Es hat natürlich nach den – je nach Perspektive – harten, vertretbaren oder gar zu milden Strafen gegen Rapid wegen des Homophobie-Eklats nach dem Derbysieg gegen Austria nicht nur im Blätterwald, in elektronischen wie sozialen Medien gerauscht und geraschelt. Und wird´s erst recht weiter tun nach der Pressekonferenz des Rekordmeisters, der in einem Schlüsselspiel um die Meistergruppe just gegen den Ex-Trainer Pacult und Klagenfurt in jedem Fall auf Schlüsselspieler wie Burgstaller, Grüll, Hedl verzichten muss. Ob und wie Rapid jetzt gegen das Urteil (ohne aufschiebende Wirkung) vorgeht oder protestiert, das wollte der vom abgewählten ORF-General zum Grünweiß-Präsidenten und König-Herzblatt mutierte Rot-Apparatschik in seiner Slow-Motion-Rede nicht verraten.
Außer in lamentierenden Worten zu betonen, dass alle vordem unbescholtenen Schuldigen ihre homophoben, sexistischen und diskriminierenden Gesänge bereut hätten und die Fans der historisch ersten grünweißen Profifrauentruppe bei der Vorstellung zur Pause des blamablen Spieles gegen Lustenau ganz im Sinne der Diversity-Entwicklung beim Klub großen Beifall gespendet hätten. Womit wir gleich die Steilvorlage zu seiner Vizepräsidentin Hanappi-Egger, Schwiegertochter der früh verstorbenen Klub-Ikone Gerhard Hanappi, die bis vor kurzem Rektorin der WU Wien war – und sich auch international einen Namen als Expertin für Gender und Diversity gemacht hat.
Und wer sie gehört hat, der musste dem Ex-Austrianer aus Holland, Freddy Schinkels, der das Herz auf einer schnellen Zunge trägt, in mehreren seiner (vom Fußballer geprägten) Aussagen zustimmen. Er hat sicher recht, wenn er meint, dass der Präsident bei Rapid als verlängerter Polit-Arm nur der Prinzgemahl seiner Vizepräsidentin ist, die auch verbal die Hosen anhat. Und auch wenn man ihn wie mich, der ihm da zustimmt, darob kritisiert bis verdammt, so gehe ich mit Frenkie konform, wenn er sagt, dass der Ton im Fußballer- und Fan-Kreisen halt oft nicht nur allzu laut, sondern der Tonfall auch primitiv ist. Oder andersrum formuliert, dass Kicker und Funktionäre oft gedankenlos manch althergebrachte, vor allem auf eher fußballfremde Randgruppen anspielende, beleidigende Sätze und Gesänge anstimmen oder Banner ausrollen, ohne es dem wortwörtlichem Sinne nach auch so zu meinen. Unüberlegt, emotional und natürlich, um dem besiegten Gegner noch eins drüberzuziehen, das ist wohl unbestritten.
Ob sich daran was entscheidend ändert, wenn man einen Katalog an Besserungsvorschlägen präsentiert, wenn man Kommissionen bildet oder Workshops diktiert, die die Kicker andersrum indoktrinieren sollen, wage ich zu bezweifeln. Selbstredend gehören Fairness-Gedanke und Fairplay-Regeln zu den Basiselementen im Sport, gar keine Frage. Aber niemand wird gerade im Fußball verhindern, dass auch im Spiel die Emotionen hochkommen, dass sich Spieler unflätig beschimpfen, gegen Regeln verstoßen und manch schweres Foul begangen wird, das zu mehr oder weniger schweren oder langwierigen Verletzungen führt.
Übrigens möchte ich nur ganz kurz darauf verweisen, dass in einer der berühmtesten Nationalhymnen, der französischen Marseillase, aus voller Brust das revolutionäre Blutvergießen besungen wird. Und nicht einmal semantisch besonders sensibilisierte Grün-Politiker haben bisher inner- oder außerhalb der Grand Nation dagegen revoltiert, nicht einmal Werner Kogler. Die einen singen´s lauthals mit, die anderen finden´s mitreißender als unsere getragene …