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Um Schwimmtitel während Olympia oder: In der Provinz regiert der Märchenprinz

Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung davon hatte, dass es das gibt, weil ich nie damit gerechnet hätte, dass so etwas möglich ist. Aber dann hab´ ich meinen Augen nicht getraut, als ich die Meldung im Teletext gelesen habe. Eine meiner Meinung nach einmalige, nein: einzigartige Nachricht, die zeigt, dass sich der heimische Schwimmverband langsam beginnt, selbst zu überteffen. Nein, nein, nicht von Felix Auböck ist da die Rede, der dreimal ins Olympiafinale kraulte, nicht von den Kahler-Rekorden und der leisen Grabowski-Enttäuschung über das verpasste Rückenfinale – es gilt die heimischen Meistertitel zu bejubeln, die die mehr oder weniger enttäuschenden Tokio-Schwimmer nach Rückflugschlaf noch schnell in Wels ins Trockene und damit aufs Förderkonto ihrer Klubs gebracht haben. Wie bitte, Staatsmeisterschaften? Kann sein, was tatsächlich nie und nimmer sein dürfte, dass der Verband einer olympischen Kerndisziplin während Olympia seine eigenen Meisterschaften austrägt, als ginge ihn in seiner „Bubble“ nicht an, was sich auf der großen, weiten Schwimmbühne abspielt?

Trotz Tokio-Jetlag noch schnell ein Titel als Abschiedsgeschenk an Marco Wolf und an den ASV Linz, für den der Tiroler schwimmt.

Oder hat der offenbar von seinen eigenen Topleuten nicht überzeugte OSV gar nicht damit gerechnet, dass außer dem Auslandsösterreicher Auböck noch ein paar andere das Tokio-Limit schaffen würden? Das wäre eine allerdings fast schon surreale Erklärung für den zumindest ebensolchen Termin der Titelkämpfe, obschon sich zum anderen ein ganz anderes, wohlüberlegtes, wohlfeiles und durchaus realistisches Motiv für die Kollision mit Olympia in Tokio anbietet. Wenn jene, die hierzulande der Konkurrenz davonschwimmen, es aber nicht können, weil sie bei den Sommerspielen im fernen Osten starten, dann können ja die Zweiten einmal die Ersten sein, die damit nicht nur punktuell, sondern auch finanziell das Konto ihrer Vereine aufbessern. Die dritte Variante, dass sie mit neuen persönlichen Bestzeiten oder gar tollen Rekorden mehr Wellen schlagen als die Olympiateilnehmer, das hat sich natürlich nicht erfüllt, ganz abgesehen davon, dass man die Bedingungen in einem noch so schönen Welser Freibad natürlich nicht mit jenen in einer hypermodernen, futuristischen olympischen Schwimmhalle vergleichen kann.

Nichtsdestotrotz ist auch dem Linzer Schwimmtrainer Marco Wolf zu gratulieren, dass er nach dem eher verpatzten Olympiaausflug seiner Schwimmer (Plätze um 30) geradezu rechtzeitig in Wels eintreffen konnte, um sich als Linzer Cheftrainer in Oberösterreich mit schönen Foto-Motiven, Gruß- und Dankesworten, verbunden mit einer Portion ein Eigenlob, von der Schwimmbühne zu verabschieden. Ob hinter ihm die Sintflut, eine Ebbe mit Leistungsflaute oder doch unter neuer Verantwortung eine Rekordwelle kommt, das wird die Zukunft zeigen. Dass es gegenwärtig in Konkurrenz zu Olympia eine heimische Staatsmeisterschaft gegeben hat, das kam ja fast schon einem Streich gleich, mit dem sich Genies unter Schwimm-, aber auch anderen hohen Sportfunktionären ein einzigartiges Denkmal gesetzt haben. Österreich, wie es singt, lacht und ein Loblied singt, das da lautet: In der Provinz, da bin ich der Märchenprinz!

PS: Ewig schade, dass trotz Abwesenheit der Herren Reitshammer und Bucher aus dem Vizepräsidentensohn Leon Opatril doch kein Golden Boy wurde, wie womöglich ausgerechnet, sondern nur zweimal Bronze und einmal Blech herausschauten. Eine mehr als gelungene Generalprobe für die Junioren-WM, bei der der junge Mann dann fünf bis zehn Sekunden hinter den Besten herschwimmt. Aber dabei sein, wo und wann es geht, dieses längst nicht mehr gültige alt-olympische Prinzip ist für manche (Selbst-)Herrlich- und Juniorenherrschaften immer och das Nonplusultra – auch dann, wenn man nur unterirdisch in Form ist …  

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