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Riesentöter, Papiertiger und zollfreie Gedanken

eurosport

Da hast du von der Nummer 1 abwärts das beste Spielerfeld zusammengetrommelt, das es je in der Wiener Stadthalle gab, da hast du das Allerbeste aus den Corona-Umständen gemacht, dass du hast machen können. Da hast du so viele Sponsoren von der großen bis zur kleinen Spendierhose engagiert, um sich von großen Stars bis ins kleinste Regulativdetail alles leisten zu können. Da hast du den Vorgriff auf ein nur noch digitales Tennis-Zeitalter gewagt mit elektronischen Hilfen statt menschlichen Lines(wo)men. Da wurde kontrolliert, was du kontrollieren kannst bis zum Fiebermesser, damit sich das Virus nicht durch die Hintertür des Erste Bank Open 500 einschleichen kann – und dann erlebst Du mit einer russischen Ausnahme auf der Stadthallenbühne das größte Favoritensterben, das es je gab, als hätte die Größten eine Infektion über Nacht ihres Widerstands beraubt. Die damit auch, wenn nicht alles täuscht, statt des geplatzten Traumfinales des jahrelang Weltbesten mit unser aller neuen (National-)Helden die Tür zum Happy End für einen Riesentöter öffnet, da Tennisdrachen zu Papiertigern mutierten.

Ja, so ungerecht kann das Tennisleben sein, wenn es eine so vorsorgliche, seit gut drei Monaten auf diese Tage X schon eingeschworene Regierung versteht, das Damoklesschwert einer Rollo oder gar Stahltür in die mediale Auslage zu stellen, die von heute auf morgen herunterrasseln könnte, besser werde. Shutdown oder Lockdown, so nennt man auf Neudeutsch die „Neue Normalität“ des Zu-, Ein- oder Wegsperrens der Menschen aus dem öffentlichen Leben, es sei denn, sie tragen die mittlerweile empfohlene und demnächst womöglich verpflichtende FFF2-Maske, um sich mit Klopapier und Lebensmittel in einem kleinen Supermarkt- oder Apotheken-Spalt des gewohnten, alten Lebens einzudecken.

Tja – und wo dieser Lockdown light (der Unternehmer aber hart trifft!) nach wochenlanger Ankündigung, reiflicher Überlegung und schneller Umsetzung über Nacht doch eintreffen könnte, dort treten dann – Bubble hin, Bubble her – leicht Blasen am Fußballen auf, so etwas wie der (angrenzenden) Achillesferse. Oder es bisten sich gar, noch weit schlimmer, die Kräfte lähmenden,  die Spielstärke hemmenden Quarantäne-Ängste beim Ober-Capo und manch anderem Star ein, sodass sie sich lieber möglichst schnell aus Wien und Österreich vertschüssen als sich in einem noch so schönen Luxushotel in eine Art Home-Office des Neo-Normalen mit „Klein-Garten-Cafe“ am Parkring zu begeben. Innere Stimmen, die ihnen still, leise und heimlich sagen: Du weißt ja wirklich nie so ganz genau, was vielleicht noch alles kommt in einer Zeit der ungeahnten, oft rätselhaften, verschlüsselten (Un-)Möglichkeiten….

Wie es vor allem die Bücherwürmer unter uns wissen, sind solch virtuelle Vermutungen, fiktiven Spekulationen oder gar Verwechslungen bis Ähnlichkeiten mit Hauptdarstellern des Tennistheaters selbstredend nur zufällig. Oder andersrum gesagt und festgehalten: Nur Schelme können so denken oder – wer weiß – total realitätsferne bis weltfremde Verschwörungstheoretiker auf derart absurde Einfälle kommen, warum sich das bestbesetzte Turnier der Stadthallen- und Erste-Bank-Open-Geschichte in Covid-19-(Un)Zeiten wie diesen am Ende in eine surreale Marionettenbühne verwandeln konnte/könnte. Einer hat immer das Bummerln – dieses legendäre Wiener Heurigenlied lässt jedenfalls Tür und Tor offen für alle Gedanken. Und die sollten/müssten/dürften doch noch zollfrei sein.

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