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VAR als Zündstoff: Im Endeffekt entscheidet wieder nur eine Person, was passiert

 Ich weiß, ich weiß, dass ich mich da und dort in die Nesseln setze, wenn ich mir erlaube, mehr als nur Bedenken gegen den angeblich so fairen, unzweifelhaften Video Assist Referee, also VAR, zu artikulieren. Mag schon stimmen, dass er hin und wieder eine mögliche Fehlentscheidung korrigiert, aber genauso stimmt auch, dass es zu Fehlentscheidungen kommt, wenn der VAR meint, nicht eingreifen zu müssen. Wo bitte schön, ist da der großartige Unterschied zwischen einem Schiedsrichter, der gar nicht oder was Falsches pfeift, und einem Video-Assistenten-Referee, der nicht eingreift oder dem Schiedsrichter womöglich  empfiehlt, was er (fälschlicherweise) entscheiden soll?

Ich verweise nicht nur deshalb darauf, weil sich der als Hitzkopf bekannte Didi Kühbauer auch nach dem 0:2 in Salzburg noch nicht beruhigt hatte wegen des nach VAR-Konsultation gepfiffenen Elfmeters, der gute 80 Minuten an erfolgreicher Abwehrschlacht entwertet hatte. Nein, ich verweise auch darum darauf, weil der an sich ja ziemlich sturzanfällige, immer noch großartige, antrittsschnelle, trickreiche Cristiano Ronaldo vergeblich drei Elfer für ManU im Spiel gegen West Ham reklamiert hatte, von denen man ein oder zwei ohne Wimpernzucken hätte ebenso pfeifen können wie den eindeutigen Handelfer gegen Manchester United, für den der gleiche Referee ganz sicher keinen VAR als Oberschiedsrichter heranziehen hätte müssen. Irgendwie eher ausgleichende Gerechtigkeit einer höheren Fußballgewalt denn nette Geste des an ManU-Keeper De Gea gescheiterten Elferschützen namens „Noble“, nicht wahr.

Mittlerweile wird vor TV-Bildschirmen und an Stammtischen über den vermeintlich unparteiischen Anwalt der Fairness, der mit drei Buchstaben dem Fußballgetriebe einverleibt wurde, um nicht zu sagen aufgepfropft, genau so viel diskutiert und gestritten wie vordem nur über die Schiedsrichter, für die ja nicht gerade die aller feinsten Kosenamen (z. B. „Schwarze Sau!“, „Pfeifenkopf!“, „Blindschleich´n!“) gewählt wurden. Aber anders als die ganz normalen, in ihren Entscheidungen inzwischen aber beschnittenen nicht immer so genannten Unparteiischen, die Zielscheibe von oft harscher Kritik bis unqualifizierter Schimpfkanonaden wurden, verstecken sich VAR-Männer oder Frauen, wer weiß, in der obskuren, quasi unsichtbaren Anonymität.

Im Grunde kommt unterm Strich nicht viel mehr heraus als vor der Einführung des VAR, sieht man davon ab, dass die Beteiligten wie die Zuschauer vor Ort oder vor im Fernsehen oft Minuten lang auf die Folter gespannt, Spiele derart in die Länge gezogen und Gelder unterm Strich in Unsummen verschlungen, nein: verschleudert werden. Unter dem Deckmantel der Fairness können sich die Hi-Tech-Firmen die Hände reiben. Nicht die Fuß0ballgerechtigkeit, sondern sie sind die wahren Gewinner dieser Schimäre. Dazu stehe ich auch auf die Gefahr, dabei wieder zu einem Ewiggestrigen degradiert zu werden…

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