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Stehaufmännlein Ofner: Wimbedon-Kontrast zu heimischer Tennisprovinz

Auch wenn der Tennisverband im Interesse seines Vizepräsidenten und Turnier-Veranstalters trotz  unerwarteter ORF-Mattsscheibe noch so sehr die Werbetrommel rührt für die bestens besetzten Staatsmeisterschaften in Oberpullendorf – die Musik spielt ohne Verzerrung der Tatsachen derzeit im All England Lawn Tennis and Croquet Club, kurz gesagt in Wimbledon. Und dort bei allem Respekt vor Misolic-Erfolgen hat der jahrelang oim Thiem-Schatten stehende, jahrelang total unterschätzte, jahrelang immer wieder von Verletzingen gestoppte, aber als dem Schicksal trotzendes Stehaufmännlein bewundernswerte Sebastian Ofner mit dem Sieg gegen dieNe, 13 der Welt, Tommy Paul, und seinem zweiten Einzug in die dritte Runde des einzigen Rasen-Klassikers auf die Pauke gehaut.

Und das, obschon man schon hatte fürchten müssen, dass es da wieder sportliche Dissonanzen geben könnte wegen der Probleme mit dem Handgelenk, das er sich behandeln und tapen hatte lassen müssen. In diesen Momenten tauchten die Erinnerungen an das Thiem-Los auf, den damaligen Anfang vom viel zu frühen Ende einer tollen Karriere. Aber bei einem Ofner isztder Ofen eben so schnell nicht aus, auch wenn ihn Schmerzen plagen. Und wenn sich dann der nur anfangs vermeintlich unantastbare Tommy Paul auch noch überknöchelt und auch noch behandelt werden muss, damit er weitermachen kann, dann ist auch der eigene Schmerz nur noch halb so schlimm. Ofi, wie sie ihn rufen, hat ihn und Paul in den Griff bekommen, um nun gegen das unberechenbare bulgarische Ballgenie Dimitrow (Sieger gegen Moutet), bei dem manchmal das Pendel auch zum Wahn- oder Widersinn ausschlägt, um ein virtuelles, aber mögliches Duell mit DEM Weltranglistenerste Jannik Sinner zu kämpfen. 

In Wimbledon, wohin die Tenniswelt blickt und wo viele Fans, die sich TV-Prime (Pay-Time) nicht leisten können oder wollen, leider durch die Finger schauen müssen, ist also Rotweißrot mit Ofner, aber auch zwei halben Österreich-Doppel (Miedler mit Cabral, Portugal, und Erler mit Frantzen, D) noch im Spiel, während sich der heimische Verband medial noch brüstet, das älteste und berühmteste Turnier der Welt mit seinen eigenen Meisterschaften zu konterkarieren. Für mich ist das, ehrlich gesagt, so was wie schwarzer Humor, wenn man sich daran begeistert, dass alle jene, die es nicht so weit gebracht haben an der Church Road wie Ofner, jetzt frisch, frank und fröhlich im Burgenland um nationale Titel spielen, die halt international nichts zählen.

Vielleicht sollte man sich überlegen, sich der alten Pläne des leider viel zu früh verstorbenen, aber oft weitblickenden, geschickten Managers Ronnie Leitgeb zu erinnern, der ÖTV-Meisterschaften als Vorspiel zum Kitzbühel-Sandklassiker angedacht hatte. Ich fürchte, dass diese Idee schon deshalb schubladisiert wird, weil dann ja Oberpullendorf buchstäblich zu kurz kommen würde…

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