Wie allseits bekannt, gelte ich ja als ein berüchtigter Verschwörungstheoretiker, der das Gras dort wachsen hört, wo es allerdings in der Regel tatsächlich meistens wächst. Da ich also zu jenen gehöre, die nicht jeden Unsinn gedankenlos fresse, der medial verzapft, wenn nicht als Sensation, Skandal oder was immer an die große Glocke gehängt wird, begegne ich solchen Meldungen mitunter mit (berechtigter) Skepsis.
Wie etwa die groß aufgemachte Story, dass der von allem Anfang an stets und für immer böse Box-Bube Mike „Iron“ Tyson auf seine alten Tage wieder einmal ganz schlimm rückfällig geworden wäre und in einem Jet-Blue-Flieger einen jungen Passagier blutig geschlagen hätte, weil der ihn eine Zeit lang gehänselt und belästigt haben soll. Das klang so realistisch, dass sich natürlich auch sogenannte Qualitätszeitungen sofort der vermeintlichen Brutalo-Geschichte bemächtigten, sozusagen schlagender Beweis für exzessive, nicht ganz zurechnungsfähige Boxchampions vom Kaliber eines Tyson, der ja auch nicht davor zurückgeschreckt hatte, seinem WM-Gegner Evander Holyfield ein kleines Stückl vom Ohrläppchen abzuknabbern.
So weit, so einfach, nein zu einfach, wie es sich da viele meiner Kollegen gemacht haben, die die Skandalstory auch Online ins Netz stellten, dekoriert mit einem Foto des „Eisernen“ noch dazu älteren Datums. Alles okay, oder? Mitnichten! Wenn man das Foto anklickt, dann kam oder kommt man erst zum Video, das sozusagen als Indiz für den neuerlichen Übergriff des ohnehin schon früher zu einer längeren Haftstrafe verurteilten Mike Tyson dienen sollte.
Aber genau das, mit Verlaub, ist nämlich bei mehrmaligem und näherem Hinsehen keineswegs der Fall, sondern vielmehr der Verdacht zulässig, dass es sich hier um eine höchst merkwürdige Story handelt, die von wem auch immer ganz bewusst inszeniert und angezettelt wurde. Da gibt nämlich ein junger Mann einem anderen nicht sichtbaren Passagier das Signal oder Zeichen, ein Video auf dem mobilen Telefon zur gleichen Zeit zu starten, mit der er den vor ihm sitzenden Tyson zu sekkieren beginnt, erst ohne Abwehr- oder gar Angriffsreaktion, ehe in Iron Mike der Killerinstinkt zu erwachen scheint – und der Schwergewichtsweltmeister von vorgestern dem „Streithansel“ ein paar Faustschläge zu versetzen scheint, die angeblich blutige Spuren hinterlassen haben soll. Dann soll sich Tyson noch vor dem Abflug (von San Francisco nach Florida?) aus dem Flieger vertschüsst und niemand, ob Jet Blue, ob Täter oder Opfer, ob Polizei dazu Stellung genommen haben.
Ja, in der Tat ist´s höchst dubios, dass es zu dieser vermeintlichen „Untat“ des weltweit bekannten K.-o-Schlägers keine Aussagen gibt. Und höchst seltsam, dass der Mann, der angeblich mit einem Schlaghagel eingedeckt worden war, anders als ehemalige Tyson-Gegner keineswegs groggy oder gar k. o. gewesen wäre, ganz so, als wären die Fäuste des gefürchteten Iron Mike zu Samtpfoten geworden. Und höchst kurios wie paradox auch, dass der Alt-Champion i. R. mit seiner Rechten den Airline-Gegner an der rechten Schläfe blutig geschlagen haben soll, wobei sich obendrein das Blut ganz schön schnell laut Foto verkrustet haben muss.
Angesichts dieser Bilder hab´ ich mich ernsthaft gefragt, was ich von dieser tollen Skandalgeschichte jetzt wirklich halten soll? Wollte der junge Mann auch auf die Gefahr, dass er im Krankenhaus landet, den Hitzkopf deshalb ärgern, dass er danach ein hohes Schmerzensgeld kassiert? Oder wollte sich, da wir schon bei Fake News oder Verschwörungstheorien angelangt sind, der gute oder inzwischen fast schon in Vergessenheit geratene Mike Tyson etwa gar mit einer abgekarteten Aktion wieder in Erinnerung rufen?
Auch wenn Sie meinen, das wäre eine verrückte Idee, die da auf meinem Mist gewachsen ist, dann möchte ich dazu nur sagen, dass es in PR- und Medien-Zeiten wie diesen fast nichts mehr gibt, was es nicht geben sollte. Aber dass ein Normalverbraucher im Schlaghagel eines Iron Mike nicht im Land er Träume gelandet sein soll, das klingt schon fast wie ein Märchen. Und solche werden uns ja jeden Tag aufgetischt, erst recht, seit die sozialen Medien den Ton angeben. Dazu stehe ich – auch wenn man mich dafür im übertragenen Sinn wieder einmal prügeln sollte…
PS: Mittlerweile wurde publik, dass es sich beim „Verprügelten“ um einen Betrüger und Dieb handeln soll. Aber welche Rolle hat der Mann gespielt…?