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„Rassist“ Lehmann und „Quotenschwarzer“ Aogo, der hochgehende Wogen glättet

Es geht um eine heikle Geschichte, die man aber nicht noch heikler machen sollte. Uns, der alten oder etwas älteren Generation, war Jens Lehmann, Erzrivale von Oliver Kahn als deutscher Team-Torhüter, auch und vor allem als Nr. 1 beim WM-Sommermärchen 2006, ein Begriff. Weniger werden wohl gewusst haben, dass der schon als Profi und Trainer umtriebige Rheinländer (Schalke, Milan, Dortmund, Arsenal, Augsburg) mittlerweile von der Tennor-Gruppe auch als sportlicher Berater in den Hertha-BSC-Berlin-Vorstand delegiert worden war. Nicht in einer dieser Funktionen, sondern als privater Instagrammer ist dem zum miesen Rassisten gestempelten Ex-Tormann nicht nur ein mehr als dummer Lapsus Linguae unterlaufen – er hat die eigentlich an eine ganz andere Adresse gedachte Nachricht über den HSV- und Schalke-Profi i.R., Dennis Aogo, irrtümlich an Aogo selbst versendet, den er dabei in seiner Rolle als Sky-Experte als „Quotenschwarzer“ bezeichnete, der wohl nur darob diesen Job erhalten hätte.

Aogo mit seiner Frau, die sich schämt

Na, mehr hat er nicht gebraucht, der Jens! Binnen Stunden, wenn nicht Minuten verwandelte er sich in eine rassistisch-rechtsextremistische Zielscheibe. In Deutschland oder besser gesagt: in den deutschen und da vor allem in den auch angestachelten sozialen Medien ging ein Sturm der Entrüstung los, schwappten auf Facebook, Instagram und natürlich bei (vor allem linken) Wählern und Politikern die Wogen der Empörung so hoch und so über, dass sie Lehmann sofort aus allen Ämtern schwemmten. Motto: Hände weg von diesem Rassisten! Ja, hätte er sich auch schriftlich quasi auf die Zunge gebissen, dann wäre Lehmann – er hat, das sei dazu gesagt, als Legionär bei Arsenal, Milan, aber auch bei Dortmund, später als Trainer bei Augsburg mit vielen Schwarzen gespielt oder zu tun gehabt, ohne jemals anzuecken! – viel erspart geblieben. Auch die Reaktion der (weißen) Aogo-Ehefrau, die sich von ihm so und weit mehr als ihr Mann beleidigt gefühlt hatte, dass sie gemeint haben soll: „Ich schäme mich, eine Deutsche zu sein!“

Ja, Schande über Lehmann und Gleichgesinnte, das war nicht nur zu lesen, sondern auch unüberhörbar gewesen, selbst dann, als sich Jens öffentlich entschuldigt hatte für den unbedachten, aber politisch nicht korrekten Satz. Nichts als Lippenbekenntnisse, so stand es dazu in vielen Postings an alle möglichen Medien oder in ebensolche Foren oder Portalen. Weit unaufgeregter als alle, die ihrem Unmut freien Lauf gelassen hatten, reagierte jedoch Kicker-Freund Aogo himself. Er akzeptierte erstens die Entschuldigung des Ex-Kollegen, der ihn als fachkundigen Sky-Quotenbringer versöhnte, und meinte obendrein, im persönlichen Vieraugengespräch unter Männern werde dieses unerfreuliche Intermezzo für immer aus der Welt geräumt. Zurück bleibt jetzt nur noch die Frage, ob´s darob auch im Blätterwald rauscht oder Postings rotieren, als wäre die Welt eingestürzt, obschon nur ein Radl umgefallen ist. Anfängen jeglichen Extremismus ist stets zu wehren, in manch politisch determinierter, semantischer Übertreibung allerdings steckt aber auch die Gefahr, dass sie das Gegenteil auslöst. Umso mehr ist des realistischen Aogos Mut zur Vernunft zu loben!

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