte, die mit Rapid nichts zu tun hat, abgesehen davon, dass sich die meisten Rapid-Fans die Katar-WM ganz sicher nicht im Fernsehen entgehen lassen. Darauf möchte ich, dazu kenne ich meine Pappenheimer nur allzu gut, als Wettmuffel sogar wetten…
Aber bleiben wir lieber bei Rapid, wo ja erst nach der offenbar schon mehr oder weniger abgesegneten Wahl des neuen Vorstands am 28. November die sportlichen Würfel fallen werden/sollen/müssen. Oder im Klartext: Wie geht´s weiter mit Zoran „Zoki“ Barisic? Wird er als Sportdirektor von wem immer (Sturms Schicker als Favorit) abgelöst, darf er weiter die Doppelrolle als Direktor und Trainer ausüben oder muss er womöglich gar seinen Hut nehmen, obschon er von den letzten sechs Spielen vier gewonnen und nur eines verloren hat? Welch eine tolle Bilanz, die auf den ersten Blick darauf schließen ließe, dass er als neuer Trainer-Besen den Ferdi-Feldhofer-Mist bestens weggekehrt hätte.
Schwarz auf Weiß stimmt das natürlich, wer aber die Spiele live vor Ort oder aber via Pay-TV verfolgt hat, dem sind ob des Antikicks des Öfteren die „Grausbirnen“ aufgestiegen, wenn die Jung-Fans überhaupt noch wissen, was das bedeutet. Also: Angstzustände angesichts des Augenscheins. Wie in Hartberg, wie in Lustenau, hatte Rapid mehr Glück als Verstand, dass Punkte eingefahren oder einer gerade noch geholt wurden. Die Spiele spielerisch? Für objektive Zuschauer ohne Scheuklappen nicht zum Anschauen!
Was aber höre und lese ich vom Zoki? Wirklich beeindruckt wäre er, wie sich die Mannschaft unter ihm entwickelt, welche Fortschritte sie gemacht habe, was natürlich hintenrum eine Kritik an jenem Ferdi bedeutet, hinter dem er so lange eisern gestanden, den er so lange verteidigt hat, bis er ihn – schweren Herzens (?) – beerbt hat. Und wer so voll des Lobes über seine Mannschaft ist, auf den trifft natürlich im positiven Sinn des Wortes das Sprichwort zu: Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es heraus!
Wen wundert´s also, dass ihm die Spieler allesamt Kränze flechten, voran Kapitän Burgstaller, der plötzlich wieder die vordem abhandengekommenen Schussstiefel angezogen hat? Sollen Kicker bestimmen dürfen, wer sie trainiert? Eigentlich nicht – es sei denn, sie wittern offene Ohren. Gerade, dass Burgi und Co. es nur verbal fordern und keine schriftliche Petition eingereicht haben, damit der Kumpel Zoki auch ihr Wunschtrainer unter jenem Alexander Wrabetz bleibt, der sich kürzlich bei einem der mehr oder weniger Arbeitssiege dazu verstiegen hat, dass Rapid den Fans ein Fest geboten habe. Aber nicht nur Politiker, sondern auch ihre jahrelang verlängerten Arme verstehen zwar oft wenig vom Fußball, dafür aber beherrschen sie die Kunst, ein X für ein U zu verkaufen.
Und wenn der designierte Präsident dazu auch noch lauthals verspricht, viel mehr Geld als bisher in gute Spieler zu investieren denn in andere Segmente, dann stellt sich die Frage, in welche Kanäle diese hohen Beträge, summa summarum vielleicht sogar Millionen, bisher geflossen sind. Auch darum sollten sich die Rapid-Fans mehr kümmern als um eine Katar-WM, von der man seit Jahren weiß, welch Umstände oder Rückstände in den Emiraten herrschen. Die Scheichs wird der grünweiße Fan-Protest wie alle deutschen Unkenrufe und Verteufelungssendungen so (be)kümmern, als würd´ frei nach dem Volksmund in Peking a Radl umfallen…