Die Schweizer jubeln, weil ihr Marco, der Odi Odermatt, zum dritten Mal in Folge in Val d´Isere triumphiert hat. Wir dürfen jubeln, weil unser Marco, der „Blacky“ Schwarz, als Zweiter die Weltcupführung übernommen hat. Und der Pyrenäen-Zwergstaat Andorra darf jubeln, weil er mit Joan Verdu, der als Olympia-Achter und RTL-Europacupsieger den Insidern längst ein Begriff und kein Exot war wie für viele Medienkollegen, erstmals auf dem Weltcup-Podest vertreten war. Und wir, die zuletzt im Europacup so geprügelten Helden von gestern, dürfen auch wieder Zukunftshoffnungen schöpfen, weil der nur durch Verletzungspech des Tirolers Sturm nach Val d´Isere beorderte Vorarlberger Noel Zwischenbrugger (Platz 23 in Zinal-EC) mit Startnummer 57 noch ins Finale und dann mit Laufbestzeit auf einer der schwierigsten Pisten und unter extrem schwierigen Bedingungen sogar noch auf Patz 13 kurvte – als Drittbester des ÖSV-Teams, nur minimal hinter Feller (11.) und den Top Ten.
Das wirft natürlich die Frage auf, ob dieses Finale furioso des Vorarlberg-Reservisten nur eine Eintagsfliege war oder der Hinweis, dass der österreichische Skiverband zum einen aus falsch verstandener Loyalität viel zu lange an bekannten, durch Rennpannen, Verletzungspech und allzu vielen Ergebnispleiten gebremste Namen ebenso festhält wie an der fast sklavischen Orientierung an FIS-Punkten, die ja nur nackte Zahlen, aber nicht immer eine gültige Aussage über das Potenzial eines Läufers/Läuferin sind. Vielleicht auch aus der Urangst, dass ihnen bei einem Mittzwanziger womöglich wie früher einmal ein Maier durch die Lappen geht, der es dann auf einigen Umwegen doch noch geschafft hat, ins Team zu kommen und zu Weltruhm zu gelangen.
Ob es solche Weltwunder und Naturereignisse wie einen „Herminator“ noch jemals geben kann, wei0 ich nicht, kann mir aber vorstellen, dass es den einen oder die andere gibt, die noch im Verborgenen blühen, weil sie ihrem jugendlichen Sturm und Drang halt oft übers Ziel schossen, ohne Punkte zu kassieren. Das gern verwendete Argument, man müsste erst gute Nummern haben, um mitmischen zu können, wird von echten Talenten ja immer wieder widerlegt, ob das jetzt Spanier, Griechen, Kroaten, Litauen, ein Andorraner wie Verdu oder aber der Mellauer Zwischenbrugger (Foto) ist, den die Nr. 57 nicht aufhalten konnte, sogar eine Laufbestzeit hinzuknallen, fast eine Sekunde schneller als das Nonplusultra Marco Odermatt, aber auch Schwarz und Co.
Ich kann nur hoffen, dass in Zukunft bei den Auswahlkriterien unseres einstigen Vorzeigeverbandes weniger die Hochrechnungen und Platzziffern vor allem beim Nachwuchs darüber entscheiden, wer wann warum wohin fährt, sondern der Experten-Blick fürs Wesentliche bei den heimischen Trainern, ohne dass da die Hofräte Hinsichtl und Rücksichtl aus welchen (nicht immer sportlichen) Motiven eine Rolle spielen. Und zudem kann ich nur hoffen, dass dieser vorerst einmalige „Durchbruch“ des 22jährigen Zwischenbrugger auch für Gleichaltrige und Jüngere ein Signal ist, dass sie das ebenso schaffen können, erst recht dann, wenn sie ihn in anderen Rennen besiegen konnten. Und darin steckt auch die Hoffnung, dass unter Führung weniger älterer Hasen endlich die Zukunft beginnt..