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Trotz Sportdirektor und Abwärtsspirale herrscht im Tennis weiter Schönfärberei

Zwar regnet es schon lange mit wenigen Ausnahmen lauter Niederlagen im Tennis, der auch sportpolitisch bestens vernetzte Verband aber hat´s geschafft, dass Schönwetterberichte am laufenden Band veröffentlicht werden. Und wer auch journalistisch der Wahrheit ins Auge blickt, nicht nur puncto Dominic Thiem(inho), sondern ausgenommen Doppel (Miedler-Erler) auch bei den Herren und erst recht bei den Damen, dem wird von  Nestbeschmutzung bis Geschäftsstörung nur das Schlechteste nachgesagt. Oder man stellt ihm die Rute insofern ins Fenster, dass mit ihm niemand mehr etwas zu tun haben will, wenn er es weiter wagen sollte, sich kein X für ein U vormachen zu lassen.

Ja, so weit ist es hierzulande gekommen, seit die mit Nicht-mehr- oder noch nicht-Stars verbundene bis verbandelte Schönfärberei absolute Hochkonjunktur hat. Man hebt sich gegenseitig lieber in den Himmel statt in den Spiegel zu schauen, man verwandelt eindeutige Niederlagen in knapp verpasste Erfolge, was deshalb gelingt, weil ihnen mehr oder weniger junge oder jüngere Medien-Spunde aus der Hand fressen. In diesem Zusammenhang stelle ich mir auch die Frage, warum in der zweijährigen Ära des ehemaligen Paris-Semifinalisten, zweimaligen Wien-Siegers und kurzfristigen Top-10-Spielers Jürgen Melzer als ÖTV-Sportdirektor die Spirale nicht nach oben zeigt, sondern sich nach unten bewegt, was sich relativ einfach belegen lässt.

Der einstige Supermann Thiem, dessen Comeback-Durchbruch seit Monaten fast wöchentlich unverdrossen angekündigt wurde, hat heuer (ausgenommen Exhibition in Kooyong, Melbourne) noch keinen Satz gewonnen, im Daviscup in Rijeka gab´s für Österreich im Einzel in drei Matches keinen Satzgewinn, obschon die kroatische Nr. 1 Cilic gar nicht dabei war. Und das Gleiche spielt sich bei den Damen ab, was natürlich auch die Aufgabe für die nicht nur im Damen-Tennis umtriebigen Reichels Peter Miuchgael und Sandra erschwert, weil es sich beim besten österreichischen „Stück“ um die längst emeritierte Barbara Schett als Turnierbotschafterin (und Eurosport-Expertin) handelt. 

Geradezu euphorisch wurde auch der Meilenstein von Julia Grabher begrüßt,  weil sie (ziemlich mathematisch über Erfolge in kleineren Turnieren) die Top 100 geknackt hat, seither aber von einer Erstrundenpleite zur nächsten dümpelt. Wie jetzt beim Heimturnier in Linz, wo sie gegen die eher Mittelmaß-Amerikanerin Madison Brengle in zwei Sätzen verlor. Und wenn man die Linz-Qualifikation unter die Lupe nimmt, dann vergrößert sich höchstens die Angst, dass sich die Spirale immer mehr nach unten dreht, weil keine einzige der mehr oder weniger jungen  Österreicherinnen in der Qualifikation auch nur einen einzigen Satz gewinnen konnten.

Eine schönere Zukunft hat also noch lange nicht begonnen. So bleibt nur zu hoffen, dass der mittlerweile in der Südstadt domizilierte Vorarlberger Joel Schwärzler sich künftig besser schlägt als beim Melbourne-Juniorenturnier, wo gleich das Aus gekommen war. Und mit Tamara Kostic auch Alexandra Zimmer, das Enkelkind meines leider viel zu früh verstorbenen einstigen „Presse“-Lehrmeisters, Mentors und späteren ORF-Kapazunders Gerhard Zimmer, die beim Juniorenturnier in in der NadalHeimat Manacor die erste Runde locker gewann.

Aber Vorsicht vor Vorschusslorbeer und Erfolgen im Kleinen, die im Großen nicht so leicht zu wiederholen sind. Jetzt bin ich schon gespannt, ob der einst im Turnierzirkus so vielseitig erfolgreiche ÖTV-Sportdirektor das mit seiner Erfahrung richten und schaffen kann…

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