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Universalgenie Shiffrin: Stenmark eingeholt. aber neuen Rekorden so gut wie keine Grenzen gesetzt

Vergessen wir die Peking-Enten, die längst verdaut sind. Wenn´s darauf ankommt, dann ist sie da. Wie heute im schwedischen WM-Dorf Are, wo es galt, den Allzeitrekord von 86 Weltcupsiegen des schwedischen Schweigers Ingemar Stenmark einzustellen. Mikaela Shiffrin fuhr als Halbzeitführende, also unter dem Druck der Gejagten, wie auf Schienen zu dem Rekord, den sie vorderhand noch teilen muss, von dem aber viele Experten der Ansicht sind, dass sie ihn noch in ganz andere Sphären, womöglich Richtung 100 Siege, schrauben würde. Aber dass sie ihn vielleicht schon binnen 24 Stunden in ihren Alleinbesitz bringt mit Triumph Nr. 87, das ist nicht nur möglich, sondern realistisch. Schließlich ist sie als Slalom-Queen im Torlauf zumindest so hoch, wenn nicht noch höher einzuschätzen als – trotz des aktuellen WM-Titels – im Riesenslalom.

Interessant in diesem Zusammenhang, dass Shiffrin vor dem Start ins Finale nicht den Stenmark-Rekord im Visier hatte, sondern mit oder ohne Sieg nach dem kürzlich errungenen RTL-Gold in Meribel unbedingt die Riesenslalomkugel gewinnen wollte. Die ist nämlich unter den inzwischen 17 großen und kleinen Kugeln, mit denen Mikaela sowohl Lindsey Vonn als auch Marcel Hirscher (je 20) auf den Fersen ist, erst die zweite in dieser Disziplin. Welch ein Geschenk, dass sie sich zu ihrem 28. Geburtstag selbst bereitet hat, den sie am kommenden Montag zwischen Are und Soldeu in den Pyrenäen begeht…

Mein Freund Marc Girardelli hat´s auf den Punkt gebracht, als er zum Ski-Gesamtkunstwerk Shiffrin sagte: „Die Konkurrenz soll nicht hadern, dass es weniger zu gewinnen gibt. Sie haben es ja mit der besten Skifahrerin aller Zeiten zu tun!“ Auch wenn man die Zeiten nicht vergleichen kann, auch wenn es in Annemarie Moser-Prölls Ära weder Super G noch Parallelbewerbe und auch eine viel schwierigere Kombination gab – der seit Kindheitstagen treue Atomic-Star hat trotz Technik-Priorität in allen Disziplinen zumindest einmal (1 Kombi, 3 Abfahrt, 5 Parallel, 5 Super G, 20 RTL, 52 Slalom) gewonnen. Ein Universalgenie, das eben nur alle Jubeljahre einmal geboren wird. Eine wie keine und doch meine ich, dass man sich dies und jenes von ihr abschauen sollte. Wenn´s schon nicht hilft, dann wir´s wohl kaum schaden…

Am Jahrestag ihres Weltcupdebüts vor 12 Jahren und auf dem Berg, auf dem sie erstmals vor 20 Jahren gewonnen hatte, hat die unvergleichliche Shiffrin also den alles andere denn universellen Stenmark, ein einzigartiges Slalom/RTL-Genie, eingeholt. In Abwesenheit des Schweden, der das alles aus der Stockholm-Ferne im schwedischen TV verfolgte. Mit voller Absicht, um dann, wenn sie seinen Rekord egalisiert, ihr nicht die Show stehlen zu wollen. Wer seinen Ingemar erlebt hat, hätte sich das aber auch kaum vorstellen können. Wie gesagt – im Vergleich zur extrovertierten Mikaela war ja Stenmark nie ein Plaudertascherl, sondern ließ 86 Erfolge für sich sprechen.

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