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Shamrock, Hasil, Fencl. „Regen´s Ihnen net auf, mir samma eh Zwelfe!“

Ehe ich mich zwei uralten, aber umso heiteren, wenn nicht zynischen Fu0ballgeschichten widme, die ich selbst in Wien und dann via Fernsehen plus diskreter Privatinformation erlebt und verfolgt habe, kommen wir zum Licht ins Dunkel, das Doublesieger Sturm Graz mit dem ersten Sieg im neuen Champions-League-Format nicht daheim, peinlich genug für die zweitgrößte Stadt des Landes, sondern Klagenfurt gebracht hat, Zudem ist´s für die Grazer auch ein historischer Erfolg, weil mit dem 1:0 gegen Girona erstmals ein spanischer Klub geschlagen wurde. Girona ist zwar nicht Barca, Real oder Atletico, hat aber mit spendablen Geldgeber vorige Saison La Liga ganz schön aufgemischt und steht auch aktuell als Siebenter nicht schlecht da. Wer weiß, vielleicht reift ja im Ex-Teamspieler Säumel das nächste Trainertalent heran, das bis zu Ilzers Wechsel im Verborgenen eines kaum beachteten Assistenten blühte.

Wenn von der harten  Nuss Girona die Rede ist, die Sturm knackte, dann schweift man Blick vor dem heutigen Abendspiel von Rapid gegen die bissigen Iren von Shamrock Rovers um 60 Jahre zurück. Es herrschten andere Fußballzeiten, für die Iren aber galt damals wie heute die Regel: wer steht, der liegt. Das ist natürlich mitunter eine schmerzhafte Angelegenheit. Shamrock hatte schon daheim 0:2 verloren, schien aber darauf zu hoffen, mit einem Zerstörungswerk das Duell in Wien womöglich drehen zu können.

Niemand bekam das mehr zu spüren als der damals gerade Jung-Twen und Dribbelkünstler Franz Hasil, den die Rovers immer wieder über die Klinge springen ließen, bis dem späteren Welt- und Europacupsieger der Kragen platzte. Nach einem schweren Foul vor der Ehrentribüne an der Mittellinie lief Franzi zum Schiedsrichter, einem Tschechen namens Fencl, der etwas von einem Schwejk an sich hatte, pudelte sich auf, forderte endlich einen Ausschluss – aber nur um vom legendären Fencl, der zumindest für uns ältere Semester in die Geschichte eingegangen ist, beruhigt und besänftigt zu werden., „Regens Ihnen net auf, mir samma eh Zwelfe!“ Ja, ja, als Bemen noch bei Estreich war, bei Estreich war. Rapid gewann 3:0…

Auch ein Referee aus Ungarn, dem früheren Monarchie-Juniorpartner, spielte in einem anderen Rapid-Europacupspiel eine Rolle. Lajos Nemeth hieß der Fifa-Referee, was auf Deutsch auch Deutsch heißt, und mit im nebulosen Rückspiel zwischen dem FC Lüttich und Rapid (1:0 Heimsieg) war damals ein gewissen Egidius Braun als Uefa-Beobachter, der sich die längste Zeit mit Herrn Nemeth standhaft weigerte, ein Match anzupfeifen, bei dem man so gut keine zwei Meter sah, nicht einmal mit dem TV-Auge. Wie auch immer, in Zeiten  der Politwende war der Schilling  noch gefragt, jedenfalls schaffte es Rapid, dass nach endloser Streiterei doch angepfiffen wurde.

Was beim Pausenstand von 3:0 ein Fluch zu sein schien, änderte sich nach 1:3 schlagartig. In der Nebelsuppe von niemanden zu erkennen, pfiff Nemeth-Bacsi ab, zeigte Handspiel an und auf den Elferpunkt. Nemeth hatte getan, was man von ihm verlangt hatte, in welcher Form immer. Aber der vermeintliche Elfersegen mit Aufstieg und Geldregen verwandelte sich in Minute 88 wieder in einen Fluch. Jan Age Fjörtoft, der treffsichere Goalgetter, verschoss den Penalty. Aus statt Aufstieg mit zwei Auswärtstoren (die es nimmer gibt), Frust bei Krankl und Co, Tränen beim sonst so fidelen Norweger und  Empörung beim ungarischen Bacsi, der in der Kabine auf ein Kuvert wartet. Vergeblich. Er fuhr mit Rapid mit leeren Händen heim. Die Story wurde vom Mastermind des gescheiterten Coups so oft erzählt, dass kein Zweifel besteht dass diese Fußball-Kriminalsatire auch stimmt…

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