Wer Tennis im Pay-TV verfolgt, dem werden aktuell beim 1000er in Miami mit neuen, aber auch Vaters wegen schon bekannten Namen die Stars von (über)morgen vorgestellt. Mit dem Südtiroler Jannik Sinner, 19 Jahre/1,88m, mit Sebastian Korda, Sohn des tschechischen Australian-Open-Siegers Petr Korda, 20/1,96m, und dem finnischen Daviscup-Bezwinger Thiems, Emil Ruusuvuori, 21/1,88m, hat es ein Trio mit Gardemaß, jugendlicher Unbekümmertheit, knallharten (Auf)Schlägen und kompromisslosem Mut zum Risiko unter die letzten Acht des Masters-Turniers geschafft. Sie alle sind dem kaum älteren russischen Vorbild Andrej Rublew ihrerseits ebenso auf den Fersen wie ihnen die nächste, noch jüngere Generation mit dem Italiener Musetti, 19, dessen Stern beim Rom-Masters aufgegangen war, dem Dänen Rune, 17, und dem Schweizer Stricker, 18, der 2020 im Einzel wie Doppel den French-Open-Titel errungen hatte.
Und wer weiß, ob aus Leo Borg, 17, Sohn des legendären Björn Borg, dereinst eine ähnliche Tennis-Größe wird wie es beim Korda-Sohn nach den Erfolgen in Melbourne und in Miami der Fall zu sein scheint. Beim Marbella-Challenger, der vom ehemaligen Muster-Mastermind und späterem ÖTV-Präsidenten Ronnie Leitgeb initiiert und organisiert wurde, musste der selbstbewusste schwedische Teenager („Ich bin´s von Klein auf gewöhnt, dass ich mit dem Namen Borg am Vater gemessen werde!“) gegen den Japan-Routinier Taro Daniel jedenfalls Lehrgeld zahlen. Ob er seine Lektionen noch lernt, steht in den Sternen. Vom Namen allein wird er auf Dauer im Tennis nicht leben können…
Und wie lange Österreichs Tennissport von einem Dominic Thiem leben kann, das hängt ganz allein davon ab, ob der zweite österreichische Grand-Slam-Turniersieger gesund, fit und auch erfolgshungrig wie bisher bleibt, woran man angesichts seines Ehrgeizes kaum zweifeln muss. Wo aber bleiben die „New Kids on the Block“, um es im anglizistischen Neudeutsch zu formulieren? Von Novak bis Miedler, von Ofner bis Rodionow ist jedenfalls die Skepsis größer als die Hoffnung, dass einer den Durchbruch schafft. Und Nachwuchs, der es bei den Jugendlichen so zur Spitze schafft wie der Schweizer TT-Sohn Stricker, Wawrinkas Nachfolger als Junioren-Sieger in Roland Garros, scheint weder bei den Burschen noch bei den Mädchen in Sicht.
Auch das gehört zu den Phänomenen des österreichischen Sports, dass stets dann, wenn wir mehr oder weniger große Stars, Ikonen und Idole produzieren und feiern, uns – abseits vom Skisport, das sei noch betont – wenig bis gar nicht kümmern, was darunter und dahinter passiert. Und uns dann wundern, wenn der Flut an Erfolgen eines Topstars eine Ebbe auf breiter Ebene folgt, die Jahre dauert. Und damit sind wir Österreicher, Daviscup in Innsbruck hin, Weltgruppe her, beim Thiem-Solo an der Weltspitze wieder einmal konfrontiert.