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Sarah Sjöström: Triumph des ganz normalen Schwimmstars im olympischen Absurdistan

Wie der französische Schwimmheld Leon Marchand binnen eineinhalb Stunden in total konträren Disziplinen zweimal Gold gewonnen hat, das hat selbst Michael Phelps in den Schatten gestellt. Was die jahrelange Dominanz von Kathy Ledecky in den Kraul-Langstrecken betrifft, ist weltrekordverdächtig. Nichtsdestotrotz möchte ich mich heute mit einer anderen Grand Dame des Schwimmsports beschäftigen, deren Karriere vor 16 Jahren bei der vor-olympischen EM begann, damals in Eindhoven, wo Markus Rogan zwei Goldene gewann. Damals war Sarah Sjöström zwar schon ziemlich groß für ihr Alter, aber sportlich noch ein Küken, das noch eine verpatzte Olympiapremiere schlucken musste, ehe sie 2009 in Rom ihren ersten von bisher 14 WM-Titeln (neben 17 x EM-Gold) feiern konnte.

Auch wenn sie noch so viel gewann, auch wenn sie noch so viele Weltrekorde aufstellte, Sarah Sjöström schien ein Stiefkind der Olympier zu sein, ehe sie als knappe Mittzwanzigerin in Rio de Janeiro diesen Fluch mit erstem Gold verjagt zu haben schien. Der Schein trog, denn die Schwimmkanone stolperte im Countdown zu den Tokio-Spiele über – nein: nicht lachen! – Wasser in anderer Form, nämlich Eis und Schnee. Sturz und Ellenbogen-Operation warfen sie zurück, aber doch nicht ganz aus der Bahn, sonst hätte sie ja bei den Spielen 21 nicht Silber im Kurzsprint (50m Kraul) gewonnen.

Wer gedacht hatte, dass das schon das Ende der Fahnenstange und Sjöström schon im Ausgedinge wäre, hatte sich wiederum geirrt. Da nicht alle Stars am Start waren bei der Februar-WM 2024 in Doha, nahm man ihr 14. WM-Gold nicht mehr ganz so ernst. Und selbst TV-Kommentatoren hatten sie nicht auf ihrer Rechnung, als es ins 100m-Kraulfinale ging, in dem alle Augen auf andere gerichtet waren, bis auf einer äußeren Bahn die 30jährige Schwedin in 52,16 Sekunden den Favoritinnen ihren Triumphmarsch nicht blies, sondern ins Wasser trommelte.

Welch eine Metamorphose! Einst Wunderkind, jetzt schwimmsportlich gesehen ein Seniorenwunder, das sich zwei Wochen vor dem 31. Geburtstag das schönste Geschenk selbst bereitet hat. Wobei die das übernächste ja schon vor geraumer Zeit angekündigt hat – die Hochzeit mit ihrem Verlobten, dem Langzeitfreund Johan de Jong, seines Zeichens nicht nur mehrfach dekorierter schwedischer Meister-Säbelfechter, sondern auch bei Danske Bank als Geldwäsche-Jäger beruflich voll engagiert. Das Beispiel dieser außergewöhnlichen, aber doch so normalen Superschwimmerin mit ihrer ebenso normalen, erfolgreichen männlichen Hälfte beweist, dass es nicht unbedingt des Absurden oder Abartigen welcher Form immer bedarf, um als Missbrauch der Spiele in den Fokus der Medien zu rücken. Olympische Rennen/Bewerbe sind immer noch dazu da, über sportliche Höchst- oder persönliche Bestleistungen zu berichten als über noch dazu unbewiesene Skandale! Hoch soll sie leben, das baldige Geburtstags- und auch auf die älteren Sportlerinnen-Tage immer noch Wunderkind aus Stockholm!

 

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