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Und am Ende gewinnen die alten Recken

reuters

Erinnern Sie sich vielleicht, was der frühere englische (und Barcelona-) Mittelstürmer Gary Lineker gesagt hat? Dass Fußball ein einfaches Spiel sei, 22 Mann einen Ball jagen und am Ende die Deutschen gewinnen! Man könnte das mit ein paar Ausnahmen a la Del Potro, Murray, Cilic und Thiem nahtlos aufs Tennis umlegen. Da waren und sind die (TV-)Fans begeistert, wenn kleingewachsene oder auch große Außenseiter mit dem einen oder anderen Zauberball die Underdog-Herzen höherschlagen lassen. Da drücken sie ihnen oftmals sogar ganz fest die Daumen, dass die Kleinen a la Diego Schwartzman oder die Grenzgenialen wie Stefanos Tsitsipas, der aussieht, als wäre er der griechischen Mythologie entsprungen, den Aufstand proben.

Aber was nützt das alles, wenn am Ende dann (in Abwesenheit des Dritten aus dem Trio triumphal) doch wieder die Etablierten gewinnen und nicht die, die vom Favoritensturz träumen. Hätte es eines Beweises bedurft, dann wurde er Freitag zunächst von Rafael Nadal, danach von Novak Djokovic geliefert. Je mehr man sie fordert, desto mehr wachsen sie mit der Aufgabe – und desto mehr, so hat´s den Anschein, überfordert es die Herausforderer. Weniger technisch oder körperlich, vielmehr insofern mental, weil sie alles noch besser als sehr gut machen wollen. Das ist kein Über- oder Hochmut, auch keine Übertreibung, sondern heißt ganz un(ter)bewusst: Schach der Übermacht. Und was manchmal bei Best-of-Three-Sets jenseits von Grand-Slam-Turnieren wider Erwarten gut geht, findet bei Best-of-Five ein böses Erwachen und bitteres Ende. Erst für Schwartzman. Dann für Tsitsipas. Und heraus km, wie gehabt, das Traumfinale, das nach Refrain klingt: Rafa gegen Djoker…

Es hat immer wieder große Dominatoren im Tennis gegeben, aber eine Herrschaft von Monolithen wie Roger Federer (seit 2003), Rafael Nadal (seit Roland Garros 2005) und Djokovic (seit Melbourne 2007), die in 17 Jahren (inklusive French Open 2020) nicht weniger als 57 Grand-Slam-Titel sammelten, das sucht seinesgleichen. Ein Trio, das sich gegenseitig immer höher gepusht, den Tennissport auf immer höheres Niveau gehoben und trotz Abermillionen auf dem Konto nie den Spaß am Spiel, den Hunger nach Erfolgen und das Verlangen nach Rekorden verloren hat.

Nichts könnte das besser illustrieren als die Paris-Statistik des Sandplatzkönigs Rafael Nadal, der im Vorjahr das Dutzend mit dem 12.Triumph vollgemacht hat und wenn er die 13 schaffen sollte, mit dem 100. Jubiläums-Sieg in Roland Garros wohl einen Rekord für die Ewigkeit aufstellen könnte. Wenn man sich die Epigonen des Großen Drei anschaut, ob Thiem, ob Tsitsipas, Zwerew, Rublew oder wer immer noch dazukommt – bei allem Respekt vor deren Talent und Potenzial, Ehrgeiz und Entwicklung kann sich unsereins kaum vorstellen, dass es so etwas wie in der Federer-Nadal-Djokovic-Hierarchie in diesem Zwei-Jahrzehnte-Ausmaß jemals noch geben wird. Zurück bleibt im Traumfinale der nimmermüden Tennis-Evergreens die Frage, ab wann und wenn eine neue Zeitrechnung mit neuen Namen beginnt. Oder ob am Ende doch wieder die alten Recken das bessere und doch noch nicht bittere Ende haben. Wie gehabt in Paris…

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