Als alter Knochen, der sich noch gefreut hatte, als mein Hafnermeister aus Wien, der Strutz Hermann, bei den ersten olympischen Heimspielen in Innsbruck anno 1964 sensationell Fünfter im Eisschnelllauf über 5000m geworden war, der danach die vom heutigen Tirol-Präsidenen Werner Jäger eingeleiteten goldenen Zeiten des Ungarn-Imports Emese Hunyady und des Tirolers Michael Hdschieff erlebte und dann den Aufstieg des Juniorenstars Vanessa Bittner, verheiratete Herzog, zu einer mehrfach veredelten Sprintkanone, bin ich echtrempört, wie Sensationszeiten von heimischen Jung-Kufenflitzern beim Weltcupstart in Salt Lake Citry fast ignoriert werden.
Natürlich stimmt´s, dass heute auf Zypern gegen den ehemaligen Fuballzwerg viel auf dem WM- Spiel steht. Natürlich stimmt´s, dass wir, die große Skination, höchste Aufmerksamkeit dem Restart des Weltcups in Levi gewidmet haben der in einem miuttleren Debnakel endete. Und natürlich gibt´s auch medial einen Aufschrei über den 31-Millionen teuren Pfusch am Umbau des altehrwürdigen Olympia-Eiskanals in Innsbruck, wo der Rodelweltcup wegen lebensgefährlicher Tücken in der von einem deutschen Planer wider die Sportlerwünsche nach eigenen Ideen adaptierten Bahn abgesagt werden musste. Und es wohl auch in nächster Zeit kaum Rennen geben wird, bis die Teufeleien im Detail behoben sind. Um weitere Millionen, eh klar.
Das aber ist ein eigenes, anderes Kapitel als jenes, das mich – und ich bin kein PR-Agent der Kufenflitzer – bewegt bis erzürnt. Man muss sich das einmal vor Augen haltem, dass es in Österreich nur die Freiluftbahn in Innsbruck gibt, nur die Eishalle jenseits der Grenze in Inzell, wofür ganz sicher auch fürs Training und Unterkunft zu bezahlen ist, ganz zu schweigen von Trainings in Holland, Berlin oder Übersee. Kurzum, alles andere denn optimale Voraussetzungen – und trotzdem bringt der Eisschnelllauf immer wieder neue Topstars hervor, deren Existenz über den regionalen Rahmen und Raum kaum bekannt sind oder gewürdigt wird in den Masssenmedien inklusive ORF, obwohl sie als Teenager und Jungtwens absolute, wenn nicht sigar atemberaubende Weltklasseleistungen liefern.
Wenn ich in der Online-Ausgabe der Krone nachschaue, dann finde ich so gut wie nichts darüber, dass der 20-jährige Tiroler Alexander Fankhauser in Salt Lake City bei seinem (Aufstiegs-) Sieg in Division B zu A über 5000m bis auf vier Sekunden an den Weltrekord und an die Traumgrenze von 13 Minuten herangelaufen war. Und noch weniger, dass Jeannine Rosner (als vierfache Juniorenweltmeisterin für die Nomenklatura offiziell zu alt als Kandidatin zur Wahl der Aufsteigerin des Jahres) mit einem Traumlauf die Traumgrenze von 4 Minuten über 3000m gestreift und wenig später als Allrounderin die Ex-Sprintkanone Vanessa Herzog im langen 1000m-Sprint hinter sich gelassen hat. Statt diese Topleistungen zu würdigen, lese ich im Krone-Inline-Portal die Raubersgeschichte über das den meisten Lesern/Usern unbekannte deutsche Tennisstarlet Eva Lys, die den Hass im Netz beklagt, wo ein Postings ihre und ihrer Mutter Vergewaltigung bescherieben habe. Oder andere unappetitliche, grausliche Sachen. Auch der neue Freund, der dem sehbehinderten Paralympic-Skistar Aigner angeblich noch schnellere Schwünge macht, ist vorm Winter eine große Story wert. Sensationshascherei macht blind…
Klick, mach mit und schon steht da, was womöglich ein Superlativ an Primitivität ist oder dem Volksmund aufs Maul schaut und niedere Instinkte befriedigt, auf die spezielle Beobachter der Online-Suene die Fnanzchefs mancher Medien aufmerksam machen. Es ist, wie mir unlängst auch ein pensionierter Schuldirektor und Komponist als Spitalsbettnachbar mitteilte, eine alles andere denn gesunde Werteverschiebung im Gange, die alles auf den Koof stellt, was Jahrzehnte als normal, wichtig und – so hieß es einst in der inzwischen auch schon gewendeten New York Times – all what´s fit to print ist. Die geistigen Fitnesscenter leiden heute frühzeitig an Printdemenz, während Klickomanie noch schnell ihre Blüte erlebt, bevor sie künstliche Intelligenz verdrängt.
