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Simonas Panikattacke und die Frage: Gibt´s eine Moral von der dramatischen G´schicht?

Angesichts der Tatsache, dass sich nicht nur rundum im Spitzensport derzeit so viel Elementares abspielt, nicht nur Champions League-Finale, nicht nur Giro d´Italia, Monte Carlo-GP etc., dann geht ein dramatischer Zwischenfall mit Folgen in Roland Garros medial nicht ganz, aber doch eher unter. Na ja, wenn das tägliche Becker-Bulletin ruft, Nadal für Real die Daumen drückt, wenn er nicht gerade selbst spielt, wenn Shalimar ihrem Herzblatt Alaba als „bestem aller Papas“ noch schnell eine zusätzliche Vatertags- und Final-Moralinjektion verpasst, dann wird´s natürlich zweitrangig, wenn eine ehemalige Nummer 1, French-Open- und Wimbledonsiegerin mitten in einem vordem dominierten Match plötzlich mit einer Panikattacke zu kämpfen hat.

Ja, das hat´s gegeben mit und bei der mittlerweile 30jährigen Rumänin Simona Halep, deren Kampferherz die Fans so lieben, die 23 WTA- und 6 ITF-Titel gewonnen, eine Matchbilanz von 559:233-Siegen, fast 39 Millionen allein an Preisgeld auf dem Konto und dazu vor ein paar Monaten einen mazedonischen Milliardär geheiratet hat. Kurzum: Tennis-Herzchen aus Constanta, was willst du eigentlich noch mehr! Also drängt sich zwangsläufig die Frage auf: Wie konnte einer allseits beliebten, die sich mehr als selbst verwirklicht hat, so etwas nach den Erfahrungen und den Erfolgen in 14 Profijahren passieren?

Simona Halep x 3: Mit Neo-Coach Mouratoglou, Trostworte bei Panik-Attacke, Hochzeitskuss mit Milliardär.

Angst vor den Karriereknick, weil sie nach 10 Top-10-Jahren, alljährlichen Turniersiegen, aber auch immer mehr körperlichen Abnützungen gerade noch Top 20 ist? War´s der Trainerwechsel vom Australier Cahill zum Franko-Türken Mouratoglou, der sie womöglich mental unbewusst überfordert hat, obschon sie andererseits behauptet, sie hätte die Veränderung gebraucht, um die Karriere überhaupt fortzusetzen? Hauptsache, sie hat nach kurzer Aus-Zeit und bitterem Aus gegen eine junge Chinesin wieder Entwarnung und Hoffnung gegeben, dass sie bald wieder die alte Simona Halep sein werde.

Das ist bei allem Aufatmen, dass nichts Schlimmeres am Center Court passiert ist, natürlich leichter gesagt als getan, weil niemand sagen kann, dass sich nicht wiederholt, was geschehen ist. Grundsätzlich sollte das Halep-Exempel auch den Damen-Tenniszirkus zum Nachdenken bewegen, weil Härte des Trainings, Wucht der Schläge, Länge der Laufarbeit, Fülle an Turnieren, immer kürzere (Winter-)Pausen, Stress an Punkten, die zu holen oder verteidigen sind, mit langen Flügen, weiten Reisen und großen Zeitunterschieden irgendwann das physische wie psychische Kostüm von Teenagern, Twens oder Jungdreißigern sprengen (müssen).

Anders als bei der auch aus andere (Hinter)-Gründen labilen US-Japanerin Osaka hätte man just bei der vermeintlich immunen, von Selbstmitleid befreiten Simona so einen Kollaps nie erwartet. Vor allem darum, weil niemand in andere hineinschauen kann, auch das Fernsehen trotz der besten Objektive nur Oberflächliches einfängt, sollten sich die Entscheidungsträger im Tennis auch mit der Frage beschäftigen, ob Rahmenbedingungen von vorgestern noch mit den aktuellen Herausforderungen vereinbar sind. Es muss ja nicht unbedingt der Knast sein, wo Stars landen, die schon als Aktive mit dem Tennisleben nicht fertig werden.

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