Es wär´ zu schön gewesen, um wahr zu sein, hätte es zum versöhnlichen Abschluss dieser alpinen Ski-WM in Hochsavoyen noch ein goldenes Happy End gegeben! Hättiwaritäti, also Konjunktiv, wie so vieles bei dieser goldlosen, mehrheitlich verkorksten Medaillenjagd. Dass Hendrik Kristoffersen mit dem Logo-losen „Hirscher-Ski“ von Platz 16 auf dem verflixt eckigen Finalkurs noch zu Gold gekurvt war, dass Halbzeitweltmeister Feller dann ebenso wie Blacky Schwarz die Blechtrommel führte, das wurde international zur Nebensache degradiert.
Ein echter, ein gebürtiger Grieche, der am Athen-Hausberg Parnass vom Skilehrer-Papa das Skifahrern erlernte, ehe er über Kaprun und die rotweißrote Skischule in die USA ging, schrieb mit der allerersten Medaille für Hellas eine unglaubliche Skigeschichte. Und hätte er nicht einen Ausrutscher gehabt, den er meisterhaft korrigierte, dann hätte dieser bis vor kurzem noch unbeachtete Alexander (John) Ginnis sogar Gold gewinnen können. Unfassbar. Fabelhaft. Märchenhaft. Fantastischer Realismus, der da in den Winterzauber in den französischen Alpen gemalt wurde.
Ja, wer hätte das trotz der Chamonix-Podest-Sensation tatsächlich für möglich gehalten, geschweige denn erwartet! Noch dazu auf einem anfangs extrem steilen WM-Hang. Noch dazu unter dem Druck, als Halbzeitzweiter eine Medaille im Visier zu haben. Wie gesagt, es haben nur zwei Zehntel gefehlt, nicht viel mehr als ein Wimpernschlag, dass aus Ginnis, dem griechischen Slalomhelden, gar ein Alexander der Große geschlüpft wäre. Aber in Hellas, der olympischen Wiege, ist er jetzt als Solist sowieso einer der Größten aller Zeiten. Und für den Skisport und die FIS samt ihrem Präsidenten Johan Eliasch, den Anwalt der Kleinen, ist er schon ein Sagenheld. Beim Zeus!
Wir aber, die vom Glück verlassene, vom Schicksal leider verhöhnte Ski-Großmacht verneigt sich nicht nur vor dem endlich vergoldeten Slalomkönig Hendrik, sondern vor einen sensationellen Außenseiter der Skigesellschaft, der uns nicht nur mit seinem Nerven aus Drahtseilen am Ende des Tages auch eine Lektion erteilt hat. So etwas wie eine Botschaft, aus der mit unserem über Jahre hinweg aus dem vollen schöpfenden Mammutverband auch unsere Topstars, aber auch und vor allem einige der Starlets einiges lernen sollten. Mit vollen Hosen ist nicht immer leicht zu stinken. Es kann durchaus auch in die Hosen gehen.
Anders als hierzulande, wo schon Talente nicht immer, aber zumindest mitunter in jungen Jahren zu sehr verwöhnt, aber auch als lokale Größen und dann unerfüllte Hoffnungen verhätschelt werden, hat sich der Griechen-Nobody auf eigene Beine gestellt oder stellen müssen. Voll innerem Antrieb, voll Ehrgeiz und des in USA erworbenen, unbekümmerten Selbstvertrauens. Weniger mit Big Business und spendablen Sponsoren als mit den Eigenschaften ist´s A. J. Ginnis gelungen, sich für einen geborenen Hellenen absurde Bubenträume auf dem Umweg über Österreich und Atlantik zu erfüllen. Das ist die Kehrseite dieser fabelhaften Silbermedaille eines Slalom-Kronprinzen auf den Spuren des leider allzu früh verstorbenen spanischen Olympiasiegers (1972) Francisco Fernandez-Ochoa. Der Olym erhebt sich ja in seiner Heimat..
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