Wer hätte das zu Saisonbeginn und nach dem folgenschweren Schwarz-Sturz in Bormio gedacht, dass ein durch Verletzungen zurückgeworfener, ehemaliger Riesenslalomspezialist aus Frankreich den Schweizer Weltmeister als Abfahrtskönig entthronen und ablösen würde!
Aber wie auch noch der Franzose Cyprienne Sarrazin das just auf der Streif-Abfahrt mit einem Doppelpack binnen 23 Stunden geschafft hat, das rang auch dem nach seiner Fahrt jubelnden, dann um fast eine Sekunde besiegten Marco Odermatt höchste Bewunderung ab. Die Emotionen, die in Luft- und Bocksprüngen gipfelten, machten den ersten französischen Streif-Doppelsieger seit Luc Alphand in den 90er-Jahren noch sympathischer. Freude schöner Götterfunken!
Wir Österreicher blieben wieder Edelstatisten, die sich mit dem Überraschungsvierten Stefan Babinsky zwar dem Podest annäherten, mit den Plätzen 4, 6 (Kriechmayr), 12 (Neumayr) und 19 (Hemetsberger) auch einen Aufwärtstrend zeigten, aber letztlich ganz knapp vor der Squadra Azzurra (3, 2×13, 15) nur drittbeste Abfahrer-Nation (hinter Frankreich (1, 5, 7) und Schweiz (2, 8, 10) auf der Streif wurden.
Davon, dass das rotweißrote Imperium wie in Gröden (Super G) zurückgeschlagen hätte, konnte keine Rede sein. Vielleicht wär´s nicht so schlecht, würde auch die junge Garde so wie die aktuellen Topstars Sarrazin und Odermatt die Abfahrtskurve vermehrt über den Riesenslalom zu packen versuchen, der als Basis bekanntlich die perfekte Technik verlangt …
Und an eben dieser perfekten Toptechnik fehlte es am Tag, an dem sich Petra Vlhova vor Abertausenden an slowakischen Fans just beim Heimrennen in Jasna verletzte, den blamablen ÖSV-Damen. Auf einem schweren Hang unter schwierigen Bedingungen gab´s nicht nur eine totale Pleite, sondern das schlimmste Riesenslalom-Debakel seit 39 Jahren (1985). Mit Ricarda Haaser hatte es nur eine zur Halbzeit unter die Top 30 geschafft – und die Tirolerin vom Achensee scheiterte dann nach guter Fahrt im Finale.
Der Wurm, der sich über Jahre hinweg eingenistet hat, sitzt offenbar viel tiefer, als das auch die neue Führung unter Roland Assinger nach ersten Achtungserfolgen in Slalom und sogar Riesenslalom (Scheib mit Platz 5) gedacht hätte. Je schwerer die Strecken, je schwieriger die Bedingungen, desto mehr geht´s in den Ergebnissen bergab – im Gegensatz zu den Nordländerinnen, Italienerinnen (wenn sie durchkommen) und den ehemaligen Ski-Exoten aus Neuseeland, Kroatien und verkappten Albanierinnen aus Italien. Und nächstes Jahr wartet die Heim-WM in Saalbach-Hinterglemm.
Der Countdown läuft, die Uhr tickt schon unbarmherzig, um in einem Jahr die aktuellen blauen in siegreiche Wunder zu verwandeln. Da helfen auch Pressekonferenzen nur dem Tourismus, nicht aber unseren aktuell verpatzten Skihelden..