Von Jungbullen voller Saft und Kraft, vor denen sich viele weit Größere fürchteten, zu lahmen Enten und aufgescheuchten Hühnern, die willige Opfer wurden – all das vollzog sich in Salzburg binnen einem Jahr. Fast alles, was den inzwischen entthronten und entzauberten, mehr noch: entgeisterten Ex-Serienmeister ausgezeichnet hatte vom Spiel gegen, aber auch oft mit dem Ball, hat sich mit dem Abgang des zum FC Bayern gewechselten Sportdirektors Freund wie mit dem finanziell lukrativen, aber sportlich desaströsen Verkauf von Stammspielern in Luft aufgelöst.
Auch das Gerede von einem speziellen Bullen-Gen, das offenbar nur werblich Flügel verleiht, ist geplatzt wie eine Seifenblase. Es findet sich schon seit langem weder bei überschätzten Sternschnuppen an Spielern, die nicht einmal Starlets sind, noch bei optisch zum Verwechseln ähnlichen Trainertypen, die anderswo mehrmals gefeuert statt gefeiert wurden, also keineswegs mit den besten Empfehlungen zurück zu den Wurzeln kamen.
Zwischen den bombastischen, eher teutonischen Tönen („Kein Kirmesspiel!“) von Trainer Letsch und den (Un-) Taten der Salzburger beim 1:4 gegen Atletico lagen bei der siebenten und letzten der meist hohen Niederlagen in der Champions-League mehrere Fußballwelten. Wo bis vor kurzem noch Festspiele inszeniert wurden, dort steht mittlerweile eine Schießbude, in die nach Belieben geballert wird…
Der Jugendwahn ohne routinierte Führungsspieler hat den selbst in der heimischen Bundesliga ins Mittelmaß gesunkenen Ex-Serienmeister in eine Sackgasse befördert, aus der es schwerer rauszukommen ist als man hineingeschlittert war. Ob der von den ebenfalls kriselnden Leipzigern geholte Neo-Sportchef Schröder da über kurz statt lang reversieren kann, um wieder volle Fahrt aufzunehmen, wäre wünschenswert, scheint mir aber angesichts des Spielerkaders und Neuverpflichtungen wie jene des bei Mainz mehr sitzenden denn spielenden Onisiwo zum ungespielten Wunschkonzert zu verkommen.
Ich bin jetzt schon gespannt, wie ein Erfolgsmensch wie Jürgen Klopp als neuer Oberbulle auf diese offenbar unaufhaltsame Talfahrt reagiert. An den Konsequenzen, die er zieht, wird man auch ermessen können, welch Stellenwert der Ex-Serienmeister innerhalb des Fußball-Konzern besitzt, wo die Musik nicht in Salzburg, sondern in Leipzig gespielt wird. Dort allerdings muss man nicht nur, aber auch der 0:1-Niederlage in Klagenfurt gegen Sturm Graz wegen besser vor der eigenen Tür kehren. Trotz der Millionen auf dem RedBull-Konto wurde auch dort ganz schön viel Mist gebaut…