Nein, nein, der imponierende 2:0-Sieg gegen die deutsche Karikatur eines Fußball-Exweltmeisters war gestern Abend kein Cordoba Nummer zwei, das wir live im Happel-Stadion oder im Fernsehen erleben durften, sondern vielmehr und eher die Neuauflage des ebenfalls denkwürdigen 4:1 gegen den damaligen Vizeweltmeister vor 37 Jahren! Gestern wie damals wurde ein frustgeplagter Deutscher ausgeschlossen, aber damals wie gestern wurde dem deutschen vom österreichischen Fußball eine Lektion erteilt, wie man gewinnt, wenn man als geschlossene Mannschaft auftritt, in der die Devise regiert: Einer für alle, alle für einen.
Wer warum und wie auch immer über den Teamchef Ralf Rangnick nicht nur Gutes denken mag, so kann sich der badisch-schwäbische Stratege an die Brust heften, dass es ihm besser als dem Vorgänger gelungen ist, den Österreichern, aber auch allen mit Migrantenwurzeln eben jene deutschen Tugenden einzuimpfen, an denen es bei der deutschen Multikulti-Truppe seit Jahren an allen Ecken und Enden mangelt. Ja, das war und ist eine ganz spezielle Ironie des (deutschen) Schicksals. Oder andersrum: Rangnick, der deutsche Oberlehrer, hat seinem maßlos überschätzten Lehrbuben Julian Nagelsmann in Wien eine Demütigung, wenn nicht einen Offenbarungseid beschert…
Wenn ich dieses 2:0 im Prater durch zwei Tore von Bundesliga-Legionären mit dem 4:1 (je 2x Polster und Kienast) von 1986 im damals frisch überdachten Praterstadion vergleiche, dann mache ich das ganz bewusst und ohne negative Hintergedanken. Gestern wie damals ging´s um die Ehre, ums Prestige, aber nichtsdestotrotz nur um die Goldene oder Silberne Ananas und weder um eine Qualifikation noch um Euro-Punkte. Das ist der einzige Wermutstropfen in der viel bitteren Pille, die wir dem in einer offenbar unaufhaltsamen Abwärtsspirale befindlichen nur noch materiell, aber nicht mehr sportlich größeren Bruder zum Schlucken gaben.
Ich muss und möchte dazu auch anfügen, dass eben diese Thematik von Leipzig-Legionär Xaver Schlager angesprochen wurde, der über den tollen Saisonabschluss wie vor einem Jahr gegen Italien gejubelt, aber auch angefügt hat, „dass im neuen Jahr wieder alles bei null beginnt!“ Ein Indiz für den Reifeprozess eines Spielers, der nie als Star, sondern als Kampfmaschine gehandelt wurde. Kein Blender, sondern ein Fighter vor dem Herrn. Mit Leib und Seele, vor allem aber mit großem Herz!
Und eben das, nämlich das Herz am rechten Fleck, hat werte Blog-Leser, das österreichische Fußballteam an diesem kalten, aber wunderschönen Fu9ballabend von den Deutschen unterschieden. Sie sind nicht in Schönheit gestorben, wie es das Rumpelstilzchen-Nagelsmännlein fand, sondern in völlig irrealer Selbstüberschätzung. Jeder für sich und keiner für alle, so scheint das antideutsche Prinzip eines längst überkommenen Exweltmeisters zu lauten, der Glücksgöttin Fortuna und unserem Schusspech danken konnte, dass es nicht eine ähnliche Abfuhr gab wie vor einigen Jahren im Loew´schen Endstadium in Spanien.
Baumgartner-Superheber zum 2:0, dem der Ausschluss des „Frustboxers“ Sane vorausging.
Auch wenn man den Spruch nicht vergessen sollte, dass man immer nur so gut spielt, wie es der Gegner zulässt, so sei betont, dass die diesmal von Alaba umsichtig, aber unaufdringlich geführte Mannschaft im Spiel gegen, aber auch mit dem Ball nichts zugelassen hat für einen Gegner, der darum noch schlechter ausgesehen hat, als er ist. Die unübersehbare Schwäche und fast unerklärliche Konfusität der Deutschen war auch Folge und Resultat der vielleicht besten österreichischen Mannschaftsleistung über eine ganze Spielzeit, die es seit Jahren gab. Mit Hingabe, Hirn und vor allem Herz.
Im Bewusstsein, wozu man fähig ist, sollte es Teamchef Rangnick und seinen beherzten Spielern leichter fallen, diese klasse Form oder Form an Klasse auch im Euro-Ernstfall abzurufen. Vorausgesetzt, dieses beeindruckende 2:0 stärkt nur das Selbstvertrauen, verdreht aber der nötigen Demut nicht den Kopf. Dann könnte Cordoba 2 in Deutschland liegen – bei der Euro 2024in einem guten halben Jahr!