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Sportlicher Kopfstand der speziellen Sorte

Zuallererst möchte ich mich dafür entschuldigen, dass ich ein kritischer Geist bin, der lieber recherchiert und sich informiert statt sich gängeln und für dumm verkaufen zu lassen. Eines der jüngsten Musterbeispiele, wie man das nicht nur versucht, sondern bei Branchenfremden auch Gehör findet und Erfolg hat, lieferten zuletzt sowohl der Schwimm- als auch der LA-Verband. Da überschlugen sich die LA-Betreuer vor Begeisterung darob, dass die einstige Junioren-Vizeweltmeisterin Sarah Lagger, 21, bei einem Olympia-Quali-Event im Siebenkampf in Reunion im Indischen Ozean den tollen dritten Platz belegt und gute Punkte für einen Olympia-Quotenplatz geholt hatte. So nebenbei fanden sie es aber sicherheitshalber nicht erwähnenswert, dass die inzwischen von der Kärntner Heimat (und Entdecker Dr. Georg Werthner) in die Südstadt (zu den ÖLV-Chefitäten) gewechselte Lagger ihre persönliche Bestleistung aus dem Jahre 2018 um immerhin 215 Punkte verfehlt hatte, den Ivona-Dadic-Rekord um mehr als 500 Punkte, die Verena-Preiner-WM-Bronze-Marke um fast ebenso viel.

Da konnte der Schwimmverband natürlich nicht nachstehen, der es immerhin geschafft hat, mehrere Fliegen auf einen Schlag zu treffen. Um einem dringenden, aber leider verspäteten Bedürfnis abzuhelfen, wurde aus den abgesagten Kurzbahn-Staatsmeisterschaften in Graz kurzerhand mit Einverständnis des – angesichts fehlender Meetings für alles zu habenden – Weltverbandes (FINA) kurzerhand ein Olympia-Quali-Langbahn-Meeting angesetzt, bei dem es natürlich NICHT vor lauter Auslandsstars strotzte, vielmehr nur Krethi und Plethi aus ganz Österreich am Start war. Und viele der Topleute davon nach qualitativ hochwertigen Olympia-Quali-Meetings in Rotterdam und Kaposvar (ungarische Meisterschaften) schon ziemlich ausgelaugt und keineswegs in der Form waren, auch nur annähernd an Tokio-Limits heranzukommen. Altes Motto im neuen Kleid: Ich wasch mir den Pelz und mach mich nicht nass. Aktionismus pur, den die Franzosen n ihrer Diktion so n ennen: L´arts pour l´arts. Kunst um der Kunst willen. Oder Meeting um des Meetings willen. Hurra!

Die Kunst, wie man alles auf den Kopf stellt, um damit sich selbst und auch mit dem Schwimmsport wenig vertraute Medien zu beeindrucken, schaut so aus: Man schloss sich statt mit einem Big Player mit einem sonst auf Fußball, Football, Darts und Auswüchse des Sports verbundenen Online-Sport-Portal kurz, das die Doch-nicht-Quali-Rennen im Brustton der Überzeugung im Livestream übertrug und dabei auch im eigenen Interesse mehrmals ein X für ein U verkaufte.

Na ja, immerhin waren ja Halbwahrheiten dabei, was immerhin in Zeiten des Lügens in den eigenen Sack schon eine ganze Menge an Info bedeutet. Unterm Strich kamen ein oder zwei EM-Limits für Budapest 2021 heraus, wobei eines davon, jenes über 100m Delfin in 52,96 schlicht und ergreifend nur 1,01 Sekunden über dem Rekord eines gewissen Dinko Jukic (Olympia 20112, London) liag, womit dieser vor 8 ½ Jahren das Finale verpasst hatte. Da es an Limits und Rekorden mangelte, wurde uns auf eben diesem Portal auch der revolutionäre, wundersame Startsockel so präsentiert, als wäre er kein Mess-, sondern quasi ein Messias-Gerät, mit dem sich die Schwimmwelt auf den Kopf stellen lässt.

Und wenn wir schon bei diesem Stehsatz stehen, dann darf man ja nicht vergessen, dass es sich bei der Grazer Schwimmveranstaltung um ein ANOROC-Quali-Meeting in der Auster Eggenberg gehandelt hat. Anoroc, ein neuer, potenter Sponsor, der aus Karpfen Hechte, und aus den wenigen Hechten, die schon bis Tokio geschwommen sind, womöglich sieges- und erfolgshungrige Haie macht? Ein kleiner Trugschluss, wie mir dünkt, da ich kaum glauben kann, dass eine Privatstiftung aus der Hinterbrühl so viel Geld locker macht, damit ein medial nicht gerade verwöhnter Sportverband im Geld schwimmt. Eher macht´s schon Sinn, wenn man das Wort Anoroc von hinten nach vorn liest. Und man dabei auf die absurde Idee kommen könnte, es hieße nichts anderes als Corona, nur – da haben wir´s wieder – auf den Kopf gestellt. Und alles hat sich, kein Scherz, vorm 1. Jänner und nicht an einem 1. April abgespielt. 

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