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Schwimm-EM in Rom: Wo alte Sterne verglühen und neue Stars für Sternstunden sorgen

Rom, so sagt ein Sprichwort, hat so viele Einwohner wie Sterne. Und wenn von Schwimmeuropameisterschaften in der Ewigen Stadt die Rede ist, dann ist am Tag, als der Regen kam, ein ganz großer Stern aus Ungarn so gut wie erloschen, während ein anderer Stern vom Nachbarn Rumänien heller denn je strahlt. Dabei handelt es sich zum einen um die inzwischen 33jährige Katinka Hosszu, die vor 13 Jahren bei der WM am Foto Italico die erste von insgesamt 64 (!!!) Goldmedaillen ihrer einzigartigen Karriere gewonnen hatte, ab gestern in der gleichen Disziplin (400m Lagen) als drittbeste Ungarin und damit als Streichresultat schon im Vorlauf ausgeschieden ist. Und beim anderen, dem etwas mehr als halb so alten Krauler David Popovici aus Bukarest, dem sensationellen 200m-Weltmeister 2022, der nach dem Europarekord (46,98) im Semifinale im Endlauf der 200m-Kraul-Königsdisziplin wie auf Ansage den Weltrekord des brasilianischen Olympiasiegers 20212, Cesar Cielo Filho (46,91), mit 46,86 auslöschte. Werlch eine Sternstunde in Rom, wo er vor einem Jahr als mehrfacher Junioren-Europameister demonstriert hatte, welch ein Superman in ihm steckt.

David Popovic, der neue Popow des Kraulschwimmens, der als Teenager bereits Gold gewinnt und Rekorde jagt.

Alle Experten, aber auch Gegner wie Felix Auböck sind vom Kraulästheten begeistert. Fast alle vergleichen ihn und die Art, wie er mit Eleganz bis Nonchalance schwimmt, als legitimen Erben des Russen Alexander Popow, der ein Jahrzehnt lang von 1990 bis zum dritten Jahrtausend den Kraulsprint beherrscht hatte. Aber wer weiß, ob es diesen ersten Wunderknaben seit seinen Idolen Michael Phelps und Ian Thorpe überhaupt gegeben hätte, wäre er erstens kein Faulpelz gewesen als kleiner Bub, der partout nicht einschlafen wollte – und hätte er nicht unter einer Wirbelsäulenverdrehung (Scoliosis) gelitten, gegen die die Ärzte als Therapie das Schwimmen verordneten. Und siehe da, im Schwimmbecken wurde David so munter, dass er als Wasserratte immer mehr Gefallen am Training und am Tempo fand. Als Vierjähriger hatte er begonnen, als knapp 15jähriger kraulte er bei den EYOF-Games die 100m bereits in 49.82, womit er für seine Altersklasse den anderen schon Lichtjahre voraus war. Und das war der Teenager auch im 100m-Finale, wobei er erst auf den zweiten 50m den Turbo so richtig gezündet hatte, um mit einer halben Körperlänge vor der Konkurrenz anzuschlagen.

Womit wir auch bei den idealen Körpermaßen des Naturtalents sind, das aber bereit ist, dem Erfolg alles unterzuordnen, so hart wie nötig, aber auch so leidenschaftlich wie möglich zu trainieren. Mit einer Größe von mehr als 1,90 m und optimal verteilten 80 kg verfügt Popovici über eine gewaltige Spannweite von mehr als zwei Meter, also so ähnlich wie einst der deutsche „Albatros“ Michael Gross. Und was die Maß betrifft, so hat es beim großgewachsenen, flügelstarken David wahrlich Hand und Fuß mit großer Schuhnummer und ebenso großen Handflächen, die Sportexperten zum Vergleich mit Basketballstar Stephen Curry gereizt haben. Seine Wasserlage, sein Wassergefühl und seine Perfektion in der Kraultechnik erinnern sie an die „Dreipunkt-Würfe“ des US-Amis.

Was übrigens ein Training in den Staaten betrifft oder ein Studium an einer der Unis, da winkt Popovici ab. Er ist zwar ziemlich sprachbegabt und auch weltoffen, will aber lieber daheim bei seinem vertrauten Trainer in  vertrauter Umgebung bleiben, um sich weiter mehr als nur redlich zu ernähren. Dass ihm mit seinen Zeiten und Titeln die Sponsoren die Türen einrennen, versteht sich von selbst. Nichtsdestotrotz will Popovici aber so bodenständig wie bisher bleiben – und nach der Matura dann ein Studium beginnen. Und zwar in Psychologie, die er auch im Sport als ein ganz wichtiges Rezept, wenn nicht Waffe hält. Man kann gespannt sein, ob der Teenager auch so lange und so viele Medaillen aus kurzen oder langen Pools fischt wie Katinka Hosszu, die im wahrsten Sinn des Wortes in Rom am Ende zu sein scheint, wo einst alles vor 13 Jahren begonnen hatte.

PS: Was ÖsterreicherInnen bei der Rom-EM betrifft, gab´s am 3. Tag gemischte Gefühle. Während Simon Bucher als Semifinalzweiter und Gesamtsiebenter in 51,62 auch über 100m Delfin das Finale erreichte, scheiterte die frühere Kurzbahn-Vizeweltmeisterin Caroline Pilhatsch als Letzte im zweiten Semifinallauf über 50m Rücken. Noch schlimmer erging´s Christopher Rothbauer über 200m Brust,.
Der OSV-Vizepräsidenten-Sohn wurde schon im Vorlauf wie bei der WM in Budapest vor 6 Wochen wieder eines Regelverstoßes wegen disqualifiziert. Als Zweiter seines Vorlaufes hätte er ganz sicher das Semifinale erreicht, das Jung-Kollege Luka Mladenovic („Mein Fokus war auf der Junioren-EM, da hab ich Silber geholt“/EM-Vorlauf-23., 2:15,98) ebenso klar verpasste wie die 200m-Rückenfinalistin Lena Grabowski über 50m Rücken (32./29,77) oder die OSV-Vizepräsidententochter Lena Opatril mit Platz 25 über 200m Kraul in 2:03,13 (ÖR von Lisa Zaiser aus 2015 lautet 1:58,53)).

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