Tennis-Verlierer haben Oberwasser an TV-Zeiten, selbst vor WM schauen Schwimmstars aber televisionär durch die Finger
Josef Metzger
Wer in der ansonsten eher für Mainstream-Funsport und/oder Transfer-Seifenblasen zuständigen Gratis-Heute-Zeitung die relativ große Auböck-Story nicht gelesen hat, und/oder kein Insider der Schwimmszene ist, der dürfte kaum wissen, dass in wenigen Tagen im Land der aufgehenden Sonne die Schwimmweltmeisterschaften in vielen Disziplinen beginnen. In Fukuoka in Japan, wo es vor 22 Jahren durch Max (Podoprigora) und Markus (Rogan) die ersten historischen WM-Silbernen gegeben hatte. Und bei der Fukuoka-Neuauflage winken ab 14. Juli wieder Medaillenchancen für Österreich mit den zuletzt bei den European Games doppelt vergoldeten Ex-Griechen-Girls Alexandri im Duett und der dritten der Alexandri-Drillinge im Solo.
Wäre ja zu schön gewesen, hätte es die eine oder andere größere Geschichte nicht nur über sie gegeben, ebenso wie abseits vom sonst nicht gerade Schwimm-affinen „Heute“ auch über jenen Felix Auböck, der immerhin der erste Kraulweltmeister (400m, Kurzbahn) war, den Österreich mit gütiger Auslandshilfe (Berlin, Michigan, Loughborough) jemals hervorgebracht hat. Und wer denken würde, dass – wenn überhaupt – abseits vom Lokalkolorit und der Homepage des Schwimmverbandes irgendein Medium von der aktuellen Junioren-EM-Silbernen des Welser Schmetterlings Lukas Edl, 16, auch nur Notiz genommen hätte, der saß einem Irrtum auf.
Na ja, wenn man sich wie der heimische Schwimmpräsident, dazu noch kooptierter siebenter Vizepräsident des Europaverbandes, viel lieber um eine angesagte, aber abgeschmetterte Revolution im ÖOC kümmern muss, dann kann man sich mit sportlichen Lappalien nicht aufhalten, ob jetzt eine Junioren-EM (in Belgrad, abseits von Edl kein einziger Top-10-Platz, eher 20 bis 40) stattfindet oder gar eine Weltmeisterschaft vor der Tür steht mit großen Final- und wie gesagt sogar erstklassigen Medaillenchancen. Statt der Schwimmer: Innen kam nur der dann kalt abservierte Revoluzzer groß ins TV-Bild, was ja auch puncto potente Sponsoren unheimlich attraktiv und zielführend ist.
Wenn Sie mich fragen, dann sollte sich der mit einigen aktuellen Weltklasseleuten gesegnete Schwimmverband am Tennisverband ein Beispiel nehmen, der es geschafft hat, mehr als nur Pausenfüller im heimischen Fernsehen, vor allem im ORF Sport plus, zu sein. Während so gut wie nichts über die Topschwimmer: Innen vermeldet wurde/wird, wurden Tennis- und Sportfans just während der ersten Wimbledon-Woche mit Live-Übertragungen schon vom Viertelfinale der ÖTV-Meisterschaften aus Oberpullendorf sowohl bei den Damen wie Herren verwöhnt, damit man sich frühzeitig Namen merken soll, die vielleicht einmal …
Nein, lassen wir lieber die Kirche im Dorf oder die größte heimische Hoffnung neben der Wimbledon-Kirche an der Church Road im Süden Londons. Kaum wurde uns in einer Gefälligkeitsberichterstattung suggeriert, der 17jährige Joel Schwärzler, der als Jugendeuropameister 2022 noch im Ländle und nicht beim Sportdirektor Melzer in der Südstadt trainiert hatte, würde wie Jürgen (1999) den Junioren-Wimbledon-Titel und die Nr. 1 beim weltweiten Tennisnachwuchs ins Auge fassen, schon ist der Vorarlberger nach der 1. Runde des Nachwuchsturniers gegen den US-Ami Horovitz ausgeschieden. So schnell wie alle anderen Österreicher im Einzel.
Was aber nichts am Ungleichgewicht gemessen an anderen Verbänden (auch Golf mit Sepp Straka, der Sky vorbehalten bleibt) ändert, wie viel nicht nur live, sondern auch in Form von TV-Ankündigungen (von Salzburg, Juli, über Kitzbühel, August, bis Tulln, September) gesendet wird, was demnächst im Tennis auf uns zukommt. Vorm tüchtigen Tennisverband, der trotz vieler (nicht nur Thiem-)Niederlagen televisionär Oberwasser hat, muss man den Hut ziehen. Dem Schwimmverband hingegen ist zu gratulieren, dass es ihm gelingt, trotz seiner Golddukaten durch die Finger zu schauen. Und wenn schon … Ein militanter, den ORF-Schirm bildfüllender Boss ist auch nichts Schlechtes, oder?