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Rechnen sich bezahlte Sportdirektoren für Verbände, wenn Zufallsprinzip statt System regiert?

Beim Tennis-Challenger in Mauthausen schied mit dem Antonitsch-Neffen Niel Oberleitner, 25, jahrelang nur Doppelspezialist, der letzte Österreicher im Einzel nach harter Gegenwehr gegen den chilenischen Daviscupspieler Christian Garin nach starker Gegenwehr im Viertelfinale aus. Das ganz große Sprungbrett für die heimischen Spieler, als der dieses und andere Challenger im Lande verkauft werden, war also dieses Turnier ganz sicher nicht, auch wenn der Hipfl-Neffe Nico mit dem von seinem Onkel Markus betreuten Schweizer Kym im Doppel ins Finale einzog..

Das Tennis-Beispiel spiegelt die aktuelle Realität, die besagt, dass außer dem mit geschütztem Ranking spielenden Comeback-Kid Ofner weder ein purer noch ein Beute-Österreicher wie der ÖTV-Meister unter den Top 100 stehen. Und dass jener Joel Schwärzler, noch vor einem Jahr als neuer Stern und Thiem-Nachfolger am Tennishimmel auch vom ÖTV-Sportdirektor als Privatcoach hochgejubelt, inzwischen weg von Melzer, aber auch vom (Auslagen) Fenster, sogar gegen heimische Gegner (und Doppelspezialisten) a la Neuchrist und Oberleitner verliert. Und auch der Schwärzler-Junior-Nachfolger Thilo Behrmann kommt dann, wenn´s bei großen Nachwuchsturnieren darauf ankommt, nicht sehr viel weiter. Und bei den Damen schaut es ja nicht besser aus, auch wenn die Siegesserie von Julia Grabher so verkauft wird, als wäre sie fast unschlagbar, was nur insofern stimmt, dass sie bei dritt- bis viertklassigen ITF-Turnieren gewinnt. Ebendort hat auch Teenager Lilli Tagger zu einem Erfolgslauf angesetzt –  und die trainiert bei Francesca Schiavone im italienischen Ausland!

Weil ich mir erlaubt habe, die Effizienz des Sportdirektors zu hinterfragen, hat mich eben dieser gefragt, was ich persönlich gegen ihn habe. Abgesehen davon, dass sein Anruf zu einer denkbar ungünstigen Zeit (Todestag Schwiegermama) kam, kann ich dazu nur eines sagen: Persönlich nichts, sehr wohl aber gegen den fehlenden sportlichen Return of Investment für den OTV, der sich aber mit ihm und Thomas Schweda (Wirtschaft) gleich zwei –  wie ich höre – nicht gerade,  schlecht honorierte Direktoren oder wie immer offizielle Titel lauten, bei – wie ich höre – wachsendem, aber noch leisem oder unterdrücktem Widerstand leistet. Was mir fehlt, das ist ein Zukunftskonzept, wie das die Italiener oder die Briten mit immer mehr Erfolgen und Topspieler: Innen vorführen. Deren Angriff auf breiter Front hat ja nichts mit Zufallsgenerator zu tun, sondern mit Systematik. Frag nach bei Wien-Sieger Draper, Nr. 5 der Welt- und Sohn des Mastermknds des britischen Comebacks.

Ich halte es für Unfug, dass sich heimische (halbprofessionelle) Sportverbände nach dem Fußballvorbild seit einiger Zeit einige ihrer ehemaligen Athleten als bezahlte Sportdirektoren leisten, obschon sich offenbar (auch niemand in den Medien) um die fehlende, auch in Zahlen manifestierte Gegenleistung schert, sie nicht hinterfragt oder dann, wenn man es wagt, Zweifel anzumelden, als Negativist, Nörgler, Kassandra hingestellt und totgeschwiegen wird.

Was auf Tennis zutrifft, das gilt auch fürs Golf, fürs Schwimmen und – noch weiß man ja nicht, ob das Ehe-Duo Schrott-Taylor den hierzulande mit wenigen Ausnahmen der Weltspitze weit nachhinkenden Athleten auf die (Drei) Sprünge hilft – auch für die zweite große olympische Grundsport Leichtathletik. Ich weiß, dass ich mir keine Freunde mache, wenn ich den einen oder anderen Namen nenne, es ist aber durchaus legitim, wenn man daran erinnert, dass weder Sepp Straka noch Bernd Wiesberger, Matthias Schwab oder – abseits von eventuellen Startplätzen – der Tiroler Steinlechner etwas mit dem ÖGV und seinem Sportdirektor Niki Zitny zu haben. Und eher scheint fraglich, dass nach Straka und Co ein neuer Jungstar zum Himmelsturm ansetzt, der bis zur Weltspitze vordringt.

Und wenn wir Schwimmen und deshalb das Ergebnis in Paris 2024 anschauen, weil sich Schwimmen, LA und andere Klassiker über diese Olympia-Schiene bei uns definieren, dann gibt´s keinen Zweifel, dass nach dem Rücktritt des im Ausland gereiften Felix Auböck (Berlin, Michigan, Loughborough/England) der in den USA (Tennessee) studierende Martin Espernberger die Fahne als Olympiafinalist (6.), der den 12 Jahre alten Jukic-Rekord beach, als WM-Dritter und gestriger Sieger beim Tyr-Series-Meeting in Fort Lauderdale die Fahnen am höchsten hält. Und der hat garantiert absolut nichts mit einem Sportdirektor zu tun, der sehr geflissentlich jene Meetings für heimische Schwimmer: Innen aussucht, in denen die Chance auf passable Resultate am größten ist. Oder auch mithilft, wenn es geht, eher orts- bis landesfremde Schwimmer: Innen zu importieren, die Einheimischen aber kaum Beine macht, weil sie fern der Wahlheimat Graz nicht mehr in Rheinland-Westfalen, sondern in Dänemark lebt und trainiert.

Seien wir froh, dass es mit Aviva Hollinsky (Hakoah) und Nida Omid (ASV), Tochter afghanischer Zuwanderer, trotz der miserablen Rahmenbedingungen im Lande zwei Talente gibt, mit denen wir wieder Oberwasser haben könnten. Aber auch das hat mit System nichts zu tun, sondern mit dem Zufallsprinzip, das dem heimischen Sport in Zeiten wie diesen, in denen Gürtel enger geschnallt werden müssen, teuer zu stehen kommt.

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