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Sportdirektor spielt lieber in Wimbledon als Talente bei Meisterschaften zu sichten

Ich gebe zu, dass ich zumindest nicht genau weiß, wie das Anforderungsprofil eines Sportdirektors im heimischen Tennisverband ausschaut. Ich füge aber hinzu, dass ich es schon deshalb ganz gern wissen würde, weil sich ÖTV-Sportchef Jürgen Melzer in der Woche der Staatsmeisterschaften nicht in Oberpullendorf befand, um dort jüngere Hoffnungen in Qualifikations- und Vorrunden zu inspizieren, sondern lieber als bald 40jähriger in Wimbledon mit seinem deutschen Partner Begemann im Herrendoppel anzutreten, gegen ein paar zerquetschte Pfund Sterling gleich auszuscheiden und damit auch die letzten utopischen Hoffnungen auf einen Olympiastart in Tokio zu begraben.

Ja, was macht ein Sportdirektor am heiligen Rasen in London in Gesellschaft von anderen Doppel-Senioren wie dem Zufalls-Olympiaduo Marach-Oswald, zusammen gute 75 Jahre, statt mit (Durch-)Blick in die Zukunft zu ermitteln, wie wo und warum man vor lauter Sand im Getriebe nicht einmal einen oder eine heimische Jugendliche(n) findet, mit denen international wieder Staat zu machen wäre.

Wer einen Blick zu den Meisterschaften ins Burgenland wirft, der darf sich folglich auch nicht weiter wundern, dass sich nur gängige Namen und bekannte Häschen im Rennen um die Einzeltitel befinden. Und das hat, auch wenn man´s gerne Covid19 und den Folgen in die Schuhe schiebt, mit Pandemie höchstens peripher zu tun, weil es für  aktuelle wie künftige Profis schon lange Sonder-Genehmigungen fürs Training gegeben hat. Zwar sagt man der talentierten Tennis-Tochter des Rapid-Trainers Didi Kühbauer wahre Wunderdinge nach, vor allzu großen Vorschusslorbeeren sei aber gewarnt, da muss man nur schauen, was aus welchen Verletzungsursachen oder sonstigen Gründen immer aus Mimi Paszek, Babsi Haas oder Mira Antonitsch geworden ist, nämlich mehr oder weniger enttäuschte große Hoffnungen.

Jetzt bin ich schon gespannt, ob sich Jürgen Melzer als Sportdirektor womöglich im Tennis-Mekka der Doppel-Niederlage zum Trotz auch gute und wichtige Inspirationen geholt hat, wie man im österreichischen Tennis eine Trendwende erzwingen kann, damit es mit oder auch nach Dominic Thiem wieder neue Namen gibt. Noch derzeit unbekannte Talente, die aber das Potenzial besitzen und auch das mentale Zeug haben, zu Begriffen zu werden. International und nicht nur national wie regional. Bei allem Respekt vor dem, was Oberpullendorf alle Jahre wieder auf die Beine stellt. Schnitzen müssen sich Stars von morgen schon selber. Wenn geht, mit gezielten Plänen und Projekten auch ihres Sportdirektors.

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