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Toll: Deutscher Kommentator verkauft Schwimmlaien im Live-Stream ein X für ein U!

Nur noch zwei Tage, dann sind die Europameisterschaften im Schwimmen, Wasserspringen und Synchronschwimmen in Budapest wieder Geschichte. Und ich möchte wetten, dass der Schwimmverband diese Titelkämpfe als eine der erfolgreichsten der letzten Jahre verkaufen wird mit Silber für Auböck, zweimal Bronze für die Alexandri-Drillinge und einem Finale (Caro Pilhatsch) über 50m Rücken, ebenso wenig im Olympiaprogramm wie all anderen 50m-Strecken außer dem kürzesten Kraulsprint. Einen Vorgeschmack darauf, wie man aus einem X ein U macht, bekommt man täglich im Live-Stream des Sport-Portals LAOLA1, das mit dem Schwimmverband einen Vertrag als Medienpartner abgeschlossen hat. Interessant, dass eben dort ein – unglaublich, aber wahr – deutscher, jawohl deutscher Kommentator ganz im Auftrag wie Sinne des OSV selbst Pannen, Pech und Pleiten schönfärbt und schönredet. Wes Brot ich ess´, des Lied ich sing´…

Na ja, ist ja auch eine Wucht, wenn der Teutone einer offensichtlich von ihm für ahnungslos gehaltenen Zuseher/-Hörerschaft mitteilt, dass das 4x200m-Kraulquartett der Damen in einer „Spitzenzeit“ den 10. Platz errungen hat, also Top 10 unter 13 gestarteten Staffel geworden ist. Welch ein Quantensprung, der – ging´s nach Wunsch und Willen des Verbands-Vize aus Tirol – ja auch für sein Töchterl einen Flug nach Tokio wert sein müsste, oder? Was der deutsche Kommentator im euphorischen Überschwang allerdings unterspielte, das war die Tatsache, dass die vier Damen in Budapest den österreichischen Rekord um sage und schreibe neun Sekunden nicht verbessert, sondern verfehlt hatten. Also gut zehn Meter, wenn nicht mehr…

Und wahr ist vielmehr auch, dass außer Auböck, der auf höchstem Niveau krault, alle rotweißroten Becken-Schwimmer/innen bei einer Euro teilweise weit hinter ihren Bestmarken hergeschwommen sind und der einzige Rekord von einer der „revolutionären“ Damen-Herren-Mixed-Staffeln erzielt wurde, die alle heiligen Zeiten einmal am Start ist. Von neuen Olympialimits war das aufgeblasene EM-Team (29 ÖsterreicherInnen) ebenso weit entfernt wie die Tokio-Qualifizierten – ausgenommen Silberhecht Auböck, der seit 2014 (abgesehen von drei Sommermonaten 2020, Südstadt) allerdings ausnahmslos im Ausland trainiert. Er ist und bleibt, sieht man von den eingebürgerten Synchron-Nixen ab, sozusagen der Weltklasse-Mohikaner des heimischen Schwimmsports, der sich ansonsten nicht nur Covid19- und Pandemie-Folgen wegen in letzter Zeit rückentwickelt hat statt Fortschritte zu machen. Das ist der Spiegel der Realität und hat, was man natürlich kritischen Geistern gerne vorwirft, absolut nichts mit Nestbeschmutzen zu tun.  

Darum ist´s höchste Zeit, dass auch von höherer (Sportförderung)-Stelle dem nur vermeintlich zukunftsorientierten, aber sportlich rückläufigen Schwimmverband ordentlich auf die Finger geklopft wird. Wer ohnehin nicht in (Sponsoren-)Geldern schwimmt, geschweige denn solche für den einzigen seriösen olympischen Medaillenkandidaten findet, der sollte sich unter dem an ÖSV angelehnten Etiketten-Schwindel OSV (noch vom mittlerweile nicht mehr unter den Lebenden befindlichen Ex-Präsidenten Schauer erfunden) schlankere Strukturen verleihen und lieber kleckern statt klotzen. Selbst in der Golden Ära (Rogan, Jukic-Geschwister, Podoprigora und andere Medaillengewinner) gab´s weder einen bezahlten Sportdirektor noch eine hochtrabende Sportkommission, die ein etablierter Architekt als mittelmäßiger Ex-Schwimmer aus Salzburg anführt- und in der zwei Vizepräsidenten mitreden, die auch über Wohl und Wehe ihrer Kinder entscheiden, auch über deren Einstufungen und Entsendungen.

Das entbehrt in Zeiten wie diesen nicht einer gewissen Ironie, da tagelang, seitenweise und wochenlang über Nepotismus und Postenschacher debattiert wird. Aber wenn´s Ähnliches in einer heimischen Randsportart gibt, dann geht´s so unter wie derzeit in Budapest die überwiegende Mehrzahl der heimischen Schwimmer, die nicht selten auch Opfer selbsternannter Trainer-Gurus sind, die es nicht verstehen, ihr Talent und Potenzial in Disziplinen auszureizen, wo tatsächlich Quantensprünge möglich und Schönfärbereien eines (bezahlten?) deutschen Kommentators nicht mehr nötig wären. Ehrliche Analysen wären g´scheiter als Selbstbetrug, der sich im Ernstfall auch selbst entlarvt. Und erst recht teuer zu stehen kommt. Wenn Schwimmer keine Rekord- oder gar Medaillenwellen schlagen, nimmt nämlich der heimische Sportkonsument nicht einmal Notiz davon… 

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