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Thiem: Thriller, der Mut und Lust auf mehr macht – und Sonnenbrillen-Marke als Bubentraum!

Dominic Thiem hat zwar den Zweitrunden-Krimi in Madrid gegen den griechischen Barcelona-Finalisten und Weltranglistenfünften Stefanos Tsitsipas in einem packenden Tiebreak des dritten Satzes um ein Haar verloren, aber diese Niederlage könnte eine richtungsweisende Trendwende einleiten. Ich muss gestehen, dass ich Thiem seit Jahren nicht mehr so gut erlebt hab, trotz des schlechteren Endes fast ähnlich gut wie bei seinem US-Open-Triumph vor inzwischen mehr als 2 1/2 Jahren.

Ob und wieviel dieser unübersehbare Wandel in Spiel und Stil im Duell mit einem der aktuell besten Spieler der Welt auch mit dem erst vor kurzem vollzogenen Trainerwechsel zu tun hat, kann ich nicht beurteilen, das wäre eine unzulässige Ferndiagnose. Ich halte mich aber da an eine Aussage von Dominic, der vor wenigen Tagen gestanden hatte, „dass sich ein gewisser Schlendrian“ bei ihm eingenistet hatte. Also andersrum quasi auch die Bestätigung, dass er sich unter seinem Langzeit-Touring-Coach Nicolas Massu (übrigens einst noch von Günter Bresnik engagiert) im Kreise einer Abwärtsspirale gedreht und sich viel zu spät, zumindest ein Jahr zu spät, schweren Herzens von seinem Intimus und Freund getrennt hat, der alles hat schleifen lassen.

Was immer Benjamin Ebrahimzadeh, der neue Mann an Thiems Seite (neben dem kleinen Bruder-Manager Moritz), in relativ sehr kurzer Zeit gesagt, getan, geändert hat, das ist nicht bekannt – es spricht aber viel, wenn nicht alles dafür, dass es dem für uns ziemlich unbekannten deutsch-persischen Trainerwesen gelungen ist, dem bald 30jährigen Dominic sowohl das Kind im Manne auszutreiben als auch echte Selbstkritik einzutrichtern, bekanntlich der erste, beste und schnellste Weg zur Besserung. Abgesehen davon, dass sie gut der Sportlerseele gutgetan haben, waren die meisten der kleinen Siege über Mittelmaßgegner – lachen Sie bitte nicht! – weit weniger aussagekräftig als diese Niederlage gegen Tsitsipas, die nicht nur ihm Mut macht und auch Hoffnung gibt, dass aus dem mit Abstand immer noch weitaus besten heimischen Tennisspieler wieder ein Topstar schlüpft, der auch ganz Großes gewinnen kann.

Welch Ironie am Rande, dass sich Thiem und Tsitsipas zwar in einem hochklassigen, spannungsgeladenen Duell nichts geschenkt hatten, dem Griechen aber schlussendlich der Sieg von Dominic nach einem Mini-Rebreak im Tiebreak bei eigenem Aufschlag mit einem leichten Fehler geschenkt wurde. Aber kaum ist man geneigt zu sagen, der Sport hat unseren Vorzeigespieler endlich wieder, schon rührt er als populärer Adabei-Domi die Werbetrommel als Testimonial für eine eigene Sonnenbrillen-Marke, mit denen er sich laut Originalton einen Kindheitstraum erfüllt hat.

Ob der getönte „Thiem-View“ auch neue Tennis-Perspektiven eröffnet, steht auf einem anderen Blatt. Ein mitunter brillanter, aber brillenloser Dominic wäre mir lieber als der Bubenträumer mit „an Brettl vorm Kopf“. Wäre schade, würde jetzt wieder ein gewisser Schlendrian einreißen, bevor die Trendwende vollzogen und Thiem wieder der alte ist..

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