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Schwimmverband: Reitshammer-Rekorde plakatiert, aber Auböck-Siege ignoriert

Wenn Bernhard Reitshammer, der Wahllinzer aus Tirol, bei der ISL-Station Eindhoven seinen eigenen Rekord über 100m Brust und dabei die 57er-Sekunden-Traumgrenze als Zweitplatzierter in 56,80 bricht, dann wird das auf Homepage des Schwimmverbandes zu Recht plakatiert. Ebenso wie Platz 3 von Christopher Rothbauer (58,11) im gleichen Kurzbahnrennen. Das ist schon okay, weniger hingegen, dass der OSV dafür einen guten Tag lang vergessen oder übersehen hat, dass sein wichtigstes aller Aushängeschilder, der dreifache Olympiafinalist und  Tokio-Fast-Medaillengewinner Felix Auböck, bei den britischen Universitätsmeisterschaften im 25er-Pool von Sheffield dreimal (200, 400, 800m Kraul) gewonnen und dazu im Sprinttempo (50m 22,1/100m 49,33) noch zweimal persönliche Bestzeit geschwommen ist. Die Siege über 200m (1:44,66) und 800m Kraul (7:44,25) fixierte er an zwei verschiedenen Tagen ebenso binnen 20 Minuten wie 100m und 400m Kraul (3:44,02).

Übrigens hat der Vize-Europameister 2021 (400m) auch deshalb die nicht nur von Profischwimmern frequentierten, darum von Hunderten gemeldeten Uni-Championships (BUCS) der International Swimming League (ISL) vorgezogen, „weil ich von der ISL das Geld, vertraglich per Ende November 2020 fällig, erst im August 2021 bekommen hab´.“ Kurzum, Auböck hat – wie übrigens auch andere Klasseschwimmer(innen) – dem ISL-Millionär als Zahlungsmuffel einen Korb gegeben, weil für ihn die Welt- und Europameisterschaften 2022 (Fukuoka, Mai/Rom, August) auf der olympischen 50m-Langbahn absoluten Vorrang vor der 25m-Kurzbahn haben. Auch wenn er sich im Dezember bei der Kurzbahn-WM in Abu Dhabi mit Spitzenzeiten ein Weihnachtsgeschenk bereiten will.

Bernhard Reitshammer (l.) wird immer schneller, Felix Auböck blickt aus Sheffield zurück ohne Zorn.

Dafür waren die Uni-Meisterschaften nur eine erste Bestandsaufnahme nach der Höhentraining-Premiere in der Sierra Nevada, wo er in der ersten Woche mit totaler Erschöpfung gekämpft, in der dritten Woche aber die harte, von einer Sportwissenschaftlerin kontrollierte Vorbereitung schon gut verdaut hatte. Die Sheffield-Zeiten (FINA-Punktetabelle 855 bis 871 Punkte) empfand er als „so-so-la-la“, also nicht atemberaubend, hofft aber, dass sich sein Körper mit weniger Intensität im Training immer besser erholt. Die zweite Probe aufs Exempel steht Felix am Wochenende mit einem absoluten Härtetest noch bevor, ehe der Kurzbahn-WM-Countdown einsetzt. „Da schwimmen wir an unserem Loughborough-Stützpunkt die 3000m – meine Bestzeit steht bei 32:45 Minuten, ich will aber um oder unter 32 Minuten schwimmen.“ Ein Mann, ein Wort. Einer, der klar deklarierte (Medaillen-)Ziele vor Augen hat. Einer, der nicht an der Nebenfront auftrumpfen will, sondern bei den Saison-Highlights. Vielleicht hat der OSV deshalb seine Sheffield-Siegesserie nicht wahrgenommen…

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