Da ich morgen wieder einrücken muss ins Krankenhaus zur Chemotherapie und ich nicht weiß, ob und wann ich zum Blog-Schreiben komme, nehme ich ihn schon heute abends vorweg. Er kann sich abgesehen von Felix Gall, der bei der Vuelta immer besser in die Pedale tritt, nur um den Fußball-Trainer der Stunde, wenn nicht des Jahres auf der Insel handeln, kurz gesagt um Oliver Glasner, der mit Crystal Palace aus dem Süden Londons von einem historischen Kluberfolg zum nächsten eilt.
Nach FA-Cupsieg, Community Shield-Triumph gegen Liverpool und Conference-League-Aufstieg gegen Frederikstad folgte heute in der Premier League nach zwei Auftakt-Remis gegen Aston Villa und Promi-Trainer Unay Enery ein 3:0-Auswärtssieg. Hinten mit dem Rücken zur Wand mit Mann und Maus dicht gemacht, vorn auch deshalb mit Effizienz gekontert, weil die Glasner-Schützlinge nicht nur das Spiel gegen, sondern auch das mit dem Ball besser beherrschen, als es die mit wenigen Aunahmen eher namen-, sprich: starlose Truppe ahnen lässt. Crystal Palace ist, um das so zu firmulieren, fußballerisch wie medial kein Kristallpalais, sondern eher ein Land- und Stadtgut, das ich wirtschaftlich nach der Decke strecken muss.
Damit ist auch der Wermutstropen im heutigen Freudenbecher verbunden, denn just der Kapitän und Abwehrchef Güehi dürfte das vom Oberösterreicher flottgemachte Schiff nach dem Gesetz von Angebot und Nachfrage womöglich noch heute verlassen, um beim Meister Liverpool anzuheuern. Wenn´s so kommt, wie alle sagen, dann hat er Crystal und Glasner als Abschiedsgeschenk ein Traumtor zum 2:0 als tolle Fußnote hinterlassen. Wohl der nächste einträgliche Verkauf, aber auch sportliche Verlust nach dem lukativen Transfer von Eze um knapp 70 Millionen zu Arsenal, für den um nicht einmal die Halbscheit des Geldes der Spanier Pino von Villareal als Ersatz geholt wurde, der sich erst einmal an die doch ziemlich rustikale Art des Insel-Fußballs wird gewöhnen müssen.
Dafür aber besitzt Glasner mit dem Japaner Kamara, mit dem er in aller Eintracht schon als Frankfurt-Trainer die Europea League (samt Sensations-Sieg gegen Barcelona) gewonnen hatte, einen verlängerten Arm auf dem Spielfeld. Einen Sohn Nippons, der sich als furchtloser Kamikaze auch mit alten deutschen Tugenden die Lunge aus dem Leib rennt. Ja, bei Glasner ist weder er als Trainer noch irgend ein Spieler die große Nummer im Erfolgsprogramm, sondern mit und bei ihm als Teammanager ist der Star die Mannschaft und Teamwork die Nummer 1 der Strategie. Und anders als andere prominentere, angehimmelte, höher bezahlte, aber trotz Millionen-Ensenble längst nicht mehr so erfolgreiche Trainer ist Oliver Glasner ein Leisetreter geblieben, der keine großen Sprüche klopft, trotz Abgängen nie Heilsusi spielt, sondern zur Verblüffung vieler, die ihn unterschätzten, mit seinen Mannen und Mannschafte in die Tat umsetzt, was einst Politiker(innen) großspurig versprochen, aber nie gehalten haben: Yes, we can! Dazu kann man nur in aller Bewunderung und aus vollem Respekt gratulieren. Und wünschen, dass sich andere ein Beispiel an Glasner nehmen, aus dem.der Trainer der Stunde, des Monats und Jahres schlüpfte.