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Bye, bye Thiem: Emotionsloser Schwanengesang statt genussvollem Heldenepos

Vor fünf Jahren hatte er beim Generali-Open-Sandklassiker den ersten Kitz-Heimsieg seit Muster (1993) gefeiert zweimal stand er zudem noch im Finale, aber aus dem großangekündigten letzten genussvollen Auftritt oder gar einem vorletzten Hurra im Steinkastl unterm Schloss Kaps wurde dann leider doch nichts für Dominic Thiem. Für den US-Open-Sieger von 2020, ehemaligen weltranglistendritten und insgesamt 17maligen Turniersieger kam der Final Curtain (im Einzel) schneller als befürchtet, er verlor binnen 73 Minuten gegen den Bastaad-Semifinalsten Thiago Augustin Tirante („Es war mir eine Ehre, gegen einen Thiem hier mein erstes Match zu gewinnen!“) mit 2:6, 4:6.

Nur acht Games lang keimte nicht nur beim Turnierdirektor in der ethisch mehr als zweifelhaften und an für die ATP inakzeptablen Rolle als TV-Co-Kommentator dank einiger leichter Eigenfehler des Argentiniers in Satz zwei die Hoffnung auf, Thiem könnte wie im Vorjahr beim Sensationslauf  ins Finale das Spiel drehen. Im neunten Spiel verlor Thiem den Aufschlag, dann machte der durch einige strittige Bälle echauffierte Tirante aber kurzen Prozess. Morgen tritt Thiem mit dem Deutschen Altmaier noch im Doppel (gegen Erler-Mies, 7:6, 3:5 Regen-Abbruch) an, privat ist er ja nicht als Single in Kitz, weil ja auch seine bald bessere Hälfte, Lili Paul-Roncalli, zum Turnier an gereist ist. Und Papa auch.

Morgen werde ich Thiem einen großen Abschieds-Blog widmen, den er sich mehr als verdient hat, auch wenn die dreijährige  Mehr-Farewell-denn-Comeback-Tour viel von seinem Image raubte. Der letzte Tango erinnerte heute Abend eher an einen Sentimental-Trott ins Tennis-Ausgedinge, der weder Spaß machte noch ein sportlicher Genuss war. Statt eines Heldenepos verfolgten auch die Fans im TV einen Schwanengesang, Unterton: Servus, das ist aber ganz schön schnell ´gangen. 

Neumayer überrascht Ofner

Ehe  der frischgebackene Gstaad-Sieger und RedBull-gesponserte Römer aus dem Bilderbuch, Matteo Berrettini (Foto r., APA), sich mit viel Mühe und harter Arbeit mit einem 7:6, 7:6 gegen den russischen Außenseiter Kotov der Pflichtübung entledigte, hatte es im internen Österreicher-Duell eine Überraschung gegeben.

Lukas Neumayer (Foto l.) aus der Radstädter Sportfamilie feierte gegen die als Nr. 8 gesetzte heimische Nummer 1, Sebastian Ofner, nämlich in einem stets wechselnden Schlagabtausch mit 6:4, 4:6, 7:6 seinen ersten Sieg in einem ATP-Turnier, in das er nur durch die Absage von Casper Ruud gerutscht war. Ofner servierte ihm allerdings die Überraschung durch eine Überzahl an leichten Eigenfehlern, die sich womöglich auch durch die längere Spielpause seit dem frühen Aus in Hamburg erklären. Neumayer war trotz der Final-Niederlage des W24-Turniers in Telfs bei Innsbruck gegen Mena (Spa) mit dem Selbstvertrauen einer vorhergegangenen Serie von vier Siegen nach Kitzbühel gekommen.

Anders als für Neumayer, der 2022 und 2023 den ÖTV-Meistertitel gewonnen und vor einigen Jahren als ÖTV-Hoffnungsträger auch das Junioren-Viertelfinale von Roland Garros erreicht hatte, gab´s  für den rotweißroten Star in spe, Joel Schwärzler, auch im Doppel am Ende eines ebenfalls bewegten Duells kein Erfolgserlebnis. Mit seinem Vorarlberger Partner Philipp Oswald, der sich damit von Kitzbühel verabschiedete, verlor er gegen das eingespielte Duo Samuel Tristan Weissborn und Arneodo (Monaco) mit 7:6, 2:6, 11:13. Bis zu den  Siebenmeilenstiefeln wird Schwärzler, auch wenn sein unbestritten großes Potenzial selbst in Niederlagen stets betont wird, noch länger der Schuh drücken… 

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