Nicht nur deshalb, weil ich ein spezielles Nahverhältnis zu Hans Krankl habe, dessen erste Biografie ich verfassen durfte anno 1978, ehe es ab ging nach Argentinien. Und den ich x-Mal in Barcelona besucht und erlebt hab´, als er im Camp Nou den einen oder anderen Hattrick fixierte und dann, schwer angeschlagen und dazu trainingslos nach einem fatalen Car-Crash, der seiner Frau Inge fast das Leben gekostet hätte, beim Basel-Finale das entscheidende Tor zum allerersten Europacuptriumph der Katalanen erzielte.
Wie immer man zu Krankl stehen mag, zum Deutschenschreck, rotweißroten Cordoba-Helden, Schützenkönig und egomanischen Goleador, es war ein echter Genuss, ihn in einer ziemlich deutschen Servus-TV-Runde zu erleben. Nicht nur, weil Erinnerung immer und überall verklärt, sondern der treue Familienmensch auch sich selbst mit allen seinen bewunderten oder verdammten Eigenschaften treu geblieben ist, als wäre die Zeit stehengeblieben.
Die ganz jungen Konsumenten des TV-Senders werden sich vielleicht gewundert haben über manch Schmankerl, das Krankl auspackte wie jene Anekdote, als er mit 17 erstmals mit den Rapid-Größen zu einem Match nach Pinkafeld im Burgenland fahren durfte, mit den Idolen Flögel und Konsorten noch per Sie war und sie dann duzen durfte, als er („Ersatz für Hansi Buzek“) sein erstes Tor für Grünweiß erzielt hatte.
Mit Sicherheit ganz bewusst geschildert, um sozusagen hintenherum darauf hinzuweisen, wie wichtig Respekt auch im Fußballerleben ist unter Kickern und vor allem gegenüber dem Trainer. Womit auch die Verbindung zum aktuellen, brandheißen Thema hergestellt ist, das mit dem FC Bayern München auch den deutschen Medien unter den Nägeln brennt.
Ja, wer wird Nachfolger von Thomas Tuchel, der schon von den Bayern-Granden per Saisonende abserviert worden war, als die Münchner noch voll Im Titelrennen lagen? Wer bleibt noch nach der Absagen-Flut von Alonso über Rangnick bis zu Roger Schmidt und anderen, mit deren Namen die Normalverbraucher wenig anfangen können? Wieder Hansi Flick, mit dem es aber nach dem Triplepack 2020 bei Bayern und beim DFB steil bergab ging, der aber ….
Keiner der beiden deutschen Gäste, sondern eben Krankl sprach an und aus, warum auch Startrainer lieber Nein zu B(ayern) statt Ja zu H(oeneß) sagen. Ja, ja, es scheint sich, wie nicht nur Auguren wähnen, am Uli zu spießen, offiziell nur noch Ehrenpräsident, im Hintergrund aber wohl immer noch Mastermind, das Fäden zieht und Machtworte spricht. Krankl hat schon recht, wenn er sagt, dass es beim Starensemble an Spielern und einem Dirigentenstar im Hintergrund der Autorität eines großen Trainernamens bedarf, vor dem auch der vermeintlich Allmächtige den nötigen Respekt hat. Solche Archetypen wie ein Zidane oder Mourinho, die aber entweder der Sprachbarriere halber oder aber ihrer Spielweise wegen für den FC Bayern wohl kaum in Frage kommen.
Na, ja, wenn kein Wunder passiert, sich also doch noch ein Wunderwuzzi findet, dann kann schon sein, dass sich Uli sagt: Wenn alle Stricke reißen, dann haben wir immer noch unsere Flick-Schuster, den Hansi, der mir seit Jahrzehnten aus der Hand frisst. Krankl hat´s nicht so gesagt, aber (Hinter)Gedanken sind bekanntlich zollfrei. Wenn sich der FC Bayern bei allen großartigen Hoeneß-Geschäften von (vor) gestern nicht von dieser Vergangenheit trennt, muss man um seine nahe Zukunft bangen. Einen Kaiser Franz, den Hans-Freund, der den Durchblick gehabt hat, gibt´s ja leider nimmer: Auch da war Krankl wie einst im Mai durchaus treffsicher!